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Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Titel: Das Komplott der Senatoren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Anderegg
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prallte seine Stirn gegen das Metall. Er ging lautlos zu Boden, nur der dumpfe Aufprall auf den Planken war zu hören.
     
    Lee hörte und spürte nichts, als das Fallreep hochgezogen, die Taue eingeholt, die Dieselm o toren angelassen wurden und die Spassky mitten in der Nacht in See stach.
     
    Spassky
     
    Das aufdringliche Piepsen wollte nicht aufhören, genauso wie der unerträgliche Druck in seinem Kopf. Das Geräusch schien näher zu kommen, wurde lauter. Jeder Ton versetzte ihm einen neuen Stich ins Gehirn. Ebenso plötzlich, wie es begonnen hatte, brach das Piepsen ab, doch nach einer Weile begann es von neuem. Leise zuerst, dann immer lauter bis zur Une r träglichkeit. Lee schlug die Augen auf und starrte verwirrt in die Finsternis. Endlich reali s ierte er, woher das schmerzhafte Geräusch kam: sein Handy weckte ihn. Sechs Uhr früh, Kochi Time. Er setzte sich abrupt auf und fiel gleich wieder hin, als bestünde sein Kopf aus Blei. Stöhnend krümmte er sich, hielt sich den Schädel, versuchte sich zu erinnern. Seine Stirn glühte, die Schläfen pochten wie ein Zweitakter, er atmete flach und schnell, glaubte zu ersticken. Ihm war speiübel und gleichzeitig fühlte er sich seltsam abgehoben, berauscht, als hätte er einen besonders krassen Joint geraucht. Er versuchte aufzust e hen, doch seine Knie knickten wieder ein. Mühsam setzte er sich auf und begann die gefühllosen Beine zu massieren.
     
    Wie von fern hörte er das Stampfen der Schiffsdiesel, da traf ihn die Erkenntnis wie ein Blitz. Die Spassky war in See gestochen, und er saß kraftlos als blinder Passagier im verschloss e nen Laderaum. Nach seinem Handy zu urteilen konnten sie schon neun Stunden unterwegs und somit dreihundert oder mehr Kilometer von der Küste en t fernt sein. Er war mit größter Wahrscheinlichkeit auf hoher See, auf dem Kahn einer Mannschaft, der er keine Sekunde über den Weg traute. Und es gab keine Möglic h keit, mit seinen Leuten zu kommunizieren. Eines Tages wirst du dich gründlich in die Scheiße reiten, hatte ihm Anna einmal wütend ins Gesicht geschleudert. Es sah ganz danach aus, als wäre dieser Tag jetzt gekommen.
     
    Die Luft war zum Schneiden. Es stank nach Dieselöl und das Atmen fiel ihm immer schwerer. Zudem wirkte der halb leere Frachtraum wie ein gigantischer Res o nanzkörper, der den Lärm der stampfenden Motoren teuflisch verstärkte. Sein Kopf drohte zu platzen. Er musste so schnell wie möglich hinaus aus diesem Loch, wollte er nicht ersticken. Er tastete nach der Taschenlampe und rappelte sich mühsam auf. Der Lichtstrahl fiel auf die leere Stelle, die ihm vor seinem Unfall aufgefallen war. Dort hatte seine Ware gelagert, und dorthin drängte es ihn jetzt wieder, auch wenn er sich kaum auf den Beinen halten konnte. Schwer atmend schleppte er sich zwischen den Stapeln hindurch, bis er schließlich jenen Bereich überblickte. Langsam wanderte der Lichtstrahl über die verbliebene Ladung, ohne dass ihm etwas auffiel. Enttäuscht wollte er umkehren, als das Licht auf eine Palette fiel, die er übers e hen hatte, obwohl sie gleich neben ihm stand. Wie vom Blitz getroffen zuckte er zurück. Er richtete den zitternden Lichtkegel nochmals auf die Palette. DT stand in großen Lettern auf der Verpackung. Er hatte seine Pumpen gefunden.
     
    Die Freude über die Entdeckung währte nicht lange. Er spürte, wie er von Minute zu Minute schwächer und schläfriger wurde. Ein böser Verdacht keimte in ihm auf: Kohlenmonoxid, CO. Die Atmosphäre hier unten könnte mit CO vergiftet sein. Er musste an die frische Luft, sonst war er verloren. Vielleicht hatte ihm der Weckruf des Handys das Leben gerettet. Mit eisernem Willen zog er sich die senkrechte Leiter hinauf zur Einstiegsluke. Die Kraft seiner Arme reichte nicht mehr, um den Deckel anzuheben. Erst als er sich mit den Schultern dagegen stemmte, konnte er ihn ein Stück weit anheben. Kühle Seeluft füllte seine Lungen, und er fühlte sich augenblic k lich besser. Lange hing er in verkrampfter Haltung an der Leiter, den schweren Me t alldeckel auf dem Rücken, die Nase im rettenden Luftstrom. Sein Kopf wurde klarer, die Schläfrigkeit wich allmählich und seine Muskeln begannen wieder normal zu funktionieren. Er drückte den Deckel ganz auf, kroch aus der tödlichen Falle, legte sich flach aufs Deck, schloss die Augen und horchte. Hie und da ächzte Metall, unterbrach der Schlag eines Taus an den Mast das gleichmäßige Brummen der M o toren, das rhythmische

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