Das Komplott der Senatoren (German Edition)
ihn misstrauisch. »Hat es etwas mit der Demo zu tun?«
Er schüttelte den Kopf, sagte nur: »Setz dich doch«, aber Beth zog es vor, stehen zu bleiben. Er wusste, dass er ihr nichts vormachen konnte und beschloss, nicht lange um den heißen Brei herum zu reden. »Wir stoppen das Projekt.«
Sie zuckte zusammen, als hätte er sie geohrfeigt und starrte ihn ungläubig an. »Sag, dass das nicht dein Ernst ist!«, rief sie. »Die Evaluation ist beinahe abgeschlossen. Ken, es geht um fünf Millionen!«
»Eben«, murmelte er. Er hasste es, zu ihr aufzuschauen und erhob sich. In väte r lichem Ton versuchte er ihr seine Entscheidung zu erklären, doch sie winkte schnell ab:
»Das ist Bullshit, Ken. Du brauchst mir die Kröte nicht schmackhaft zu machen. Es bleibt eine Kröte und ich werde sie schlucken, aber du kannst nicht erwarten, dass sie mir sonde r lich mundet. Was ist der wahre Grund?«
Er grinste erleichtert. Er hatte sie richtig eingeschätzt, auf Beth war Verlass. Seine Entscheidung bedeutete, dass sie und ihr Projektteam ein Jahr lang mit Leib und Seele für den Papierkorb gearbeitet hatten. Trotzdem steckte sie die Niederlage ein, ohne den Kopf hängen zu lassen.
»Also gut, lassen wir die Spielchen, Beth. Der Grund, warum wir die fünf Millionen sparen können, ist die erfreuliche Pattsituation in Washington. Unsere Gegner sind einmal mehr grandios abgeblitzt mit ihren extremen Forderungen, dank der tatkräft i gen Unterstützung des Senatskomitees. Wir müssen also weiterhin nicht mit verschä r ften Kontrollen und Vo r schriften rechnen. Du wirst verstehen, dass ich unter diesen Umständen nicht bereit bin, das Geld für eine luxuriöse Filteranlage rauszusc h meißen.«
Sie schaute ihn lange schweigend mit zusammengekniffenen Lippen an. Es war nicht zu übersehen, dass sie mit sich kämpfte. Er erwartete eine giftige Bemerkung, aber sie drehte sich schließlich auf ihren Absätzen und fragte auf dem Weg zur Tür lediglich:
»Sonst noch was?«
»Nein.« Die Tür fiel schon wieder zu hinter ihr, als er hinzufügte: »Sorry, Beth.« Er ging zu seinem Wandschrank, schob die paar Bücher zur Seite, packte die dic k bauchige Flasche, die er im Gegensatz zu den Büchern schon oft geöffnet hatte und goss sich eine großzügige R a tion des köstlichen Tequila ein. Der erste Teil der Pendenz Nummer eins war erledigt, der zweite würde weniger Nerven kosten. Unter seinen Fenstern ging die Demonstration mit unverminderter Lautstärke weiter, aber sie hatte ihren Schrecken verloren. Diese Leute ve r schwendeten nur ihre Zeit. Bald würde die Verstärkung aus Phoenix dafür sorgen, dass der Betrieb ungestört weiter g ing. Er setzte sich entspannt an den Schreibtisch und ließ sich zur Buchhaltung durchstellen.
»Schöne Scheiße da draußen«, schimpfte der CFO, als er seine leuchtend weiße Mähne zur Tür hereinstreckte. Ken schmunzelte. Er kannte seinen Vertrauensmann schon seit der Highschool und schätzte dessen direkte Art im Gegensatz zu den mei s ten anderen Leuten.
»Beth war eben hier. Das Projekt ist Geschichte.«
»Gut für unseren Bonus«, brummte der CFO. Ken lachte.
»Du sagst es. Die fünf Millionen bleiben in der Kasse, aber die Provision müssen wir jetzt natürlich zahlen, wie wir besprochen haben.«
»Zwanzigtausend?« Ken nickte. Verglichen mit dem Ersparten war es ein lächerlicher Pa p penstiel, den die Buchhaltung an Ritter und Co., den bewährten Treuhänder in Chicago, überweisen würde.
Business District, Washington DC
Das Licht ging plötzlich aus. Marion schreckte in ihrem Sessel hoch und wedelte mit den Armen, bis die Sensoren ihre Bewegung registrierten und die Leuchtröhren eine nach der anderen wieder aufflackerten. Sie musste lange unbeweglich über ihren A k ten gebrütet h a ben. Stöhnend rieb sie sich den Rücken, stand auf und streckte sich. Die Fenster der Büros gegenüber waren dunkel, außer der Reihe im neunten Stock, wo der unbekannte junge Mann am Computer saß. Er hatte sie bemerkt, winkte b e geistert und hielt ein großes Blatt Papier ans Fenster. Hungrig, Essen? stand drauf. Sie schmunzelte. Es war nicht das erste Mal, dass er sie auf diese Art zu verführen ve r suchte. Beinahe bedauerte sie, ihn schon wieder enttäuschen zu müssen, aber ihr A r beitstag war noch nicht zu Ende. Grund genug jedenfalls, sich nicht ernsthaft mit a n deren Ausflüchten beschäftigen zu müssen. Sie schwenkte
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