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Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Titel: Das Komplott der Senatoren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Anderegg
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sich die Flammen in den Raum hinein fraßen, wo die geheimnisvolle Schöne noch vor wen i gen Sekunden am Schreibtisch gestanden hatte. Er wählte mechanisch die Notrufnummer und alarmierte die Feue r wehr. Er konnte nicht untätig zusehen, wie sich das Inferno jenseits der Strasse au s breitete, das niemand sonst zu bemerken schien. Atemlos rannte er zu den Aufzügen, fuhr hinunter, jagte zwischen hysterisch hupenden Autos, die mit quietschenden Reifen eine Hand breit vor seinem Schienbein zum Stehen kamen, über die Strasse und stürzte an den Empfangstresen des brennenden Gebäudes.
     
    »Feuer!«, keuchte er. »Es brennt lichterloh im neunten Stock!« Der Nachtportier, selber ein Schwarzer, schreckte von seiner Lektüre auf. Er wich ängstlich zurück, musterte ihn missbi l ligend. Seine Hand unter dem Tisch lag wohl auf dem roten Knopf, als er antwortete:
     
    »Das müsste ich aber wissen, Mister. Ich sehe nirgends einen Feueralarm.«
     
    »Scheiß auf den Alarm! Ich weiß, dass es brennt. Die Feuerwehr wird gleich da sein.« Er rannte zum Treppenhaus, wo das Schaumlöschgerät hing, zerrte es aus der Verankerung und stürmte die Treppe hinauf. Durch das halb offene Tor drang bereits das ferne Geheul der Feuerwehrsirenen. »Neunter Stock!«, rief er zurück, bevor er aus dem Gesichtsfeld des ve r dutzten Portiers verschwand.
     
    Beißender Qualm raubte ihm den Atem, als er die Tür zum Korridor aufstieß. Er presste ein Taschentuch auf Mund und Nase, trotzdem reizte der stechende Gestank verbrannten Kunststoffs seine Schleimhäute, dass er kurz davor stand, sich zu übergeben.
     
    Der Rauch quoll aus dem pompösen Empfangsbereich der Anwaltskanzlei, die seinem Büro gegenüberlag. Die Flammen waren noch nicht bis hierher vorgedrungen, aber durch die breite Glastür hinter der Anmeldung sah er das brennende Büro. Sein Blick fiel geradewegs auf den Schreibtisch, den er schon tausendmal von seinem Platz aus gesehen hatte. Er bekam kaum noch Luft, hustete, spuckte, seine Augen brannten, begannen zu tränen.
     
    Kein Mensch war zu sehen. Er betete, die Frau möge rechtzeitig geflohen sein, ohne große Hoffnung. Zu schnell hatte sich das Feuer ausgebreitet. Er musste hier weg, wenn er nicht ersticken wollte. Ein letzter Blick ins Büro, dann wollte er sich a b wenden, so schnell wie möglich verschwinden.
     
    In diesem Moment bewegte sich etwas.
     
    Er traute seinen Augen nicht. Sie war drin in dieser Flammenhölle! Sie musste reglos an der Wand gelegen haben, bewegte sich erst jetzt, kroch auf allen Vieren auf ihn zu, doch ihre Kraft verließ sie sogleich wieder. Sie blieb erschöpft liegen.
     
    Hastig riss er die Tür auf. Glühende Hitze schlug ihm ins Gesicht, raubte ihm vo l lends den Atem. Flammen züngelten gefährlich nahe heran, drohten ihn und die r e glose Frau einzuschließen. Er schrie auf vor Anstrengung, als er den Sicherheitsve r schluss des Feuerlöschers durchdrückte. Mit ein paar kurzen Schaumstößen machte er den Weg frei, ließ das Gerät fahren, packte die Frau unter den Armen und schleppte sie auf den Flur. Er versuchte, mit ihr zu reden, aber aus seinem Mund kam nichts als ein rasselndes Pfeifen.
     
    Sie drehte langsam den Kopf, schaute ihn mit schreckgeweiteten Augen an, dann u m spielte ein dankbares Lächeln ihren Mund.
     
    Die Männer der Feuerwehr brachten das Löschgerät in Stellung und rückten gegen den Brandherd vor, während die Rettungsmannschaft sie eilends aus der Gefahre n zone barg.
     
    Er sah noch, wie die Frau die Arme hob und mit beiden Händen winkte, so wie sie seine Grüsse stets am Fenster erwiderte, bevor sie mit ihr im Treppenhaus ve r schwanden.
     

Hillwood, Washington DC
     
    Ihre Vorliebe für den El Retiro wurde den zwei Kurieren des ›Green Hill Comestible‹ Cate r ing Service zum Verhängnis. Jeden Morgen um die gleiche Zeit parkten sie ihren Liefe r wagen vor dem Starbucks an der Connecticut Avenue, um sich mit einer Tasse des köstlich aromatischen Kaffees für die Tour in Hillwood zu stärken.
     
    Die Männer im unauffälligen Toyota brauchten nur zu warten, bis die Tür des Co f feeshops hinter den beiden ins Schloss fiel. Sofort sprangen zwei schwarz gekleidete Gestalten mit dunklen Brillen auf der Nase und tief in die Stirn gezogenen Mützen aus dem Auto. Sie sta n den im Nu an der Seite des Lieferwagens, die man vom Lokal aus nicht einsehen konnte. Der jüngere brauchte keine zehn Sekunden, bis die Tür aufsprang. Wenige Augenblicke

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