Das Komplott der Senatoren (German Edition)
die Schachtel mit der e r kalteten Pizza am Fenster und zuckte bedauernd die Achseln, worauf ihr Gegenüber das Blatt wendete. Schade! stand auf der Rückseite.
Lachend und angewidert zugleich klaubte sie ein Stück des fettigen Fladens aus dem aufg e weichten Karton. Das Zeug war nur noch mit rauen Mengen Cola zu genießen, aber sie musste ihren Magen auf irgendeine Weise ruhigstellen, ohne Zeit zu ve r lieren. In ihrem Si n gle-Dasein empfand sie das Essen als lästige Pflichtübung, die sie bisher so schnell und e f fizient erledigt hatte wie die Suche nach Präzedenzfällen im Büro. Bisher, außer dem einen Mal im Garten der bescheidenen Trattoria in Fountain Hills. Sie hatte vergessen oder ve r drängt, wie es sich anfühlte, zu zweit an einem gedeckten Tisch zu sitzen und von einem Teller zu essen, mit Besteck, das nicht aus Plastik bestand, sich bei einem Glas Wein zu unterhalten. Beängstigend gut fühlte es sich an.
Unwirsch verscheuchte sie die lähmenden Gedanken. Sie kippte die Schachtel mit dem Rest der Pizza in den Abfalleimer, wischte die öligen Finger an der Papierserv i ette ab und öffnete die Mappe mit den Unterlagen aus Arizona. Zuoberst lag der Ze t tel mit User-ID und Passwort für die Webseite, die ihr der Kollege aus der IT für die Suche nach Autonummern empfohlen hatte. Sie breitete die ausgedruckten Hand y fotos auf dem Schreibtisch aus und trug alle Nummern der geparkten Wagen, die sie entziffern konnte, in eine Liste ein. Sieben Nu m mernschilder waren zu erkennen, allesamt mit dem charakteristischen dreifingrigen Saguaro in der linken unteren Ecke, dem Wahrzeichen des Wüstenstaates Arizona. Sie tippte die Adresse des Suchdie n stes in die Kopfzeile des Browsers und meldete sich an.
Willkommen zurück, Gringo, begrüßte sie die Webseite. Sie fand nicht auf Anhieb was sie für ihre Suche benötigte, denn unter dem Pseudonym ihres Kollegen standen ihr praktisch sämtliche Regierungsdatenbanken offen. Das Material, das auch die Bullen benutzten, wie Gringo stolz behauptete. Gespannt tippte sie die Daten des e r sten Nummernschilds ein. Das System ließ sich Zeit. Ungeduldig drückte sie die E N TER-Taste ein zweites Mal, ohne E r folg. Endlich erschien die verblüffende Antwort auf dem Bildschirm: »Nummer nicht gefu n den«, zusammen mit ein paar hilfreichen Tipps, was sie bei der nächsten Suche besser m a chen könnte. Ärgerlich tippte sie die Ziffern und Buchstaben, diesmal konsequent groß geschrieben, ein zweites Mal ein. Wieder dauerte es einige Zeit, bis die gleiche Antwort e r schien.
»Das fängt ja gut an«, murrte sie. Sie tippte die nächste Nummer aus ihrer Liste ein, mit dem gleichen Ergebnis. Als die Suchmaschine auch die dritte Nummer nicht fand, wurde sie richtig wütend. Sie schlug auf die Tasten ein, als könnte sie dem widerbo r stigen System die Flausen austreiben, aber es half nichts. Die scheinbar allwissende Datenbank enthielt keine der sieben Autonummern. »Weißt du was, Gringo? Das ist richtig Scheiße«, schnauzte sie den Computer an. Wieder eine Stunde Arbeit für die Katze. Kurz entschlossen rief sie ihren Kollegen an. Ihr war vollkommen egal, wobei sie ihn gerade störte. Wenn er schon im Bett lag, umso besser.
»Marion, was verschafft mir die Ehre?« Er war kaum zu verstehen neben der laut stampfenden Musik und dem Stimmengewirr in ihrem Hörer.
»Kannst du bitte mal den Stecker ziehen?«, schrie sie ins Telefon. Eine Tür knallte, der Lärm wurde erträglicher.
»Warum schreist du so? Ich kann dich gut hören.«
»Spaßvogel. Hör mal, dein Gringo Passwort ist nicht viel wert. Ich versuche seit mehr als einer Stunde, diese läppischen sieben Autonummern abzufragen, aber das miese System will sie nicht kennen.«
»Interessant.«
»Mehr fällt dir dazu nicht ein?« Sie warf ihrem Computer einen bösen Blick zu. »Kennst du auch eine vernünftige Datenbank?«
»Ich meine es ernst, Marion. Das ist wirklich sehr interessant. Die Webseite, die ich dir angegeben habe, kennt alle öffentlichen Records. Das kannst du mir ruhig glauben. Wenn deine Nummern unbekannt sind, gibt es nur noch zwei Möglic h keiten.«
»Und die wären?«, drängte sie ungehalten, als er sich Zeit ließ mit der Antwort.
»Entweder sind es geheime Regierungsnummern oder es gibt sie nicht.«
»Gibt sie nicht!«, äffte sie wütend nach. »Was heißt das? Es sind stinknormale Nu m mer n schilder aus
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