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Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Titel: Das Komplott der Senatoren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Anderegg
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Türspalt drang kein Licht, in der Halle war es dunkel. Er packte den Tü r griff mit beiden Händen, spannte die Sehnen und zerrte mit aller Kraft. Knirschend und kreischend glitt das schwere Tor soweit zur Seite, dass er in die Halle schlüpfen konnte. Er sprang hinein, duckte sich sofort und verharrte reglos im Dunkeln. Er wagte nicht zu atmen, bis er sicher war, dass sich nichts und niemand bewegte. Das Tor fasste er nicht mehr an, um weiteren Lärm zu verme i den, auch wenn er dadurch Gefahr lief, dass jemand den Lichtschein seiner Taschenlampe entdeckte. Klopfenden Herzens schaltete er sie ein, bereit, sie sofort wieder auszuknipsen und zu fliehen.
     
    Er stand in einer blechernen Kathedrale, viel größer, als sie von außen erschien, denn sie war vollkommen leer. Ein Hangar, den man auf den Wüstenboden gestellt und vergessen hatte, so kam es ihm vor. Ungläubig leuchtete er in jede Ecke, untersuchte Boden und Dachkonstruktion, so gut es in der Eile möglich war. Er fand keinen Hi n weis auf doppelte Böden oder a n dere Tricks. Die Halle war und blieb leer, und wenn er sich nicht sehr täuschte, hatte man sie auch noch nie benutzt. Es roch nicht viel anders als draußen, vielleicht eine Spur modriger, jedenfalls nicht nach Öl, Lack, Farbe oder Benzin und Lösungsmitteln wie in anderen Indu s triehallen.
     
    »Heiliges Kanonenrohr!«, raunte er überwältigt. Dieses Gebäude war nichts als eine leere Kulisse. Also doch Hollywood? War diese ganze Fabrik ein Potemkinsches Dorf? Dazu passten immerhin auch die falschen Autonummern auf dem sonderbaren Parkplatz.
     
    Er hatte genug gesehen in dieser Halle. Um sicher zu sein, dass er sich nicht täuschte, musste er einen Blick ins zweite Gebäude werfen, auch wenn ihn sein Verstand längst zum Rückzug drängte. Vorsichtig streckte er den Kopf durch den Türspalt. Kein ungewöhnliches Geräusch war zu hören, kein Schatten zu sehen, der sich bewegte. Er trat hinaus und rannte zum Tor der zweiten Halle.
     
    Unter dem Strauch vor dem Loch im Zaun erhob sich Marion ächzend vom Boden. Eines ihrer Beine war beinahe eingeschlafen. Während sie sich mit der einen Hand massierte, b e trachtete sie argwöhnisch das Funkgerät, in ihrer anderen Faust. Sie umklammerte es noch immer wie einen Talisman. Ein ziemlich unnützer Talisman, wie sie allmählich begriff, denn seit Lee durch dieses Loch gekrochen war, hatte das grotesk hässliche Gerät keinen Ton von sich gegeben. Das war vor mehr als einer halben Stunde. Schon mehrmals hätte sie um ein Haar die Sprechtaste gedrückt, um endlich zu erfahren, was der Verrückte trieb, doch ihr Stolz hinderte sie jedes Mal daran.
     
    Plötzlich fuhr sie herum. Eine Stimme! Sie blickte zum Wachhaus. Gleissender Lichtschein fiel durch die offene Tür auf den Vorplatz. Mit lähmendem Entsetzen schaute sie zu, wie der Wächter mit dem Hund an der Leine aus dem Haus trat. Die Tür fiel ins Schloss und die be i den begannen ihre Runde. Sie stand wie angewurzelt hinter dem Strauch, hielt den Atem an, die Augen starr auf die beiden gerichtet, als könnte sie die böse Erscheinung damit vertreiben. Die Hand schmerzte, so ver z weifelt klammerte sie sich an das Funkgerät. Als sie endlich begriff, dass die Runde des Wächters von ihr weg auf die andere Seite des Geländes führte, kehrte ihr Ve r stand schlagartig zurück. Sie hielt das Funkgerät vor den Mund, drückte die Sprechtaste und zischte aufgeregt:
     
    »Lee! Der Wächter ist unterwegs. Wo zum Teufel sind Sie?« Das Gerät blieb stumm. Sie versuchte es nochmals, lauter. »Sprich mit mir, blöde Kiste!«, schimpfte sie, schlug das Walkie-Talkie ein paar Mal gegen ihre Handfläche, um es wachzurütteln und drückte n o chmals die Sprechtaste: »Lee, verflucht, sie kommen! Was soll ich tun?« Es half alles nichts. Der Verrückte meldete sich nicht. Sie hätte es wissen müssen. Technik funktionierte in ihrer Umgebung nicht. »Was soll ich tun?«, wiede r holte sie tonlos. Die beiden waren schon fast am anderen Ende des Geländes. Wenn sie Lee warnen wollte, musste sie sich beeilen.
     
    Scheiße, deine Zulassung bist du los, schoss ihr durch den Kopf, als sie durch das Loch kroch, aber sie konnte nicht einfach tatenlos zusehen, wie sie Lee schnappten. Ihr T-Shirt hakte sich an einem vorstehenden Stachel fest. Sie riss sich wütend los. Wenigstens konnten sie die beiden jetzt nicht sehen, wie sie zu den Hallen rannte. Die Hinterseite war stoc k dunkel, außer einem fahlen

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