Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Titel: Das Komplott der Senatoren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Anderegg
Vom Netzwerk:
er das versprochen. Erst wollte er sofort hierherfahren, aber das habe ich ihm glücklicherweise ausgeredet. Ich kann ihm diesen traurigen Anblick nicht zumuten. Bis Feierabend schaffe ich es vielleicht, hier ein wenig aufzuräumen.«
     
    Es dauerte viel zu lange, bis Marion den anrückenden Beamten ihre Version der E r eignisse geschildert und die Notärztin überzeugt hatte, sie laufen zu lassen, aber schließlich setzte sie der Exmarine vor dem John Adams Building der Library of Congress ab.
     
    Mit dem Seufzer »Gott möge mir verzeihen« übergab ihr Sarahs Vater den Umschlag. Er atmete sichtbar auf, als die Papiere in ihrer Aktentasche verschwanden.
     
    Columbia Heights, Washington DC
     
    Marion fuhr mit ihrer kostbaren Beute auf schnellstem Weg zu ihrer Wohnung an der Irving Street in Columbia Heights. Sie musste dringend unter die Dusche, und sie wollte in den e r sten Stunden mit ihrem Fund allein sein. Lange ließ sie das warme Wasser über Gesicht, Nacken und Rücken laufen, aber die Anspannung fiel nicht wie sonst von ihr ab.
     
    Der unerklärliche Überfall ging ihr nicht aus dem Sinn, und die Stiche im Kopf k e hrten mit gnadenloser Wucht zurück, nachdem die Wirkung der Tabletten nachließ. Sie schrie auf, als sie das Handtuch um die nassen Haare schlingen wollte. Die Stelle, wo Al Capone sie erwischt hatte, war zu einem deutlich spürbaren Höcker angesc h wollen, der keine Berührung duldete. Hastig durchwühlte sie den Spiegelschrank, verwünschte nicht zum ersten Mal ihre Unordnung, bis sie schließlich das Glas mit den letzten drei Aspirintabletten fand.
     
    »Wenigstens hat er nicht vorne zugeschlagen«, sagte sie in einem Anflug ironischer Dan k barkeit zu ihrem Spiegelbild. Sie schlüpfte in den Bademantel und ging in die Küche, um Eis zu holen, doch sie hätte es besser wissen müssen. Wie sollte Eis im Gefrierfach sein, wenn niemand Wasser nachfüllte? Sie war eine lausige Hausfrau, das wusste sie, und es hatte sie noch nie gestört, bis jetzt. Sie musste die Schwellung kühlen, keine Frage, also tränkte sie einen Waschlappen in kaltem Wasser und legte ihn mit äußerster Vorsicht auf die empfindliche Stelle. Nach vielen vergeblichen Ve r suchen fand sie endlich die einzig erträgliche Stellung auf dem Sofa, die ihr erlaubte, einen ersten Blick auf die Dokumente zu werfen, ohne ständig an die Beule erinnert zu werden. Auf dem Bauch ausgestreckt, das Kinn im weichen Leder der Armlehne vergraben, die Papiere vor sich auf dem Boden, so begann sie zu lesen.
     
    Bei neun der insgesamt zehn Seiten handelte es sich um Auszüge aus Berichten und Kopien anderer Geschäftsunterlagen, teilweise mit dem Logo von Mamot SA vers e hen, wie ihr der gute Mr. Glickman gesagt hatte. Eine verwirrende Vielfalt tec h nischer Details, Zahlen, Grafiken, deren Bedeutung sie nicht auf Anhieb verstand. Erst als sie den Brief überflog, konnte sie die Beilagen einordnen. Es waren offenbar Beweise für die ungeheuerlichen A n schuldigungen, die ein gewisser ›Dragon‹ dem Senator unmittelbar vor seinem Tod zugestellt hatte.
     
    »Allmächtiger!«, murmelte sie fassungslos und griff zum Telefon.
     
    »Sie müssen sofort herkommen«, platzte sie heraus, kaum hatte Lee sich gemeldet.
     
    »Marion? Was ist los? Geht es Ihnen gut?«
     
    »Steigen Sie in den nächsten Flieger, bitte.« Sie war so aus dem Häuschen, dass sie kaum mehr wusste, wo ihr der Kopf stand. Sie hatte jetzt keine Nerven für lange Er k lärungen. »Nicht am Telefon – ich bin in Ordnung, nur eine Beule – ich hab’s, Lee, wir haben es!«
     
    »Was – wie – sind Sie verletzt?« Er war nun vollends verwirrt.
     
    »Das Dragon-File, das fehlende Glied in der Kette, die Smoking Gun, die Papiere liegen hier vor meiner Nase. Sie müssen das sofort mit eigenen Augen sehen, Lee. Ich kann es nicht fassen.
     
    «Sie hörte nicht auf seine Antwort, gab sich Mühe, ein paar Mal tief durchzuatmen, danach sagte sie etwas ruhiger: »Ein gewisser Dragon von Mamot in Chicago hat dieses Dossier ihrem Vater geschickt, kurz vor seinem Tod. Wir dürfen nicht am Telefon darüber reden. Wann können Sie hier sein?« Sie gab ihm ihre Privatadresse.
     
    Nach dieser Enthüllung stellte er keine weiteren Fragen mehr. Sie hörte, wie er etwas in den Computer tippte, dann antwortete er:
     
    »Ich werde um halb drei bei Ihnen sein. Seien Sie vorsichtig. Öffnen Sie sonst ni e mandem. Wenn ich Sie richtig verstanden habe, sitzen Sie gerade auf einer Bombe,

Weitere Kostenlose Bücher