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Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Titel: Das Komplott der Senatoren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Anderegg
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antwortete er: »Sie wollen nicht, dass wir darüber reden.«
     
    »Sie?«
     
    »Die Leute von der Bezirksverwaltung. Sie sind selbst frustriert, dass es nicht weite r geht. Sie sagen, die Geldmittel werden für die Erschließung der großen Abfüllanlage gebraucht.«
     
    »Abfüllanlage?« Sayed verstand immer weniger. »Wovon sprichst du?«
     
    »Dieser Nahrungsmittel-Multi, der sich überall breit macht, hat mit der Stadtverwa l tung einen Vertrag ausgehandelt, um eine Riesenfabrik für Flaschenwasser und Sof t drinks aus tiefen Grundwasserschichten zu bauen. Sichert langfristig Arbeitsplätze, heißt es, und die Stadt liefert die Infrastruktur gratis. Schöner Vertrag.«
     
    »Und was hat das alles mit uns zu tun?«
     
    »Mehr als dir lieb ist. Die Firma spielt sich hier als Herrin über das Wasser auf. In Fort Kochi, auf Vypeen Islands und sogar in Ernakulam selbst haben sie es fertig g e bracht, dass ä h nliche Projekte wie unseres gestoppt wurden. Ich glaube, sie würgen systematisch alles ab, was ihrer Wasserhoheit in die Quere kommt.«
     
    Sayed traute seinen Ohren nicht. Was Rajiv hier von sich gab, hörte sich an wie eine ausg e wachsene Verschwörungstheorie. Wenn etwas an seinen Vermutungen stimmte, konnte das leicht das Aus für ihr Entsalzungsprojekt bedeuten. Ungläubig fragte er: »Wer ist dieser Na h rungsmittel-Multi?«
     
    Rajiv lachte bitter. »Den kennt hier jeder: Mamot, löscht jeden Durst.«
     
    Das Team erwartete ihn vollzählig im Aufenthaltsraum, als er eintraf. Sein Boss Ingo hatte die Krisensitzung sofort nach seinem Anruf einberufen. Mit betretenen G e sichtern hörten sie sich die alarmierende Nachricht nochmals an. Keinem schien ein vernünftiger Vorschlag einzufallen. Er hatte sich auf dem Rückweg den Schädel ze r martert, aber am Schluss blieb nur die Lösung, die er von Anfang an kannte. Er räu s perte sich und begann umständlich:
     
    »Ich – hätte da vielleicht einen Ansatz, den wir uns ernsthaft überlegen sollten.«
     
    »Schieß los, verdammt noch mal!«, platzte Ingo ungestüm heraus.
     
    »Es – ist ein sehr – lokaler Ansatz, der aber in Indien gang und gäbe ist.« Auch nach der la n gen Zeit, die er nun zusammen mit seinen westlichen Kollegen am Projekt gearbeitet hatte, war es ihm peinlich, die naheliegende Lösung auszusprechen. »Ich glaube, wir kommen nur weiter, wenn wir mit den gleichen Waffen zurückschlagen. Wir müssen Geld aufwerfen.«
     
    »Bakschisch, Schmiergeld!«, rief Ingo mit Abscheu.
     
    »Was glaubst du, womit Firmen wie Mamot ihre Verträge aushandeln?« Seine Ko l legen waren einfach zu naiv. Bestechung gehörte hier zum Geschäftsleben wie ei n drucksvolle Bri e fköpfe.
     
    »Ich muss das mit Lee besprechen«, antwortete Ingo verärgert. »Und es geht mir ve r flucht gegen den Strich, Leute!«
     
    Lake Michigan
     
    Nicht nur, aber vor allem durch den katastrophalen Klimawandel war Alicia endgültig zum Star der Führungsriege von Mamot geworden. Die Verlängerung der Trockenperioden in einem breiten Gürtel um den Äquator bis in den Süden der Vereini g ten Staaten katapultierte ihr Wasserimperium, zu dem nun de facto auch der afr i kanische Kontinent gehörte, in die oberste Liga der profitablen Geschäftsbereiche. In der Sitzung an diesem Morgen hatte sie keine Grafiken und Landkarten präsentieren müssen, denn alle Anwesenden wussten, wovon sie sprach. Die verheerende Dürre in den Südstaaten war das Dauerthema auf den Frontseiten der Zeitungen. Sogar die sonst in dieser Hinsicht eher zurückhaltende Tribune war sich nicht zu schade, mit einem reißerischen Aufmacher über die Proteste der wütenden Farmer zu berichten. In weiten Teilen Arizonas und New Mexicos musste Wasser in Tankwagen auf die Felder gekarrt werden, und Mamot SA war der einzige ernstzunehmende Lieferant. Dank des hervorragenden Netzwerks und der umsichtigen Vorarbeit war nun auch der exklusive Ve r trag mit Arizona zustande gekommen, ein Meilenstein, den sie selbst noch vor einem halben Jahr für unerreichbar gehalten hatte. Kein Zweifel, sie war die Frau der Stunde, hatte das bisschen Entspannung auf dem Michigansee mehr als ve r dient.
     
    Nur die wenigsten der fünfzig handverlesenen Gäste, die Leblanc auf die traditionelle Cha m pagner-Kreuzfahrt geladen hatte, zeichneten sich durch ihre harte Arbeit aus. Sie waren hier aufgrund ihres unbestritten großen Einflusses auf Politik und Wirtschaft in Illinois. Die Gästeliste las sich auch dieses

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