Das Komplott der Senatoren (German Edition)
haben ihm die Papiere a b genommen. Er darf nicht ausreisen, steht praktisch unter Hausarrest.« Marions Stimme bebte merklich, als sie das sagte. Sie war ebenso besorgt wie wütend, wenn sie an die verfahrene Situation im fernen Senegal dachte, und sie dachte im Grunde dauernd daran.
Es klopfte leise an der Tür. Die Haushälterin streckte den Kopf herein, totenblass und sichtlich aufgelöst.
»Was ist los, Kate? Sie zittern ja«, fragte Peter verwirrt.
»Green Hill, Sir. Das Catering hat nicht geliefert.«
»Nanu, die sollen sich beeilen. Rufen Sie an.«
Sie schüttelte energisch den Kopf und berichtete atemlos was geschehen war: »Sie waren da, Sir. Ich hab sie selbst hereingelassen. Als Ihr Gast ankam, fuhren sie wieder weg, aber sie haben nichts geliefert. Nicht einmal die leere Kiste haben sie mitgenommen.« Ihre Stimme versagte. Sie musste erst Atem holen, bevor sie weite r sprach. »Ich hab angerufen, Sir. Sie sagen, sie hätten nicht liefern können. Ihr Wagen sei heute Morgen gestohlen worden.«
»Wer war denn ...« Er stockte, warf Marion einen erschrockenen Blick zu. Sie wussten beide sofort, was das zu bedeuten hatte. Auch Jane schien die Lage richtig einzuschätzen, denn sie bemerkte trocken:
»Du solltest dein Sicherheitskonzept überarbeiten, Peter.«
»Danke Kate«, murmelte er in Gedanken versunken und entließ die Haushälterin »Die waren hier, in meinem Haus! Verdammt noch mal, ich kann’s nicht glauben.«
Marion wurde übel bei der Vorstellung, dass die Schergen von Mamot und Konsorten ohne weiteres in diese Festung eindringen konnten. Wo in aller Welt, wenn nicht hier, konnte sie sich noch sicher fühlen? Ihr war kalt. Was hätte sie dafür gegeben, jetzt Lees starke Arme zu spüren.
Jane hatte Drakes Brief gelesen. Ihr Gesichtsausdruck war schwer zu deuten. Sie konnte im nächsten Augenblick ebenso gut vor Entsetzen in Tränen ausbrechen wie vor Wut e x plodieren.
»O. K. Leute, wir beenden dieses unwürdige Theater«, sagte sie mit belegter Stimme. »Sorgt dafür, dass unser Kronzeuge Lee O’Sullivan seinen Arsch so schnell wie möglich hierher nach Washington bewegt, dann werde ich ein Hearing veranstalten, wie es dieses schöne Land noch nicht gesehen hat.«
»Siehst du eine Möglichkeit, die Lösung der leidigen Angelegenheit in Dakar zu beschleun i gen?«, fragte Peter vorsichtig.
»Kein Problem. Wir werden ihn vorladen.«
Marions Herz hüpfte vor Vergnügen. Auch wenn ihr Kopf daran zweifelte, dass ein Wisch mit den Insignien des Kongresses der Vereinigten Staaten die senegalesischen Behörden so n derlich beeindrucken würde, ihr Bauch war dennoch höchst zufrieden. Mit diesem Papier im Gepäck würde sie Bewegung in die Sache bringen. Sie brauchte nur noch Peter zu übe r zeugen, am besten sofort.
»Könnten Sie mir die Vorladung bis heute Nachmittag beschaffen? Mein Flug nach Dakar geht um zwanzig vor sechs.«
Es war der gleiche Flug, den Lee genommen hatte. Jane nickte. Im Gegensatz zu P e ter schien sie keine Mühe zu haben mit ihrer Reise nach Senegal.
Dakar, Senegal
Lee erwachte lange vor dem Geschrei des Muezzin. Er wunderte sich, dass er übe r haupt geschlafen hatte. Es musste den Beamten längst klar sein, dass er nichts mit dem Mord an Quan zu tun hatte. Dem Mann wurde ein Nervengift gespritzt, dessen Namen er nicht einmal kannte, und was sollte sein Motiv gewesen sein?
War er nicht eigens über den Atlantik geflogen, nur um mit Quan zu reden?
Was war auf den Bändern der Videoüberwachung zu sehen?
Hätten die Polizisten ihren Job anständig erledigt, würden ihn gewiss die Zeugenau s sagen der übrigen Passagiere entlasten, aber solche Protokolle existierten nicht. Viel zu spät verfolgten sie die Spur am Hafen, als die Petersburg längst wieder ausg e laufen war, die Fracht mit u n bekanntem Ziel abtransportierte. Er saß hier fest, nichts bewegte sich, und am meisten ärgerte ihn, dass er wohl nicht länger schweigen ko n nte. Er musste wohl oder übel allmählich die ganze traurige Geschichte vor den gnädigen Herren im Präsidium ausbreiten in der schw a chen Hoffnung, dass sie ihm abkauften, was er selbst noch vor kurzem nicht geglaubt hätte.
Die Lautsprecher auf dem Minarett erinnerten ihn daran, dass er genau zu dieser Zeit eigentlich in der Ankunftshalle am Flughafen auf Marion warten müsste, doch er du r fte seinen acht Uhr Termin bei Commissaire Ngom
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