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Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Titel: Das Komplott der Senatoren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Anderegg
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nicht mehr lange warten. Kommen Sie.« Ohne weiter auf sie zu achten, schritt er zügig über Stock und Stein die Böschung hinauf, weg von der Strasse. Er hörte, wie sie mit ihm Schritt zu halten versuchte und dabei nicht sparte mit Kraftausdrücken. Großartig, sie konnte offensichtlich nicht ausstehen, dass er jetzt die Führung übernahm. Grinsend ging er weiter, bis er die Krete erreichte, die parallel zur Strasse zum Fabrikgelände führte.
     
    »Ich finde das ganz und gar nicht amüsant«, schnaubte sie wütend, als sie sein z u friedenes Lächeln sah.
     
    »Es macht einfach Spaß, mit Ihnen zu wandern.« Er freute sich bereits auf ihre bi s sige An t wort, doch sie schrie unvermittelt auf und tat einen gewaltigen Satz zur Seite. Gerade noch rechtzeitig packte er ihren Arm und hielt ihn fest wie ein Schraubstock, bevor sie den silbern glänzenden Ball an ihren Jeans berührte.
     
    Vorsicht! Hände weg!«, rief er und löste das anhängliche Stück Kaktus mit seinen Stiefeln von ihrem Bein. »Diese Chollas haben es auf uns Menschen abgesehen.«
     
    »Scheinbar nur auf mich«, schmollte sie. »He, was fällt Ihnen ein?« Er betastete die Stelle an ihrem Bein, wo sich der Kaktus festgehakt hatte, vorsichtig, während er sie immer noch fes t hielt.
     
    »Entschuldigen Sie«, lachte er. »Ich will nur sicher sein, dass nichts steckengeblieben ist. Sehen Sie hier?« Er zeigte ihr eine Stachelspitze, die er aus dem Stoff gezogen hatte.
     
    »Sie dürfen mich wieder loslassen.«
     
    Seine Hand fuhr zurück. »Natürlich«, murmelte er etwas verlegen. Als er ihr den Rücken zuwandte, um weiterzugehen, brummte sie kaum hörbar:
     
    »Danke.«
     
    »Keine Ursache«, antwortete er laut.
     
    Das intensive Zirpen, Rasseln und Knacken der Zikaden schwoll allmählich zu stetem Rauschen an, das auch das Gezänk der Vögel um ihren Schlafplatz übertönte.
     
    Sie näherten sich dem Rand des Talkessels, als ihm Marion plötzlich auf die Schulter tippte und zischte:
     
    »Psst, ich höre etwas!« Von der Strasse herauf drang Motorenlärm, der sich rasch näherte.
     
    »Ein Motorrad«, stellte er fest, noch bevor sie das Fahrzeug sahen. Das Torgitter stand offen und der Fahrer fuhr unbehelligt am Posten vorbei hinter das Wachhäuschen. Kurz darauf fuhr ein anderes Motorrad aus der Umzäunung und kna t terte die Strasse hinunter. Wachablösung. »Verdammt«, knurrte Lee zwischen den Zähnen.
     
    »Wie bitte?«
     
    »Mist!«, schimpfte er ungehalten. »Sieht ganz danach aus, dass sie die Bewachung nachts ebenso ernst nehmen wie tagsüber. Und der verfluchte Köter ist auch noch da.« Marion streckte wortlos die Hand nach dem Fernglas aus, das an seinem Hals baumelte. Aufmerksam beobachtete sie die Fabrikanlage durch das Glas, bis sie es schließlich mit einem triumphie r enden Lächeln zurückgab.
     
    »Unverwechselbar wie ein Fingerabdruck.« Sein verständnisloser Blick schien sie zu e r heitern. »Die Autos auf dem Parkplatz. Stehen immer noch in Reih und Glied da wie auf meinen Fotos. Gleiche Reihenfolge der Nummern.«
     
    »Nicht ungewöhnlich für einen Firmenparkplatz«, bemerkte er trocken.
     
    »Ja, aber sie stehen genau gleich da, gleiche Abstände, der dritte von links, der Pick-up, etwas schräg und einen Fuß weiter hinten. Das exakt gleiche Muster, wie ein Fi n gerabdruck. Ich wette, die Wagen sind keinen Zoll bewegt worden.« Sie sagte es mit einer Überzeugung, als wäre jeder Zweifel unangebracht, und er glaubte ihr. Mit di e ser Fabrik war etwas ganz gewaltig faul. Er konnte nicht erwarten, endlich die letzte Phase seiner kleinen Expedition zu beginnen, aber es war noch zu hell.
     
    »Ich warte noch eine halbe Stunde«, sagte er mehr zu sich selbst, als zu seiner Begl e iterin.
     
    »Lässt er Sie dann eher hinein?«
     
    Er schüttelte lachend den Kopf. Sie unterschätzte seine Dreistigkeit offensichtlich immer noch. »Ich nehme die Hintertür.«
     
    Im Halbdunkel, gut gedeckt vom Buschwerk, stieg er voran ins Tal hinunter. »Immer fest auftreten, wegen der Schlangen«, mahnte er. Sie schien die Warnung nicht gehört zu haben. Etwas anderes beschäftigte sie weit mehr, denn sie blieb plötzlich stehen und fragte entgei s tert:
     
    »Lee, Sie wollen doch nicht einbrechen? Das ist unerhört, das ist –illegal!«, rief sie entsetzt.
     
    Er drehte sich zu ihr um, setzte ein ernstes Gesicht auf und sagte: »Ich muss wissen, was hier los ist, und Sie wollen das auch, wenn Sie ehrlich sind.« Er

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