Das Kommando
macht das die Sache etwas einfacher.« Wicker schaute durch den Dunst in Richtung auf das Lager. »Ich glaube, wir vier könnten da hingehen und die Sache allein erledigen.«
Coleman unterdrückte ein Lächeln. Das hatte er auch schon gedacht. Trotzdem wartete er lieber auf die zusätzlichen fünfundzwanzig Mann, die unterwegs waren. Mit etwas Glück könnte ihnen das Husarenstück zwar gelingen, doch sofern eine noch so geringe Kleinigkeit danebenging, würde das mit Sicherheit ihr Ende bedeuten. »Sonst noch was?«
»Ja.« Wicker legte den Kopf in den Nacken und sah zum Himmel empor, den er undeutlich durch eine Öffnung im Blätterdach erkennen konnte. Schwere Regentropfen prallten auf sein Gesicht. »Ich glaube nicht, dass das nachlässt; eher wird das noch schlimmer.«
Coleman nickte. »Auf jeden Fall kommen die Böen häufiger.«
»Und sie sind stärker.« Mit besorgter Stimme fügte Wicker hinzu: »Wenn das schlimmer wird, müssen wir uns eine andere Möglichkeit überlegen, wie wir wieder nach Hause kommen.«
Im selben Augenblick fuhr ein heftiger Windstoß durch die Baumwipfel, sodass ein zusätzlicher Wasserschauer auf sie herniederging. Rasch sah Coleman zu Boden, um nicht die ganze Ladung ins Gesicht zu bekommen. Dabei lief ihm ein kleiner Bach den Rücken hinab. Es war ein langer, nasser Tag gewesen, und es sah ganz so aus, als würde es noch schlimmer werden.
38
Rapp war erleichtert, Coleman zu sehen. Er fühlte sich im Dschungel nicht besonders wohl. Zwar konnte man sich hervorragend verstecken, doch das galt für beide Seiten. Hinter jedem Baum und Busch konnte der Tod lauern. Ein Marsch durch den Dschungel war selbst unter günstigen Bedingungen eine Strapaze. Mehr noch als die hohe Luftfeuchtigkeit, die Moskitos und die Hitze machte einem die fortwährende Angst zu schaffen. Bei jedem Schritt, den man tat, dachte man an die Bedrohung durch einen möglichen Hinterhalt oder eine Sprengfalle. Überall konnte sich ein Feind verstecken, der nur darauf wartete, einen niederzumachen.
Auf dem zweistündigen Weg zu Colemans Stellung bot Rapp dessen gleich bleibende Mitteilung Trost, dass der Feind das Ende des Unwetters abzuwarten schien. Hoffentlich hielten es die MILF-Guerillas auf der Insel ebenso. Zwar war ein Hinterhalt unwahrscheinlich, aber auf eine Sprengfalle musste man dennoch gefasst sein.
Zweimal hatten sie kurz Halt gemacht, damit Jackson nachzählen und Rapp sich bei Coleman melden konnte. Je weiter sie ins Innere der Insel vordrangen, desto heftiger schien das Unwetter zu werden. Rapp und Jackson wussten, was das bedeuten konnte, und sie hatten bereits mit dem Kommandanten der Belleau Wood über diese Möglichkeit gesprochen. Von der Brücke seines Schiffes aus hatte Forester einen weit besseren Überblick über die Gesamtlage.
Mit gut sechzig Stundenkilometern fegten Böen über den Flugzeugträger dahin. Nach Aussage des Bordmeteorologen mussten sie mit Schlimmerem rechnen, denn die Front könne sich, wie er erklärt hatte, zu einem Tropengewitter mit Windgeschwindigkeiten von hundert Stundenkilometern entwickeln. Angesichts der drohenden Gefahr näherte sich das Geschwader jetzt der Straße von Surigao, wo es auf der dem Wind abgewandten Seite der Insel vergleichsweise geschützt war. Das Wetter, bisher ihr Verbündeter, konnte schon bald zu einer beträchtlichen Erschwernis für einen wichtigen Teil der Unternehmung werden.
In der Nähe von Colemans Stellung angekommen, verteilte Jackson seine Männer in einem Halbkreis um sich herum. Er gebot Funkstille, bis es etwas Wichtiges zu melden gab. Zwar befürchteten sie nicht, dass jemand ihre Gespräche mithören könnte, denn weder die Abu Sayyaf noch die MILF oder das philippinische Heer verfügten über die für die Entzifferung ihres Funkverkehrs nötige Technik. Funkstille wurde üblicherweise aus zwei Gründen angeordnet: Der Befehlshaber sollte sich auf die zu erledigende Aufgabe konzentrieren können, und die Funkverbindung sollte zur Verfügung stehen, wenn sie gebraucht wurde.
Die Männer wurden einander knapp vorgestellt. Rapp hatte Jackson bereits über Colemans glänzende Laufbahn ins Bild gesetzt, und der einstige Kommandeur des SEAL-Teams 6 hatte noch genug Verbindung zu seiner früheren Einheit, dass er alle Befehlshaber persönlich kannte, unter denen Jackson gedient hatte.
»Zuerst«, sagte Rapp und sah dabei Jackson an , »möchte ich die Befehlskette einrichten.« Mit einem Blick auf Coleman fuhr er fort:
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