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Das kommt davon, wenn man verreist

Das kommt davon, wenn man verreist

Titel: Das kommt davon, wenn man verreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Noack
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sicherheitshalber einen
schnelleren Gang ein, fühlte sich verfolgt und sauste endlich um sein Leben die
Dorfstraße hinunter bis zu dem Loch im Zaun des Anwesens, in dem er zu Hause
war.
    Kaum in Sicherheit, pöbelte er seine Verfolger
durch die Holzplatten an.
    Resignierend kehrten sie zu ihren Autos zurück.
Die Mädchen schmückten sie mit den Wimpeln, die sie inzwischen genäht hatten.
    Maxi sagte: »Wir müssen uns was anderes
einfallen lassen. Das mit dem verflixten Mistviech funktioniert nicht.«
    Im selben Augenblick fühlte er Veras sinnenden
Blick auf seine drahtigen Haare gerichtet.
    »Okay«, sagte er, »okay, okay«, während sie ins
Auto stiegen. »Aber nur hinten, wo’s keiner sieht. Und nur eine halbe Locke!«
    Sie schnitt mit Wollust in seinen Schopf hinein.
»Schad, daß ich keinen roten Nagellack da hab’.«
    »Wofür?«
    »Weil’s realistischer aussehen tat, mehr wie
ausgerissen, verstehst?«
    Das verstand er schon.
    »Weißt was?« sagte er nach längerem Überlegen,
»nimm von der feinen Mettwurst vom Wastl-Lockbrot, die hat auch einen blutigen
Effekt.«
     
    Zur gleichen Zeit stellten Bob und Rieke fest,
daß sie vom Weg abgekommen sein mußten.
    Sie holperten über Waldpfade voller
Sonnengeflirr und Schatten, zu schmal zum Wenden.
    »Hätten wir bloß nicht die Mutprobe mit dem
Wastl ausgelassen«, bedauerte Bob. »Jetzt stehn wir da —«
    »Wie Gretel und der böse Wolf. — Es kann
hierlang nicht gutgehen. Wir fahren nach links, wir müssen aber zum See, und
der liegt rechts von uns.« Sie sah ihn an. »Was machen wir ‘n jetzt?«
    »Max und Vera anrufen«, sagte Bob, und zum
ersten Male war auch Rieke über den Schmusekontakt per Funkradio froh.
    Moctezuma rief Weißbier. Weißbier antwortete
nicht. »Was tun Sie eigentlich sonst so? Ich meine, wenn Sie Vera nicht
nachlaufen?« fragte Rieke und streckte ihre steifgesessenen Glieder.
    »Dann laufe ich durch alle Ressorts einer
Münchner Firma, die Maschinen zur Verpackungsherstellung fabriziert. Ich hab’
Maschinenbau studiert.« Er zog das Mikrophon von neuem an den Mund. Ehe er
radiotechnisch aktiv wurde, sagte er noch zu Rieke: »Ab ersten Oktober fange
ich bei der Niederlassung dieser Firma in Mexico City an. — Noch eine Frage?«
    »Nein«, sagte Rieke und fächelte sich mit dem
Etappenzettel Luft zu.
    »QRZ für Weißbier von Moctezuma — Weißbier,
bitte kommen!«
    Endlich antwortete Max Moser.
    »Hier sind ein paar Verirrte«, sagte Bob, »führe
sie auf den rechten Weg zurück.«
    Aber Maxi sträubte sich. »Bin ich euer Pfarrer?
Schaut’s zu, wie ihr das selber managed.«
    »Maxi, sei nicht herzlos. Wir sind neu hier. Gib
mir mal die Vera.«
    »Bob, Liebling, wo steckst du?«
    »Im Wald.«
    »Wo im Wald?«
    »Wenn ich das wüßte, würde ich dich etwas
Netteres fragen.«
    »Also paß auf —« Danach folgte ein Wortgerangel
zwischen Vera und Max.
    »Der Maxi läßt mich nicht — ich sag’s dir
trotzdem — fahr zurück — Maxi! Ich warn dich!!! — Bob, hörst du mich? Fahr
zurück bis dahin, wo du falsch abgebogen bist. Da ist ein Schild...« Ende der
Durchsage.
    Er blieb dennoch auf Empfang in der Hoffnung,
Vera würde sich noch einmal regen.
    Er hatte endlich eine Wegstelle gefunden, die
breit genug war, um seinen Wagen zu wenden.
    »Unsere Anhängsel schlafen«, sagte Rieke nach
einem Blick auf Plumpsack und Pepe, der mit leicht geöffnetem Mund in seiner
Wagenecke hing, den Schwankungen des holperigen Weges wehrlos ausgesetzt.
    »Wenn seine Intelligenz pennt, schaut er
wirklich wie fünfzehn aus«, meinte Bob. »Manchmal habe ich Schwierigkeiten, mir
vorzustellen, daß der da mein kleiner Bruder ist. Wir kennen uns ja kaum. Wenn
ich meinen Vater in Mexiko besuchte, war da ein fürchterlich verzogenes
Muttersöhnchen, ein echtes Ekel, das alle tyrannisierte — und auf einmal ist er
ganz manierlich. Müssen Sie doch zugeben.«
    »Ich bin in ihn verschossen«, versicherte Rieke.
    Eine Weile fuhren sie schweigend, dann sagte
Bob: »Wissen Sie, Friederikus, ich freu’ mich, daß wir mit Ihnen zusammen
diesen Blödsinn machen.«
    »Ja. Es geht ganz gut mit uns.«
    Sie hatten die Weggabelung erreicht, an der sie
zuvor falsch abgebogen waren.
    Rieke stieg aus und suchte die Bäume ab nach
einem Schild, und als sie es fand, rief sie Bob herbei.
    »Lesen Sie mal!«
    »EES MUZ RHI TMMOK, TRHAF GNALTNE REIH RHI NNEW!«
    Sie überlegten, ob das Ceylonesisch sei oder
Tibetanisch oder vielleicht von rechts nach links zu lesen.

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