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Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Titel: Das Komplott der Senatoren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Anderegg
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zehntausend Farmer Arizonas. Seit fünf Generationen b e wirtschaftete seine Familie fast tausend Hektar Land am Südrand von Casa Grande. Die Weiden, auf denen noch Kühe seines Vaters gegrast hatten, lagen still und verla s sen in der Morgendämmerung. Schon vor Jahren hatte er einsehen müssen, dass sich die Milchprodu k tion für ihn nicht mehr lohnte. Seither lebten er, seine Frau und die zwei Kinder vom Verkauf des Rohmaterials, des Grases. Das Geschäft lief anfangs gut. Sein Heu galt als hochwertig und die Wiesen lieferten zuverlässig nach.
     
    Wie lange noch?, fragte er sich zum hundertstenmal, obwohl er die Antwort im Grunde schon kannte, denn der Boden, auf dem er stand, war steinhart, zeigte überall Risse. Staub wirbelte auf bei jedem Schritt. Das Elend hatte letztes Jahr begonnen, als der Sommermonsun einen Monat zu spät einsetzte und kaum genügte, den Boden zu nässen. Das bisschen Regen floss einfach ab ohne zu versickern. Und dieses Jahr waren die Prognosen noch verheerender. Man musste damit rechnen, dass der Regen ganz ausblieb. Was das bedeutete, konnte Bill nur allzu deutlich an seinen Quellen ablesen. Zwei der drei Brunnen, die seit Generationen für die Bewässerung sorgten, waren schon vor Monaten versiegt. Seine ganze Hoffnung ruhte jetzt auf der dritten und letzten Quelle. Ohne ihr Wasser würde die Wüste bald zurückkehren. Er würde den Kampf verlieren und den Hof aufgeben müssen, denn für den Zukauf solcher Mengen Wasser zu aktuellen Preisen reichte sein Geld nicht.
     
    Er kraulte seinen Hund, der traurig neben ihm hockte und seinen Schmerz zu teilen schien, bevor er sich auf den Traktor schwang. Langsam, mit einem Knoten im M a gen, fuhr er zur Quelle an der südwestlichsten Spitze seines Landstücks. Der greise Vierbeiner trottete nebe n her. Er war sein Leben lang nie in ein Fahrzeug gestiegen und so würde es auch bleiben für den Rest seiner Tage. Kaum hatte Bill den Motor abgestellt, hörte er das helle Rauschen, das er mehr fürchtete als die Tornados, die ein, zwei Mal im Jahr über das Land fegten. Das Rauschen, das in seinen Ohren wie eine Anklage klang, unmissverständliches Zeichen, dass die Pumpen nur noch Luft statt Wasser förderten. Er begann am ganzen Leib zu zittern, als er verstand, was sie ihm zuriefen: »Der Tag ist gekommen, der Tag ist gekommen!«
     
    Ein Blick in den Schacht genügte, ihn zu überzeugen, dass er sie nicht missverstanden hatte. Trotzdem stieg er hinab in die leere Kaverne. Mit Tränen in den Augen stand er im kühlen Halbdunkel vor den Ansaugstutzen, die sich vergeblich nach der letzten Pfütze streckten. Seine beste Quelle – nichts weiter als ein unnützes Loch. Hier unten drang das klagende, leere Saugen von allen Seiten auf ihn ein. Er hatte den Hof ve r loren, war der letzte der Moynihans, der dieses schöne Land bebauen durfte, und er hatte kläglich versagt. Verbittert stieg er hinauf und schaltete die Pumpe aus. Es war, als drehte er selbst das Wasser ab, das seinen Kindern die Zukunft sichern sollte. Sein Hund lag hechelnd am Boden und be o bachtete ihn, verstört durch die Unterbrechung der täglichen Routine, das ungewohnte Schweigen des Meisters. Bill würdigte ihn keines Blickes, stieg auf den Traktor und fuhr zurück.
     
    Die Sonne ging auf, tauchte den Hof in blutrotes Licht, als er vor der großen Scheune anhielt, in der das Heu lagerte. Die verfluchte Sonne, die alles verbrannte. Er schaute zum Wohnhaus hinüber, sah Licht in der Küche und wandte sich schnell wieder ab. Er griff unter den Sitz, wo er stets seine Flinte mitführte, hängte sie um und ging in die Garage. Mit einem Kanister Benzin an jeder Hand trat er wieder ins Freie. Er drückte das Scheunentor auf und stellte sich mit den Kanistern zwischen die Holzpfeiler unter die Heubühne. Umsichtig und gründlich bespritzte er die Balken, Bretterwände, Holzkarren und Säcke, kurz alles Brennbare um ihn herum, denn es sollte schnell gehen. Als die Kanister leer waren, prüfte er die Waffe, bevor er die Streichhölzer aus der Tasche zog. Der Benzingestank machte das Atmen zur Qual, aber bald spielte das keine Rolle mehr. Der Funke berührte den dunklen Fleck vor seinen Füßen. Er spürte die plötzliche Hitze im Gesicht, sah, wie sich die blaue Stic h flamme rasend schnell nach allen Seiten ausbreitete, die ersten Flammen an den Pfeilern emporschlugen, dann st e ckte er den Lauf der Flinte in den Mund und schloss die Augen.
     
    »Daddy? Was machst du da?«, rief

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