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Das Kommando

Das Kommando

Titel: Das Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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sie jetzt auf den Schutz verzichten, den ihnen die Dunkelheit gewährt hätte, und konnten nur hoffen, dass sie weit und breit die Einzigen mit einer langläufigen Waffe waren.
    Coleman strebte weiter. Mit jedem Schritt nach oben brannten seine Oberschenkel mehr, trotzdem verschärfte er das Tempo, ohne auf den Schmerz zu achten. Gerade als er eine über drei Meter hohe senkrecht abfallende Felswand erklimmen wollte, sah er links von sich niedergetretenes Gebüsch. Offensichtlich hatte Wicker diesen Weg eingeschlagen. Ohne zu zögern, zwängte er sich durch das Blattwerk und schaute auf, als er die Felsrinne wieder erreicht hatte. Wicker befand sich unmittelbar unter der Kuppe. Mit gesenktem Kopf verdoppelte Coleman seine Anstrengungen. Er nahm an, dass er in zwei Minuten ganz oben sein würde.

25
    Es sah ganz so aus, als würde der Roulettekreisel in Hebron zum Stillstand kommen , rund dreißig Kilometer südlich von Jerusalem. Da sich diese in einer hügeligen Landschaft gelegene Stadt mit über hunderttausend Einwohnern rühmen kann, das Grab des Erzvaters Abraham zu besitzen, den Muslims ebenso wie Juden und Christen als Propheten verehren, hatten Israelis wie Palästinenser in den über fünfzig Jahren, seit die Briten das Mandat über Palästina niedergelegt hatten, immer wieder begehrliche Blicke auf diese Stadt gerichtet. Da nahe der Stadtmitte eine kleine Gemeinde orthodoxer Juden lebte, mussten diese weniger als tausend Menschen durch eine israelische Garnison geschützt werden.
    Die Vorstellung, dass Juden in ihrer Stadt lebten, und wäre es nur ein einziger, brachte die Palästinenser auf, und so hatten sie immer wieder versucht, dem Problem mit Mitteln zu Leibe zu rücken, die alles andere als humanitär waren. Die von hohen Häusern mit Flachdächern gesäumten engen Straßen in dem hügeligen Gelände und die zahlreichen Sackgassen bildeten ein undurchdringliches Gewirr, das einer Stadtguerilla geradezu ideale Bedingungen bot. Daher war es kein Wunder, dass israelische Truppen ganze Teile der Stadt mieden, denn wer in dieses Labyrinth geriet, lief Gefahr, nicht wieder herauszukommen. Mit anderen Worten, Hebron befand sich praktisch vollständig unter palästinensischer Herrschaft.
    Es überraschte David nicht im Geringsten, dass das Treffen dort stattfinden sollte. Der Zusammenstoß mit Raschid im Parkhaus erfüllte ihn mit tiefer Befriedigung. Gewalt war die einzige Sprache, die er und seinesgleichen verstanden. Seine Männer hatten mit angesehen, dass jemand ihren Anführer gedemütigt hatte, noch dazu mit Leichtigkeit, ein Jüngerer, der zu allem Überfluss von großer Bedeutung für die Zusammenkunft war, an der sie teilnehmen würden.
    David ließ ihnen nicht viel Zeit zu reagieren, während sie auf Raschid starrten, der bewusstlos in seinem Blut am Boden lag. Schroff forderte er sie auf, sich auf den Weg zu machen, und stieg in das weiße israelische Taxi. Die Männer zögerten, unsicher, was sie tun sollten. »Lasst ihn da!«, befahl er. »Er wird froh sein, dass er nicht mitgekommen ist, wenn ich Mohammed Atwa sage, was er getan hat.«
    Bei diesem Namen bekamen die drei Palästinenser so große Angst, dass sie widerspruchslos gehorchten. Mohammed Atwa stand an der Spitze des palästinensischen Geheimdiensts, eine Organisation, die viele Palästinenser noch mehr fürchteten als den Mossad, weil sie dafür bekannt war, der Zusammenarbeit mit dem Feind Verdächtige erbarmungslos zu foltern und umzubringen. Atwa hatte sogar den alten Brauch wieder eingeführt, Palästinenser töten zu lassen, die einem Juden Land verkauften. Ebendieser Mann hatte seinerzeit seinen Gehilfen den Auftrag gegeben, David unter der Folter zu verhören.
    Auf der Fahrt durch die Straßenschluchten von Hebron sah David aus dem Fenster. Es war dunkel geworden, und sie waren wieder einmal umgestiegen, diesmal in ein gelbes palästinensisches Taxi. Hinter einer scharfen Kurve wurde der Wagen zum Halten gezwungen und von einer Gruppe maskierter junger Männer umstellt. Sie trugen allerlei Schusswaffen, von russischen AK-47 bis hin zu amerikanischen M-16. Sie rissen alle Türen auf und forderten die Insassen zum Aussteigen auf. Wieder wurde David gründlich durchsucht; offensichtlich wollte man sichergehen, dass er nicht irgendwo einen Sender versteckt hatte. Als einer der Männer vortrat und nach den Geldkoffern griff, gebot ihm David mit scharfer Stimme Einhalt. Er legte beide auf den Kofferraumdeckel und öffnete sie

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