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Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Titel: Das Komplott der Senatoren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Anderegg
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zerfetzte. Ihr wurde schwarz vor den Augen. In einem letzten Kraftakt sprang sie um die Theke herum, schrie und prügelte wütend auf ihn ein, als hätte er ihrem kleinen Jungen e t was angetan. Sie bemerkte die schnelle Bewegung in ihrem Rücken nicht mehr, spürte nur den Schlag auf den Kopf, dann verlor sie das Bewusstsein.
     
    Marion machte sich nicht die Mühe, den Schirm aufzuspannen. Sie sprang aus dem Taxi zum Buchladen, den ihr der Anrufer geschildert hatte. Ein ungutes Gefühl besc h lich sie, als sie die Tafel las: closed. Die Tür war verschlossen, der Rollladen vor dem Schaufenster herunterg e lassen. Wollte der Anrufer sie zum Narren halten? War sie einem schlechten Scherz aufg e sessen? Das machte keinen Sinn. Sie klopfte heftig an die Tür und wartete ungeduldig auf eine Reaktion, während sie mit der Mappe über dem Kopf versuchte, sich vor dem Regen zu schützen. Wo kam das viele Wasser her? Irgendwann musste doch Schluss sein. Durch das Milchglas in der Türfüllung sah sie einen Schatten, der sich bewegte, und als sie das Ohr an die Scheibe drückte, hörte sie Geräusche. »Mach schon auf, Mädchen, ehe ich hier draußen ertrinke«, murmelte sie ungeduldig, doch niemand öffnete.
     
    Sie polterte erneut an die Tür, diesmal lauter. Der Schatten bewegte sich wieder, wuchs, sie hörte Schritte. Endlich hatte man sie bemerkt. Der Schlüssel wurde gedreht und die Tür öffnete sich einen Spalt. Ein junger Al Capone, dem nur die Z i garre zwischen den fleischigen Lippen fehlte, streckte den Kopf heraus.
     
    »Geschlossen«, schnauzte er sie an, schaute sich kurz um und machte Anstalten, die Tür vor ihrer Nase zuzuschlagen. Ihr Fuß war schneller. Verärgert schob sie den übe r rumpelten Bu r schen zur Seite, betrat den Laden und stutzte verwirrt. Das charmante, etwas muffige Antiquariat, das sie erwartet hatte, entpuppte sich als eine Art lite r arische Müllkippe. In hei l losem Durcheinander lagen die Bücher auf dem Boden, der Theke, den Stühlen, überall, nur nicht dort, wo sie hingehörten. Die windschiefen Holzgestelle waren leergefegt, nur die staubigen Abdrücke zeugten von ihrer e i gentlichen Bestimmung.
     
    »Mein Gott, was ist denn hier los?«, fragte sie konsterniert. »Macht ihr Inventur?« Sie bekam keine Antwort, hörte aber, wie die Tür hinter ihr wieder verriegelt wurde. Das Geräusch war das Letzte, woran sie sich später erinnerte.
     
    Die Konturen des fremden Gesichts verschwammen, lösten sich auf, fügten sich wieder zusammen, als betrachtete sie ein Spiegelbild in unruhigem Wasser. Sie hatte dieses Gesicht schon einmal gesehen, nur die Erinnerung wollte nicht zurückkehren. Sie schloss die Augen, versuchte nachzudenken, aber das Denken tat weh.
     
    »Miss, sind Sie O. K.? Sehen Sie mich an!« Sie kannte auch diese Stimme. Mühsam blinzelte sie das Gesicht über ihr an. »Gut so, halten Sie die Augen offen. Man hat Sie niedergeschl a gen. Sind Sie verletzt?« Das Gesicht, der Kopf mit dem militärischen Haarschnitt, der Stie r nacken. Mit einem Mal erinnerte sie sich wieder.
     
    »Taxi«, murmelte sie kaum hörbar, und jede Bewegung ihrer Lippen versetzte ihr erneut einen Stich im Kopf.
     
    »Ganz richtig, Miss, ich bin der Taxifahrer. Können Sie aufstehen?« Sie lag am Boden, mi t ten im Chaos, das vielleicht einmal ein ordentlicher Buchladen gewesen war.
     
    »Wo ist Al Capone?«, fragte sie, während er ihr auf die Füße half. Der Cabbie gri n ste.
     
    »Ausgezeichnet, Sie haben Ihren Humor nicht verloren. Das ist ein gutes Zeichen. Bei den Marines war der Kopf in Ordnung, solange man anzügliche Witze machte. Einfacher Schnel l test.«
     
    Marion versuchte gar nicht erst zu lachen, um sich unnötige Schmerzen zu ersparen.
     
    »Sie waren bei den Marines?«
     
    »United States Marines«, nickte er stolz. »Und jetzt karre ich zu jeder Tages- und Nachtzeit Nutten zu ihren Kunden – Entschuldigung, Sie sind natürlich eine Au s nahme.«
     
    Sie konnte sich eine spitze Bemerkung nicht verkneifen: »Eindrückliche Karriere«, spottete sie und schloss die Augen, bis der Schmerz nachließ. »Haben Sie zufällig Kopfschmerztable t ten?«
     
    »Draußen im Wagen.«
     
    »Der hat mich einfach niedergeschlagen«, sagte sie ungläubig, als ihr allmählich wieder ei n fiel, was geschehen und weshalb sie hergekommen war.
     
    »Einer der Männer, die ich aus dem Laden kommen sah?«
     
    »Schwarzer Mantel, schwarzer Hut.«
     
    »Genau. Kurz danach ging ich

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