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Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Titel: Das Komplott der Senatoren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Anderegg
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angenehmer Lunch erwartete ihn.
     
    Flagstaff, Arizona
     
    Niemand konnte ernsthaft behaupten, Ken Holden, der Chef der Clearwater Kohle k raftwerke im Osten Flagstaffs, wäre auf den Mund gefallen. Mitarbeiter, Freunde und Feinde kannten ihn als geselligen, bodenständigen Kerl, der stundenlang über nichts reden konnte. Doch was sich nun unter dem Fenster seines Büros am Fuß des Devils Head abspielte, verschlug selbst ihm die Sprache. Er und seine Leute waren es g e wohnt, hin und wieder von ein paar verirrten Umweltschützern mit orthografisch fragwürdigen Parolen auf Pappkarton belästigt zu we r den, aber dieser organisierte Massenaufmarsch bedeutete nichts anderes als Krieg. Seit über einer Stunde herrschte hier Belagerungszustand. Die Sprüche auf den Plakaten wurden zunehmend aggre s siver.
     
    Hilfe, wir kriegen keine Luft!
     
    Hört auf uns anzulügen – saubere Kohle gibt es nicht!
     
    Stoppt die Kohle!
     
    Schleift die Dreckschleuder!
     
    Er hatte aufgehört zu zählen, aber es mussten hunderte wütender Demonstranten sein, die immer wieder im Chor skandierten: »Stoppt die Kohle, stoppt die Kohle, ...« Allmählich drohte ihm die Sache über den Kopf zu wachsen. Der Mob besetzte nicht nur das Werk s gelände, die Leute blockierten auch die wichtigen Zufahrtswege vom Highway 89. Wenn das noch lange so weiterging, mussten sie den Betrieb herunte r fahren. Und er fragte sich bange, wann die ersten Steine fliegen würden.
     
    »Ken«, meldete sich seine Sekretärin schüchtern und hielt ihm den Telefonhörer hin. »Der Gouverneur.« Sichtlich erleichtert ergriff er den Rettungsanker und rief ins Telefon:
     
    »Governor, Lucy, Gott sei Dank, dass du zurückrufst. Hier ist die Hölle los!«
     
    »Das höre ich durchs Telefon. Habt ihr Krieg?«
     
    »Das kannst du laut sagen. Unsere Männer und die Polizei geben sich alle Mühe, aber die Meute ist einfach zu groß. Ich befürchte ...« Die Gouverneurin unterbrach ihn:
     
    »Willst du mir nicht erst einmal sagen, was überhaupt passiert ist?«
     
    Er schilderte in grellen Farben, was sich zu seinen Füßen abspielte und lieferte auch gleich die Erklärung dafür: »Weißt du, was ich glaube, Lucy? Ich glaube, die Leute sind fuchste u felswild, weil es immer noch vernünftige Leute in Washington gibt, die uns keine weiteren Steine in den Weg legen wollen. Wir haben weiß Gott schon genug investiert für Sicherheit und saubere Energie.«
     
    »Ja, ja, ich kenne deine Sprüche, Ken. Hör mal, ich habe wenig Zeit. Ich schlage vor, wir schicken dir Verstärkung aus Phoenix hinüber, um die Zufahrt und den Betrieb zu sichern. In spätestens zwei Stunden sind sie da. Die Demonstranten lassen wir schön in Ruhe. Irgendwann werden sie von selbst müde und kehren heim. Nur keine Prov o kation.«
     
    »Werde mich hüten«, brummte Ken, aber er war zufrieden. Die Angelegenheit hatte nun die nötige Management Attention. »Vielen Dank, Governor.« Es half nichts, er musste sich in Geduld üben, so schwer es ihm auch fiel.
     
    Nach dem Telefongespräch setzte er sich etwas ruhiger an den Schreibtisch und b e gann, die Pendenzen abzuarbeiten. Die Wichtigste war nirgends notiert. Eine heikle Sache, bei der man besser keine schriftlichen Spuren hinterließ. Er griff zum Telefon.
     
    »Tut mir leid, Mr. Holden, Mrs. Harper ist im Kesselhaus.«
     
    »Was in Gottes Namen treibt sie denn in diesen Ofen, friert sie?« Er lachte lauthals über seinen gelungenen Scherz.
     
    »Sie zeigt den Herren von MCT das Werk. MCT ist einer der Anbieter für die neuen ...«
     
    »Ich weiß, wer die Leute sind, danke. Beth soll die Führung beenden und sofort in mein Büro kommen, sagen Sie ihr das. Es ist dringend.« Die Führung war ohnehin gegenstandslos, aber das wusste die gute Beth Harper noch nicht. Ein wenig tat ihm die Projektleiterin leid. Sie hatte viel Zeit und Energie in die Ausschreibung für den Bau der neuen CO2 Waschanlage investiert, aber die Götter in Washington hatten nun mal entschieden, nichts zu entscheiden.
     
    »Beth, gut, dass du so schnell kommen konntest«, begrüßte er seine altgediente An g estellte, als sie atemlos zur Tür hereinplatzte.
     
    »Du hast mir ja keine Wahl gelassen. Was gibt’s denn so Dringendes?«
     
    »MCT waren die letzten?«
     
    »Ja, mein Assistent betreut sie weiter.«
     
    »Gut, obwohl du sie auch gleich hättest nach Hause schicken können, fürchte ich.«
     
    »Nach Hause – wie meinst du das?« Sie musterte

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