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Das kommt davon, wenn man verreist

Das kommt davon, wenn man verreist

Titel: Das kommt davon, wenn man verreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Noack
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gelungenen Einfall
bezauberte Rieke.
    Jose Maria Taschner, genannt Pepe, hatte
endgültig den frühreifen jungen Herrn abgelegt.
    »Trotzdem wissen wir noch immer nicht, wieviel
Streifen der Maibaum hat«, sagte Bob.
    »Doch. Zwei. Einen blauen und einen weißen, die
drehen sich um den Baum herum.«
    Rieke und Bob schwiegen beeindruckt. Dann sagte
Bob: »Das kann nur daran liegen, daß Pepe ein Spätling ist. Kinder von älteren
Vätern kriegen oft mehr Intelligenz mit als die von jüngeren.«
    »Wieviel war Ihr Vater jünger, als Sie geboren
wurden?« erkundigte sich Rieke.
    »Dreizehn Jahre.«
    »Na ja —«
    »Wie meinen Sie das?« fragte Bob.
    So wurden sie langsam vertraut miteinander.
    Wer hätte das noch vor ein paar Stunden gedacht!?
    »STELLT FEST, MIT WELCHEN BEINEN DIE KUH ZUERST
AUFSTEHT!«
    Friederike gab sich keine Mühe, über diese Frage
nachzudenken, belästigte auch Bob nicht, sondern wandte sich gleich an Pepe:
»Sag mal, mit welchem?«
    Er bedauerte. Das war auch ihm nicht bekannt.
Also hielten sie vor der nächsten bewohnten Weide und starrten gebannt auf 14
Rinder, von denen drei standen und der Rest schon vor längerer Zeit zu Boden
gegangen war. »Vielleicht sollten wir den Plumpsack auf sie hetzen, damit er
ihnen Beine macht«, überlegte Pepe.
    »Plumpsack ist ein Stadthund. Der fürchtet sich
vor Rindviech.«
    Und so warteten sie denn und warteten.
    »Ein Scheißspiel«, sagte Bob und stieg aus. »Ehe
ich mir hier einen Sonnenstich hole, hole ich lieber frische Amöben. Ich hab’
da einen Bach gesehn.«
    Mit Plumpsack und dem Einmachglas ging er auf
Safari. Nunmehr studierten nur noch Friederike und Pepe die Weide.
    »Wie die Hitze alles versengt hat«, sagte sie.
»Wenn das so weitergeht, gibt’s kein Futter mehr fürs Vieh. Ich hab’ gelesen,
daß sie schon Notschlachtungen vornehmen müssen.«
    Das konnte Pepe nicht begreifen.
»Notschlachtungen? Wegen dem bißchen Trockenheit? Unsere Rinder haben nicht
einmal zur Regenzeit so saftige Wiesen. Sie sind Haut und Knochen. Trotzdem
käme keiner auf die Idee, sie notzuschlachten.«
    Norbert Hagedorn rollte vorbei, rief hämisch aus
dem Fenster: »Ich weiß, mit welchen Beinen die Kuh zuerst aufsteht, aber ich
sag’s euch nicht.«
    »Arschloch«, antwortete Pepe, unendlich
blasiert.
    »Du lebst ständig in Mexiko?« fragte Rieke.
    »O ja — es ist mein Land. Meine Mutter ist
Mexikanerin spanischen Ursprungs. Ihre Vorfahren sind schon mit Cortes
gekommen. Meinem Urgroßvater gehörten Silberminen. Bis zur Revolution war
unsere Familie eine der mächtigsten in Mexiko.«
    Das waren stolze Vergangenheiten. Da kamen
Riekes Vorfahren nicht mit. Irgendein ahnensüchtiger Onkel hatte die Birkows
zwar bis zu den Raubrittern zurückverfolgt. Ihr höchster militärischer Rang im
vergangenen Jahrhundert jedoch hatte den eines Stabstrompeters nicht
überschritten.
    »Deine Mutter ist nicht Bobs Mutter?« fragte
sie.
    »Oh — meine Mutter ist noch sehr jung. Sie hat
mit sechzehn geheiratet. Bob und meine Stiefschwester Hanna stammen aus der
ersten Ehe meines Vaters mit der deutschen Frau. Bob und ich — wir kennen uns
kaum. Er ist ja schon mit zwölf nach Deutschland gekommen, und nur mal zu
Weihnachten oder in den Ferien ist er bei uns in Mexiko.«
    Sie schwiegen eine Weile.
    »Und jetzt verlebst du deine Ferien hier?«
    »Nein«, sagte Pepe. »Wir haben noch keine
Ferien. Erst in zehn Tagen. Aber es macht nichts, wenn ich zehn Tage versäume.
Vor den Ferien ist sowieso nichts mehr los in der Schule.«
    Bob kehrte mit einem Weckglas voll schwappender,
mooriger Brühe und einem bis zum Bauch verschlammten Plumpsack zurück.
    »Na bitte, jetzt wissen wir’s«, rief er schon
von weitem. »Was denn?«
    »Mit den Hinterbeinen zuerst!«
    »Wer?«
    »Die Kuh, wer sonst!«
    »Ach so.« Die hatten sie inzwischen längst
vergessen gehabt. Beim Weiterfahren schaltete er das Funkradio an. Es rauschte
gewaltig. Dazwischen hörte man eine Männerstimme, die einer anderen den Stand
einer Radarkontrolle mitteilte.
    »QRZ für Weißbier von Moctezuma«, sagte Bob ins
Mikrophon. »Weißbier, bitte kommen.«
    »Hier Weißbier«, antwortete Max Moser.
    »Na endlich. Ich versuch’ es schon die ganze Zeit.
Wo habt ihr denn gesteckt?«
    »Wir waren Eis essen. Und ihr?«
    »Wir leider nicht. — Kann ich mal Vera haben?«
    »Ist gerade nicht da. Soll ich ihr was
ausrichten? Vielleicht 88?«
    »Wartet beim dritten Etappenposten auf uns.
Cherio bye-bye.«
    »Was bedeutet

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