Das Komplott der Senatoren (German Edition)
Kotflügeln. »Was zum Teufel ...«, knurrte er.
»Los, verschwinden wir.«
Marion wunderte sich nicht wenig über den königlichen Pomp dieses Auftritts, o b wohl Peter sie vorgewarnt hatte. Die Kongressabgeordnete Jane Waters war bekannt für ihr exzentrisches Benehmen. Der Gegensatz zur einsamen, verschwitzten Jo g gerin, die sie mit Lee zusammen gesehen hatte, war trotzdem schwer zu verdauen. Eine perfekte Inszenierung, nur die beiden Kuriere, die nebenan ihre Kiste in den Lieferwagen warfen und überstürzt abflogen, störten das filmreife Bild. Der Chau f feur öffnete die Tür. Marion beobachtete schmunzelnd, wie sich genau die Szene a b spielte, die sie sich vorgestellt hatte. Ein schlankes Bein erschien. Der Fuß steckte in einer eleganten Stiefelette aus Wildleder. Dann das zweite Bein. Peter trat heran, e r griff ihre ausgestreckte Hand und half seinem Gast galant aus dem Wagen. Sie trug ein leichtes Trägerkleid, dessen bordeauxrote Farbe wie die Schuhe wunde r bar zu ihrem Haar passte.
»Chic wie immer«, sagte Peter, der sie zur Begrüßung wie ein Familienmitglied küsste. Jane Waters lächelte den Wartenden freundlich zu.
»Charmant wie selten.« Die Antwort kam so leise über Janes Lippen, dass wohl ni e mand außer ihr und Peter sie hörte. Marion warf ihrem Chef einen fragenden Blick zu, als sie ins Haus gingen, doch er zuckte nur schmunzelnd die Achseln.
»Ist längst vorbei«, flüsterte er ihr rasch zu, bevor sie Jane ins Arbeitszimmer folgten. Jane drehte den Kopf und spottete:
»Das habe ich gehört, Peter.« Zu Marion gewandt meinte sie: »Aber er hat recht. Wir sind nur noch gute Freunde.«
Die Welt ist klein, besonders rund um den Capitol Hill, dachte Marion. Sie hatten die A b geordnete aus zwei Gründen zu dieser Besprechung gebeten. Nach allem was in den letzten paar Tagen geschehen war, drängte selbst ihr abgebrühter Chef darauf, die Sache O’Sullivan so bald als möglich abzuschließen. Die korrupte Bande um Mamot und Senator Douglas schreckte offensichtlich vor nichts zurück, davon zeugten nun auch ihre Verbrennungen an den Beinen und die verbundene linke Hand. Der zweite, für Marion weit wichtigere Grund war ihre Sorge um Lee.
»Tut mir leid, dass wir dich hierher bitten mussten«, entschuldigte sich Peter. »Aber zurzeit existiert unsere Kanzlei nur noch virtuell. Wie du weißt, sind einige Räume total ausgebrannt. Die Kollegen arbeiten mobil, von zu Hause aus, so gut es geht, und wird halten hier Krieg s rat.«
»Es tut mir leid, was passiert ist. Ich war schockiert, als ich es hörte.« Sie schaute Marion prüfend an und fragte: »Haben Sie Schmerzen?«
»Nein, ich bin in Ordnung, danke. Ein Schutzengel hat mich noch rechtzeitig aus den Fla m men gezerrt.«
»Gott sei Dank«, seufzte Jane, dann wandte sie sich wieder an Peter. »Ihr seid sicher, dass es Brandstiftung war?«
»Man hat eindeutig Spuren von Brandbeschleunigern im Archiv gefunden«, nickte er.
»Nichts mehr zu retten?«
Er schüttelte den Kopf, doch er lächelte, als erheiterte ihn der Vorfall.
»Scheint dich nicht sonderlich zu erschüttern.«
»Doch, natürlich«, beeilte er sich zu versichern. »Ich bin nur dankbar, dass ich sei n erzeit unserem paranoiden Sicherheitsdienst nachgegeben habe. Sie bestanden darauf, täglich S i cherheitskopien auszulagern, ich weiß nicht mal wohin. Ich wollte einfach meine Ruhe.«
»Da fragt man sich, wer hier paranoid ist. Zumindest könnt ihr jetzt mit den Kopien weitera r beiten.«
»Du sagst es. Alles andere als ideal, aber die Show geht weiter. Das wichtigste Papier a l lerdings ist uns im Original erhalten geblieben. Es war bereits hier im Safe.« Er zeigte auf die Drake Dokumente, die auf dem Schreibtisch ausgebreitet lagen.
»Was ist das?«
»Die Smoking Gun, die ich erwähnt habe. Der Brief und die Dokumente wurden unter Sen a tor O’Sullivans Nachlass gefunden.«
»Sein Sohn hat mir nichts davon erzählt«, sagte sie nachdenklich und nahm den mit Dragon unterschriebenen Brief zur Hand. Ihr Stichwort, dachte Marion. Mit wenigen knappen Sätzen informierte sie Jane über die abenteuerliche Geschichte der En t deckung des Dragon-Files, über Lees Kontakt zu Quan und dessen Ermordung. Die Abgeordnete schaute sie entsetzt an, als sie geendet hatte.
»Lee verhaftet?«, fragte sie ungläubig.
»Mehr oder weniger. Er konnte wieder ins Hotel zurück, aber sie
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