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Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Titel: Das Komplott der Senatoren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Anderegg
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die Veränderung bemerkte, hielt er sofort am Straßenrand an. Er nahm sie ohne Umschweife in die Arme, hielt sie fest, bis das Zittern aufhörte.
     
    »Tut mir leid, Marion«, flüsterte er. »Kommt nicht wieder vor.« Sie drehte den Kopf, schaute zu ihm auf und schmunzelte:
     
    »Versprechen Sie nichts, was Sie nicht halten können.« Sie blieb eng an ihn geschmiegt, hielt seine Arme fest, damit er nicht auf die Idee kam, sie loszulassen, denn es fühlte sich einfach zu gut an. Nach einer Weile fragte sie: »Was war e i gentlich in den Hallen?«
     
    »Nichts, rein gar nichts. Die ganze Fabrik ist ein gigantisches Täuschungsmanöver.«
     
    Sie schwieg. Irgendwie überraschte sie das nicht mehr. Ein aufwändiger Schwindel, wozu?
     
    Er lachte unvermittelt auf und sagte: »Ich hatte eine Scheißangst auf diesem Bike, wissen Sie?«
     
    »Gut«, antwortete sie und schloss zufrieden die Augen.
     
    Garfield Park, Chicago
     
    Krüger ließ sie zuerst in die königliche Suite ihres CEO eintreten. Alicia bedankte sich mit einem überaus freundlichen Lächeln, das er demonstrativ ignorierte. Es ha n delte sich um eine ernste Angelegenheit, denn diesmal bat sie Leblanc nicht zum Sofa, sondern deutete wortlos auf die zwei unbequemen Biedermeiersessel vor seinem Schreibtisch.
     
    »Alicia, Paul, wir haben ein Problem«, begann er ohne Umschweife. Sie konnte sich vorste l len, worum es ging und ihr Kollege wohl auch, denn er rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her. »Heute Morgen komme ich in dieses schöne Büro und was finde ich auf meinem Schreibtisch?« Als hätte er die dramatische Geste ei n studiert, entfaltete er einen Brief und hielt ihn seinen Managern mit elegantem Schwung unter die Nase. Sie überflog den Text blitzschnell und musste auf die Zähne beißen, um nicht schadenfroh zu grinsen. Krüger schü t telte ärgerlich den Kopf und nörgelte:
     
    »Das ist Französisch, und Handschrift. Ich verstehe kein Französisch.«
     
    »Was du nicht sagst«, lachte Leblanc bitter. »Immerhin die Sprache Pascals, Voltaires und Sartres. Es ist die Handschrift unseres verehrten Patrons, Dr. Claude Martin aus Genf. Er schreibt, der VR Ausschuss hätte äußerst beunruhigende Post von offizieller Stelle in Ghana erhalten.« Leblanc musterte ihn mit stechendem Blick. Als er nicht weiterfuhr, konnte sich Krüger nicht länger beherrschen.
     
    »Lass die Spielchen, Maurice«, platzte er heraus. »Sag uns endlich, was los ist.«
     
    »Wie du meinst.« Leblanc knallte eine Mappe vor ihn auf den Tisch. »Das ist die Beilage, direkt vom Ministerium für Nahrung und Landwirtschaft aus Accra. Alles auf Englisch.« Während Krüger mit steinernem Gesicht durch die Akten blätterte, fasste der CEO die une r freuliche Geschichte zusammen. Die Regierung in Accra hatte die Notbremse gezogen bei Krügers monströsem Jatropha-Projekt. Wie sie vorausgesehen hatte, erklärte man die Ve r träge mit den lokalen Stammesfürsten für null und nichtig. Wasser und Anbauflächen sollten für Nahrungsmittelanbau eing e setzt werden, nicht für die zweifelhafte Produktion von Biosprit. Im letzten Jahr war die Versorgungslage der Bevölkerung mit Grundnahrungsmi t teln und sauberem Trinkwasser besonders prekär, und nach den Prognosen würde das laufende Jahr noch schlimmer werden. Das ehemals fruchtbare Land steuerte auf die schlimmste Hungersnot seit Menschengedenken zu.
     
    »Genau wie die meisten angrenzenden Länder auch«, warf sie ein. Wie Krüger hatte sie bis vor wenigen Minuten nichts von dieser Sitzung gewusst, dennoch war sie b e stens darauf vorbereitet. Krüger war einfach zu einfältig für seinen Job. Trotz ve r schiedener Warnungen lief er geradewegs ins Messer.
     
    »Und weißt du, was das Schlimmste ist, Paul?«, bohrte Leblanc weiter und beantwo r tete die Frage gleich selbst: »Die Leute wollen nichts mehr mit Mamot zu tun haben. Sie schmeißen uns einfach aus ihrem Land. Wie findest du das?«
     
    »Davon – wusste ich nichts«, stammelte Krüger betreten.
     
    »Ich auch nicht«, schnauzte sein Chef ungehalten, »aber du warst gewarnt.« Alicia räusperte sich.
     
    »Das ist schlimm, Maurice, aber ich denke, die Suppe wird nicht so heiß gegessen, wie sie gekocht ist. Wir müssen die Drohung sicher ernst nehmen. Andererseits ist die Lage der Bevölkerung so dramatisch, dass das Land auf jede Unterstützung ang e wiesen ist, insbeso n dere auch auf unser unbestrittenes Know-how in der Versorgung ganzer

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