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Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Titel: Das Komplott der Senatoren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Anderegg
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nicht gefährden. Kurz vor sieben müsste ihr Flu g zeug gelandet sein. Ungeduldig wählte er ihre Nummer auf dem Handy, das sie in einem Anflug großzügiger Gnade nicht konfisziert hatten. Er drückte das Telefon ans Ohr, presste einen Finger aufs andere Ohr, um den Lärm von draußen zu dämpfen, und wartete. Nach einer Weile unterbrach er die Verbindung enttäuscht. Er wollte sich nicht mit der Mailbox unterhalten. Was erwartete er? Ve r spätungen waren an der Tagesordnung. Er zwang sich zur Ruhe, aber die Zeit wurde knapp. Unzählige Versuche, sie zu erreichen, scheiterten. Noch zwanzig Minuten. Auch wenn das Präsidium nur drei Blocks entfernt war, musste er in zehn Minuten aufbrechen. Er schlüpfte in die Schuhe, drückte noch einmal die Wahltaste. Auch diesmal hinterließ er keine Nachricht. Besorgnis mischte sich in seine Enttäuschung, als er die Zimmertür hinter sich abschloss.
     
    Die Crew schaltete die Triebwerke aus, die Lichter an der Decke erloschen. Die wenigen Passagiere des Flugs SA208 sprangen aus ihren Sitzen auf, zerrten ihr Handgepäck fieberhaft aus der Ablage und drängten sich vor den Ausgang, als würde die Luke gleich wieder zuge s perrt, für immer. Marion hatte keine sonderliche Eile. Ihr Gewissen plagte sie. Warum hatte sie ihm nichts vom Brand erzählt, nichts von ihren leichten, aber deutlich sichtbaren Ve r letzungen? Sie wollte ihn nicht noch zusätzlich beunruhigen, sicher, aber nun riskierte sie, ihn mit ihrem lächerlichen Ve r band wirklich zu erschrecken. Wie würde Lee reagieren? War ihr Kleid in Ordnung? Sie hatte nicht die geringste Ahnung, obwohl sie ihn bereits zu kennen glaubte, war vollkommen aus der Übung im Umgang mit dem anderen Geschlecht. Weshalb diese plötzliche Unsicherheit, jedes Mal, bevor sie ihn traf? Bei den anderen Beka n ntschaften, die alle schon Äonen zurücklagen, hatte sie nie so etwas gespürt, jede n falls eri n nerte sie sich an nichts dergleichen.
     
    Das Flugzeug war leer, die Stewardessen und ihr eingebranntes Lächeln warteten nur noch auf sie. Sie packte Tasche und Aktenkoffer mit einem leisen Seufzer und ging hinaus.
     
    »Taxi, Madame?« Im Gesicht des Knaben ging die Sonne auf, als er sie wie eine gute Bekannte gleich hinter der Zollabfertigung empfing. Die eine Hand schon am Koffe r griff, machte er mit der andern eine ausschweifende Bewegung Richtung Ausgang, deutete eine galante Ve r beugung an und sagte lächelnd: »Bitte, nach Ihnen.« Was soll’s, dachte sie. Der geschäf t stüchtige Junge musste auch irgendwie überleben.
     
    »Solltest du nicht in der Schule sein?«, fragte sie auf Französisch. Die Sprache ihrer Vo r fahren war zwar schon etwas eingerostet, aber scheinbar doch verständlich. Der Bursche e r schrak, als hätte sie ihn beim Rauchen erwischt. In größter Eile trug er ihren Koffer zum Taxi, das mit laufendem Motor wartete, stellte ihn vor dem Wagen ab und rannte davon. Kopfschüttelnd stieg sie ein. Wie sie es im Internet gelesen hatte, grüsste sie freundlich:
     
    »Bonjour Monsieur, wie geht’s?« Der Fahrer hielt sich allerdings nicht an die Regeln des Reiseportals. Er nickte nur schweigend und wartete, bis sie das Fahrziel nannte. Dann trat er aufs Pedal, dass sie unsanft ins zerschlissene Polster gedrückt wurde. Er schien das rote Si g nal an der Kreuzung als unverbindliche Empfehlung zu verstehen, oder er sah es einfach nicht. Ihre Hand klammerte sich verkrampft an den Haltegriff.
     
    Unvermittelt rasteten die Türschlösser mit lautem Klick ein. Sie versuchte, den Stö p sel herauszuziehen, aber er war blockiert. Der ruppige Fahrer hatte die Kinders i cherung eingeschaltet. Jetzt war sie das erste Mal richtig froh um ihre Sprac h kenntnisse.
     
    »Was soll das, warum schließen Sie mich ein?«, rief sie ärgerlich.
     
    Der Fahrer zog es vor, zu schweigen und das Pedal noch stärker durchzudrücken. Sie tippte ihm wütend auf die Schulter.
     
    »He, ich habe Sie was gefragt. Was soll das?«
     
    Er stieß eine leise, unwirsche Bemerkung aus und schwieg weiter. Auch das entsprach ganz und gar nicht dem Handbuch für Senegal-Anfänger. Dieser Kerl, das Taxi, die Fahrt waren ihr nicht mehr geheuer.
     
    »Halten Sie an! Auf der Stelle«, befahl sie entschlossen.
     
    Er ließ sich nicht beeindrucken, blickte stur geradeaus, raste mit atemraubender Geschwi n digkeit weiter auf der Strasse, die irgendwohin führte, nur nicht zum Hotel, wie sie allmählich fürchtete. Noch während sie in ihrer

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