Das Komplott der Senatoren (German Edition)
Wächters vor sich. Nicht mit mir, dachte sie, drehte sich blitzschnell gegen seinen Körper, zog seinen Arm nach außen, blockierte seine Beine von hinten mit einem Bein und stieß ihm gleichzeitig die Rechte in die Brust. Er verlor das Gleichgewicht, rollte jedoch elegant zur Seite und stand sofort wieder lächelnd vor ihr. »Au s gezeichnet, Marion, ein sauberer Osoto Gari. Das rechte Bein ein wenig enger, dann wäre der Wurf perfekt.«
Sie nahm kaum wahr, was er sagte, freute sich nicht über sein Kompliment, denn ihre G e danken kreisten wieder um die falsche Fabrik. Mechanisch wich sie den nächsten Attacken ihres Trainers aus, ohne einen weiteren Wurf zustande zu bringen. Die fe t ten Honorare, die der Senator von AZ Technologies kassiert hatte, mussten aus einer ganz anderen Quelle stammen, die offensichtlich nicht in Verbindung mit O’Sullivan gebracht werden sollte. Die falsche Fabrik war nichts anderes als eine Geldwa s chanlage. Plötzlich schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf, der ihre ganze Aufmer k samkeit erforderte. Als saugte ihr Geist die Kraft aus den Gliedern, stand sie mit einem Mal schutzlos vor ihrem vorgeblichen Angreifer. Diesmal stellte er ihr ein Bein, hebelte sie aus dem Gleichgewicht, sodass sie nach einer halben Dr e hung höchst unsanft auf den Hintern klatschte. Ihr Pech, dass die Matte nicht ganz bis zur Stelle reichte wo sie landete.
»Oh, mein Gott!«, entsetzte sich Dennis. Mit schmerzverzerrtem Gesicht beugte er sich über sie, als wäre sein Po auf den harten Boden geprallt. »Was habe ich getan? Oh, du meine Güte, es tut mir unendlich leid, Marion. Das wollte ich nicht.«
»Schon gut, Dennis, alles meine Schuld«, versuchte sie den Untröstlichen zu beruh i gen. »Ich war nicht bei der Sache.« Sie streckte ihm die Hand entgegen. »Hilf mir lieber auf die B e ine.« Er machte ein derart betretenes Dackelgesicht, dass es ihr schwerfiel, das Training a b zubrechen und ohne viele Worte zu verschwinden, aber sie hatte es plötzlich sehr eilig.
Zurück im Büro schlug sie den Ordner mit den Kontoauszügen des Senators auf. D i esmal interessierten sie nicht die regelmäßigen großen Zahlungen, sondern die vielen bisher u n beachteten Einkünfte, die in unregelmäßigen Abständen von verschiedenen Firmen stammten. Auf den ersten Blick fiel ihr nichts sonderlich auf an den Ei n trägen, außer dass alle mit dem Vermerk Beratung, Honorar für Gutachten oder ä h nlich gekennzeichnet waren. Was sollte ein Vollzeitpolitiker und Anwalt auch sonst zu verkaufen haben. Im Unterschied zu den Geldflüssen von AZ Technologies ha n delte es sich hier auch nicht um auffällig runde B e träge.
03. Mai. Similan Flagstaff
AZ Beratungshonorar $1’250.00
16. Feb. Cormac Filters New Castle
DE Gutachten L.M. $15'370.00
12. Sep. Syntis Inc. Carson City
NV Referat, Spesen H.K. $5'980.00
und so weiter.
Sie übertrug die Daten gewissenhaft in eine Tabelle und sortierte sie nach Firma und Datum. Zwölf Namen tauchten häufig auf, doch die Datumsreihen und Beträge e r schienen ihr auch jetzt zufällig. Ein Firmensitz stach ihr indessen sofort ins Auge. Cormac Filters hatte ihren Sitz im Staate Delaware. Nicht ungewöhnlich zwar, aber doch auffällig im Fall des Senators. Sie fand die Firma sofort in der Handelsregister-Datenbank. Aktienkapital: null Dollar, Adresse des Hauptsitzes: Fountain Hills, Ar i zona. Die Adresse von AZ Technologies. Sie spürte, wie sich ihre Nackenhaare sträubten, als sie es las. Hastig notierte sie die Information neben den Eintrag über Cormac in ihrer Tabelle und nahm sich den Namen der nächsten Firma vor. Sie machte sich nicht erst die Mühe, Syntis Inc. im Register Nevadas zu suchen, wie die Adresse suggerierte, sondern blieb auf der Datenbank von Delaware. Die Antwort auf dem Bildschirm überraschte sie schon nicht mehr: Aktienkapital: null Dollar, Adresse des Hauptsitzes: Fountain Hills, Arizona. Von Nevada war nirgends die Rede, aber sie war sicher, die richtige Firma gefunden zu haben. Ihr Puls beschleunigte sich. Sie sprang auf und eilte zum Büro ihres Chefs.
»Peter?«, rief sie, als niemand auf ihr Klopfen antwortete. Es war schon spät, die Se k retärin hatte ihren Schreibtisch längst geräumt. Vorsichtig drückte sie den vergoldeten Türgriff. A b geschlossen. Ein untrügliches Zeichen, dass er nicht im Haus war. Sie wählte seine Nummer auf dem Handy, drückte aber sofort wieder die rote
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