Das Komplott der Senatoren (German Edition)
Aufregung angestrengt übe r legte, was sie tun sollte, bremste der Fahrer plötzlich ab, lenkte den Wagen in eine Nebenstrasse und hielt nach wen i gen Metern hinter einem Schuppen an. Na also, dachte sie erleichtert. Sie wusste nicht, wie sie in dieser gottverlassenen Gegend ein vernünftiges Taxi finden sollte, aber das war ihre geringste Sorge. Nur raus aus dieser Falle. Die Tür war noch immer verriegelt. Sie rüttelte und schimpfte.
»Keinen Seefa bekommen Sie, wenn Sie die verdammte Tür nicht aufmachen!«, schnauzte sie ihn an. Er saß teilnahmslos am Steuer, als wartete er auf weitere A n weisungen.
»Arschloch«, zischte sie, zog kurzerhand am Griff der Vordertür und schickte sich an, über die Sitzlehne zu klettern. Sie sah niemanden kommen, hörte nur, wie ihre Tür plötzlich au f gerissen wurde. Kräftige Hände packten sie an den Schultern, zerrten sie aus dem Auto. Sie stieß einen spitzen Schrei aus, als ihr Kopf an die messerscharfe Kante des Türrahmens prallte. Trotz des stechenden Schmerzes wand sie sich, schlug wütend aus und versuchte, dem Angreifer ein Bein zu stellen, aber die Hände fi x ierten sie wie ein Schraubstock. Zu spät bemerkte sie den zweiten Mann mit dem u n scheinbaren Döschen in der Faust. Die Ladung Pfefferspray traf sie mitten ins G e sicht. Ihr Atem stockte, sie bekam keine Luft mehr, ihr Schrei erstarb. Nicht mehr als ein heiseres Röcheln kam über ihre Lippen. Dann begannen ihre Augen lichterloh zu brennen. Die Kräfte verließen sie. Sie hing leblos im eisernen Griff des unbekannten Peinigers.
Commissaire Ngom hatte eine Spur. Lee traute seinen Ohren nicht, als ihm der smarte Kriminalkommissar das eröffnete. Hafenarbeiter glaubten einen Verdächtigen ges e hen zu haben, nach dem nun gefahndet wurde. Ngom schien eigentlich ganz in Or d nung. Er wirkte trotz des Kahlkopfs erstaunlich jugendlich, war entsprechend eh r geizig, pflegte jedoch stets einen ko r rekten Umgangston, und das Wichtigste: er sprach englisch. Wahrscheinlich hätte er seine Papiere längst zurück erhalten, könnte Ngom allein darüber entscheiden. Immerhin ein Hof f nungsschimmer, freute sich Lee, als er das Gebäude verließ.
Der nächste Gedanke galt Marion. Seit anderthalb Stunden sollte sie in der Stadt sein, aber sie blieb wie vom Erdboden verschwunden. Alles hatte sich gegen ihn verschworen. Von der Flughafenauskunft hörte er fünf lange Minuten Musik, die er auf keinen Fall hören wollte, bis er aufgab und das Handy beinahe in der Faust ze r quetschte.
Auf halbem Weg zum Hotel erwachte das Gerät endlich zum Leben. Ein schneller Blick auf den Bildschirm, und die ganze Anspannung der letzten Stunden fiel von ihm ab. »Marion!«, rief er erleichtert. »Endlich, Gott sei Dank. Wo steckst du?«
»Wenn Sie sie lebend wiedersehen wollen, verschwinden Sie.« Die dunkle Männe r stimme jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken. Der Schock verschlug ihm erst die Sprache, dann stammelte er entsetzt:
»Was – wer sind Sie? Was wollen Sie? Wo ist Marion?«
»Sobald Sie im Flieger sitzen, lassen wir sie frei«, antwortete der Unbekannte seele n ruhig.
Lee schrie ins Telefon, dass die Passanten erschrocken zur Seite sprangen: »Wo ist sie? Was habt ihr getan? Ich will mit ihr reden, sofort!«
»Lee ...« Sein Puls raste.
Ihre Stimme klang schwach, aber sie war es zweifellos.
»Marion, was ...« Die Verbindung brach ab. »Verdammt!«, fluchte er in ohnmächt i ger Wut. Mit zitternder Hand drückte er die Rückruftaste. Nach ein paar Summtönen meldete sich ihre Mailbox. Er rannte verzweifelt zum Polizeipräsidium zurück. »Scheiße, Scheiße, Scheiße!«, knirschte er verbissen, während er in großen Sprüngen die Stufen zu Commissaire Ngoms Büro hinauf hetzte. Er achtete nicht auf die übe r raschten Rufe der wachhabenden Polizisten, die ihm mit grimmigen Mienen nac h setzten. Bevor sie ihn erwischten, war er im Büro verschwunden, das er vor ein paar Minuten erst verlassen hatte. »Sie ist entführt worden!«, rief er außer Atem und ließ sich widerstandslos festnehmen. Nach dem ersten Schreck gab Ngom den Polizisten einen Wink. Wortlos nahmen sie ihm die Handschellen wieder ab und zogen sich zurück.
»Setzen Sie sich, erzählen Sie«, forderte er ihn auf, doch Lee war zu aufgeregt. Er blieb st e hen, atmete ein paar Mal tief durch und versuchte, dem Kommissar in möglichst ve r ständlichen Sätzen zu berichten, was
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