Das Kommando
in Gang setzen, an deren Ende die Entstehung eines palästinensischen Staates und Ben Freidmans Untergang stand.
37
Coleman war weder besonders euphorisch noch sichtlich niedergeschlagen. Man konnte sagen, dass ihn sowohl Gleichmut als auch Entscheidungsfreude auszeichnete. Er strahlte eine gelassene Autorität aus, die seinen Männern Achtung abnötigte. Nie trat er anmaßend oder schroff auf, und man konnte sich in jeder Lage auf ihn verlassen. Jetzt aber war er vor allem durchnässt, da nützte auch der Poncho nichts, den er übergezogen hatte. Bei dem beständig vom Himmel rauschenden Sturzbach hatte solcher Schutz längst jeden Sinn verloren. Der Boden war so durchweicht, dass Coleman den Eindruck hatte, auf einem dicken Schwamm zu sitzen.
Mit Einbruch der Dunkelheit hatte sich die Sicht wegen des dichten Regens so stark verringert, dass sie das Lager des Feindes nicht mehr sehen konnten. Eine Stunde zuvor hatte er Stroble und Hackett weiter nach vorn beordert, damit sie die Entwicklung der Dinge im Auge behielten. Sie hatten berichtet, was er erwartet hatte: Nichts hatte sich verändert. So wagte er es, Wicker zu einer Erkundung auszuschicken. Er sollte das Lager umrunden, damit sie genauere Vorstellungen von der Umgebung bekamen.
So elend sich Coleman jetzt fühlte, fand er einen gewissen Trost in dem Bewusstsein, dass er schon weit Schlimmeres überstanden hatte. Eines allerdings musste er sich eingestehen: Er war nicht mehr der Jüngste. Mit über vierzig kam es ihm vor, als käme jeden Monat ein neues Leiden zu denen hinzu, die er schon hatte. Fast zwanzig Jahre lang hatte er ein äußerst beschwerliches Leben geführt, das machte sich jetzt bemerkbar.
An einen Baumstamm gelehnt, spürte er, wie ihm Kreuz und Knie steif wurden. Er warf einen Blick auf seine Uhr. Obwohl die Sonne noch nicht untergegangen war, herrschte eine Finsternis, als wäre sie schon lange hinter dem Horizont verschwunden. Coleman schätzte die Sicht auf knapp sechs Meter. Er nahm ein kleines Päckchen aus der Tasche, riss es auf und steckte sich zwei Nuprin-Tabletten in den Mund. Das entzündungshemmende Mittel würde die Schmerzen in seinem Rücken und seinen Knien ein wenig lindern. Bald würden Rapp und die anderen kommen, dann war es Zeit, aufzubrechen.
Mit einem Mal ertönte eine Flüsterstimme: »Achtung, ich komme von hinten.«
Er wandte sich um und sah, dass Wicker nur drei Meter von ihm entfernt stand. Wieso hatte der Mann unbemerkt so nahe an ihn herankommen können? Er war erschüttert. Entweder ließen seine Fähigkeiten tatsächlich nach, oder Wicker war der gerissenste Halunke, den er je gesehen hatte.
Er stand auf und sagte mit einem Blick auf den im Vergleich zu ihm winzigen Wicker: »Du weißt, dass man bei so was leicht erschossen werden kann.«
Wicker lächelte, wobei sich seine Zähne leuchtend weiß vor der Tarnfarbe auf seinem Gesicht abzeichneten. »Dazu müsstest du mich erst mal kommen hören.«
»Wie lange stehst du da schon?«, fragte Coleman misstrauisch.
»Lange genug, um mitzukriegen, dass du ein paar Pillen eingeworfen hast.«
»Verdammt.« Coleman schüttelte den Kopf.
»Lass dir keine grauen Haare wachsen. Bei dem Regen könnte ich mich an einen Rehbock ranschleichen und ihn mit dem Messer abstechen.«
Das glaub ich dir sogar , dachte Coleman. Der in Wyoming aufgewachsene Wicker jagte nicht nur zweibeiniges Wild, sondern auch vierbeiniges, und er hatte bereits Karibus, Wölfe und Schwarzbären erlegt.
»Was hast du herausbekommen?«
»Halt mich nicht für überheblich, aber ich glaube, ich hätte mitten durch das Lager marschieren können, ohne dass jemand was gemerkt hätte.«
»Im Ernst?«, fragte Coleman.
»Absolut. Der Regen stumpft die Sinne ab. Zuerst dämpft er nur die Geräusche, aber wenn es mehrere Stunden so geschüttet hat, ist das wie eine Hypnose.«
Coleman nickte, wobei ihm etwas durch den Kopf ging, das Rapp zuvor über Funk gesagt hatte. »Was ist mit dem Grat auf der anderen Seite des Lagers?«
»Da führen zwei, drei Wege rauf. Weiter ist da nichts.«
»Keine Wachen?«
»Nein.« Wicker schüttelte angewidert den Kopf.
»Und ich hab mich wirklich gründlich umgesehen und mir Zeit dafür genommen. Ernsthaft, die haben da kein Schwein hingestellt, um das Gelände zu bewachen. Die sitzen alle in ihren Hütten und Zelten. Es ist ein Witz, dass man die nicht längst von der Insel gejagt hat.«
»Na ja, wenn man den Oberbefehlshaber des Feindes in der Tasche hat,
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