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Das kommt davon, wenn man verreist

Das kommt davon, wenn man verreist

Titel: Das kommt davon, wenn man verreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Noack
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Letzteres erwies
sich als die richtige Lösung: »Wenn ihr hier entlang fahrt, kommt ihr zum See!«
    Bob strebte ins Waldesdickicht hinein, er mußte
für kleine Buben. Rieke versuchte inzwischen, im Wagen ein wenig Durchzug zu
veranstalten. Aber außer einer Wespe zog nichts durch.
    So setzte sie sich auf den Waldboden und lüftete
den Jeansrock von den Schenkeln und träumte von einem kühlen Bad.
    Vögel zwitscherten hoch über ihr in den
Baumkronen, und im Funkradio unterhielten sich zwischen Piepsen und Rauschen
ein Mann und eine Frau. Sie fragte ihn, ob er bei ihr hereinschauen wolle, und
er fragte sie, ob sie was Guats zum Essen hätte, und sie sagte Schweinsbraten
mit Knödel, und er sagte, er würde in zehn Minuten bei ihr sein und ob er bei
der Vorder- oder bei der Hintertür ‘neikommen solle, und sie: »Ich schließ’ dir
hinten auf.«
    Für Rieke war das alles neu, was sie heute
erlebte. So außerhalb der Uhr. Und weil sie gar keinen Verbrauch von Menschen
hatte — wen lernte sie in ihrem Berliner Alltag schon kennen — , nahm sie die
Bekanntschaft mit Bob und Pepe Taschner, die anfangs mit so viel Skepsis
belastet war, wie ein Geschenk.
    Bob und Rieke und Pepe und Plumpsack — eine
Zufallsgemeinschaft in einem verschwitzten Auto, die plötzlich ein starkes
Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt hatte.
    Ameisen rannten ihr über die nackten Beine,
darum stand sie auf, schüttelte ihren Rock aus und hörte dabei eine aufgeregte
Männerstimme. Sie wußte anfangs nicht, woher sie kam — Bob war es jedenfalls
nicht — »Notruf — Notruf —«
    Dann fiel ihr das Citizenband ein, das
Funkradio. »Hier spricht Weißbier — wir haben Unfall — brauchen Notarzt — bitte
kommen — Notruf — Notruf — bitte kommen —« Das war Maxis Stimme,
    Rieke griff nach dem Mikrophon und rief: »Ja,
Max, ich höre — Gottes willen — wo seid ihr denn — sag doch mal?« Er sprach
gleichzeitig seine dringenden Notrufe weiter. »Max, hörst du mich nicht? Hier
ist Rieke. Wie macht man das mit dem verdammten Ding —« Sie zerrte am
Mikrophon. »Maxi, hallo-«
    »Notruf — Notruf — bitte melden —«
    Friederike sprang aus dem Wagen und schrie nach
Bob, ein Echo warf seinen Namen zurück.
    »Was ist los? Rieke, was ist passiert?«
    »Maxi — schnell — sie haben Unfall — schnell —
ich kann mit dem Funk nicht umgehen.«
    Bob kam aus dem Wald gerannt. Noch ehe er im Wagen
saß, hatte er das Mikrophon in der Hand. »Sie müssen die Sprechtaste drücken,
wenn Sie gehört werden wollen«, sagte er sachlich zu Rieke, der vor Aufregung
die Knie zitterten.
    Dann meldete er sich bei Max. »Seid ihr
verletzt?«
    »Ja — die Vera. Am Kopf. Sie blutet arg.«
    »Gib mir euren genauen Standort«, und nachdem
Max diesen zusammengestottert hatte, startete Bob den Motor durch. »Wir
verständigen den Notarzt. Bleibt auf Empfang.« Und zu Rieke. »Suchen Sie auf
der Karte den nächsten Ort.«
    Sie fegten mit stäubender Heckwolke, die
entrüstete Spaziergänger am Aufschreiben ihrer Nummer hinderte, durch den Wald.
Bob gab Max Anweisungen, was er mit Vera zu machen habe. Er schien über die
Maßen hilflos und dankbar für jeden Rat. Wenn Bob ihn aufgefordert hätte, Vera
auf den Kopf zu stellen, er hätte auch das blindlings versucht. Kaum hatten sie
den nächsten Ort erreicht — eine altbayerische Idylle um einen Zwiebelturm — ,
stoppte Bob den Wagen vorm Wirtshaus, und Rieke rannte hinein.
    Währenddessen beruhigte er Max, der völlig
durcheinander war. »Rieke ruft den Notarzt an. Was ist mit Vera?«
    »Die Schulter tut ihr weh, sagt sie.
Wahrscheinlich geprellt. Und eben die Stirn rechts —«
    »Wie ist es denn passiert?«
    »Idiotisch«, fluchte Max, »völlig idiotisch. Ein
Eichkater ist uns über den Weg. Vera hat mir ins Steuer gegriffen, damit ich
ihn nicht überfahre. Dafür kleben wir jetzt am Baum.«
    »Schlimm?«
    »Es kann einem das Herz umdrehn«, aus Maxi
wimmerte der gewesene Autobesitzer, der in zwei Tagen mit seinem Wagen in Urlaub
hatte fahren wollen.
    Bob sah Rieke aus dem Wirtshaus auf den Wagen
zurennen. Sie gab ihm schon von weitem durch Zeichen zu verstehen, daß der
Notarzt auf dem Wege sei.
    »Wir kommen jetzt direkt zu euch. Was macht
Veras Wunde?«
    »Immer wenn’s durchblutet, bapp ich ihr noch
einen Verband drauf«, versicherte Maxi, »aber es macht mich fertig — ich kann
kein Blut sehen...«
    Er brach ab, Bob und Rieke lauschten nervös —
nichts. »He, Max!« brüllte Bob

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