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Das kommt davon, wenn man verreist

Das kommt davon, wenn man verreist

Titel: Das kommt davon, wenn man verreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Noack
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nach.« Und als er das
herrliche Maigrüne in ihren Händen sah, kriegte er Stielaugen.
    »Herrschaftszeiten! Is der schee-!«
    Neidvoll trabte er neben ihr her. »Und du
glaubst nicht, daß du den verkaufen möchtest? Nicht einmal für zehn Mark?«
    »Nein.«
    »Aber für fünfzehn. Rieke, du machst ein irres
Geschäft, wenn du...« Er brach ab und zeigte staunend auf Bob Taschner, der
soeben mit einer Mittelstanduhr aus einem Vorgärtchen keuchte. Das Ding war
nicht nur unhandlich, sondern auch so bleischwer, daß seine Halsadern
hervorstanden.
    »Aber — mit — Westminsterschlag —«, versicherte
er atemlos.
    Im selben Augenblick stolperte er über
Plumpsack, der begrüßend an ihm hochsprang, weil er ja schon seit ein paar Stunden
mit ihm gut bekannt war.
    Das war das Ende der Mittelstanduhr mit
Westminsterschlag, für die er einer alten Rentnerin ein Vermögen gezahlt hatte.
    Sie zerbarst auf dem Kopfsteinpflaster. Rieke,
Bob, Bussi Laube und auch Plumpsack umstanden die Trümmer mit den vielen
Uhrwerkteilchen wie ein Grab.
    »Da kann man nichts machen. Das ist eben
Schicksal.«
    »Aber wir haben ja Gott sei Dank noch meinen
Wecker«, frohlockte Rieke.
    Bussi verabschiedete sich von ihnen bereits an
der Unglücksstelle. Rieke und Bob gingen zu ihrem Wagen zurück.
    Einmal sah Rieke sich um, sah, wie Bussi auf dem
Pflaster kniete, um die vielen zerborstenen Teile des Uhrwerks aus dem Staub zu
klauben. Der Anblick rührte sie so sehr, daß sie Bob auf ihn aufmerksam machte.
    »Da sehn Sie echten Rallyesportler-Geist, mein
Herr.«
     
    In einem Dorf, dessen Name durch das Lösen eines
Kreuzworträtsels ausfindig gemacht werden mußte, lebte ein Hund, welcher Wastl
hieß und in dem Rufe stand, ein bissiges Viech zu sein.
    Die Aufgabe lautete: »bringt vom wastl ein paar haare mit! WIE IHR DAZU KOMMT, IST EURE
SACHE!«
    Die Bäuerin, bei der er als Hofbewacher in Lohn
und Knochen stand, sah vom Küchenfenster aus erst ein fremdes Auto vor der
Hofeinfahrt parken, dann ein zweites, schließlich ein drittes.
    Allen dreien entstiegen nach ihrer Meinung
reichlich deppert ausschauende junge Leute, im ganzen sechs. Die ließen sich
immer paarweise am Straßenrand nieder, mit dem Rücken gegen den Gartenzaun und
warteten. Und warteten. Das Nichtwissen, worauf, machte die Bäuerin nervös. Als
sie es nicht mehr aushalten konnte, kam sie heraus und fragte, ob die jungen
Leute wegen etwas Bestimmtem hier sitzen würden.
    O nein, sagten alle sechs und schauten so
verdammt treuherzig. Die Mädchen machten Handarbeiten, die jungen Männer hielten
jeder eine Schere und ein Wurstbrot in den Händen, dessen Ränder sich vor Hitze
krümmten.
    Und dann machte Vera einen Fehler. Sie fragte
die Bäuerin, wann denn ihr Hund wiederkäme.
    Ja, das sei ziemlich unbestimmt, weil der Wastl
vielleicht nach Happberg hinüber war, vielleicht aber auch nach Ambach. In
beiden Orten gab es zur Zeit »hoaße Wei-berln«.
    »Woas wullts’ denn vom Wastl?« fragte sie,
plötzlich einen trüben Zusammenhang zwischen den startbereiten Scheren und
Wurstbroten und ihrem Hund witternd. »Nix, gar nix«, beteuerten alle sechs.
    Da ging sie ins Haus zurück, schickte aber einen
Enkel auf die Straße, damit er die Fremden im Auge behalte. Inzwischen trafen
zwei weitere Teams ein und auch Six-ten mit seiner Kamera.
    »Ich hoffe, ich komme noch rechtzeitig zum
Haarschneiden«, rief er.
    »Du hast noch viel Zeit«, versicherten sie ihm.
»Er ist auf Brautschau.«
    »Der Wastl?«
    »Pschscht!« Mit einem Blick auf den Bauernenkel.
»Hat er nicht hinterlassen, wann er wiederkommt?« flüsterte Sixten.
    Alle schüttelten stumm den Kopf.
    »Das ist ja das Ungewisse.«
    »War Team sieben schon hier?« fragte Sixten.
    »Nein, ich versteh das nicht«, sagte Vera. »Bob
geht doch sonst nicht verloren.«
    »Vielleicht haben sie sich gesagt — was werden
wir uns vom Wastl zerfleischen lassen, wenn der Plumpsack auch Haare hat, die
man abschneiden kann«, überlegte ihr Partner Maxi. »Vielleicht sind sie schon
viel weiter, als wir ahnen.«
    »Was machen wir nun?« überlegte Bussi Laube.
    Gundi stieß ihn in die Seite und zeigte auf
einen Rauhhaardackel, der einsam und arglos des Wegs tippelte. Bussi erhob sich
ganz langsam. Die anderen Teams schienen den gleichen Gedanken zu haben.
    Der Dackel fühlte sich plötzlich von gebückten
Gestalten beschlichen, hörte hohe, lockende Töne, traute ihnen nicht, auch nicht
den Düften ihrer gekräuselten Wurstschnitten, legte

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