Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Titel: Das Komplott der Senatoren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Anderegg
Vom Netzwerk:
Jahr wieder wie ein Who’s who der Mächtigsten des Staates.
     
    Sie mischte sich mit perfekt einstudiertem Lächeln und dem leeren Glas in das Gedränge um den Champagnerbrunnen, denn Leblancs Countdown begann:
     
    »Drei – zwei – eins – los geht’s, das Buffet ist eröffnet!« Für kurze Zeit ging etwas wie eine Welle der Erregung durch die vornehme Meute, dann plätscherte die Unte r haltung wieder seicht dahin wie der Brunnen mit dem edlen Nass.
     
    »Mehr denn je eine gelungene Metapher«, sagte eine bekannte Stimme gefährlich nahe an ihrem Ohr. Neill Douglas stand dicht hinter ihr, allein, seine Frau war nirgends zu sehen.
     
    »Der Brunnen, meinen Sie, Senator«, antwortete sie, ohne auch nur um Haaresbreite zurückzuweichen. »Ja, es ist traurig«, seufzte sie pathetisch, »aber bald wird bloßes Trin k wasser ebenso kostbar sein wie dieser saure Schaumwein.«
     
    »Traurig?«, lachte er. »Ein guter Witz. Ihnen kann doch nichts Besseres passieren, meine Liebe. Sie leben ja vom Durst anderer Leute.« Er beugte sich noch näher heran. Seine Lippen berührten fast ihr Ohr, als er flüsterte: »Chic sehen Sie wieder aus, sehr chic.« Der neckische Schlitz auf der Seite ihres hochgeschlossenen schwarz glänzenden Cocktailkleids zeigte Wirkung. Sie wandte sich schmunzelnd ab und sagte, ohne auf sein Kompliment zu an t worten:
     
    »Sie entschuldigen mich, Senator. Ich sehe sie doch bei der Regatta?«
     
    Er grinste verlegen wie ein Junge, den die Mutter mit einem unanständigen Heft e r wischt hatte und nickte. Die Regatta war ein weiterer Fixpunkt in der Firmenagenda. Sie wurde jeden Sommer nach Bekanntgabe des Halbjahresergebnisses veranstaltet und der Senator gehörte zum harten Kern der Gäste, obwohl er schon seit Jahren kein Segelboot mehr betreten hatte. Sie machte sich keine Illusionen. Sie war wohl eine der wenigen außer dem selbstve r liebten Leblanc, denen solche Anlässe echten Spaß bereiteten. Sie liebte das Bad in der gehobenen Gesellschaft wie andere den Grill a bend mit der Familie oder den Stammtisch in der Kneipe. Hauptsache, sie konnte ihr Beziehungsnetz stetig ausbauen.
     
    Sie schnappte sich einen der letzten Hummercocktails und steuerte auf ihren Boss zu. Der guten Ordnung halber wollte sie ihn fragen, weshalb Kollege Krüger nirgends zu sehen war.
     
    Empty Bottle, Chicago
     
    Schwarze Gewitterwolken zogen rasch von Westen her auf. Lee stand gedankenve r loren am Fenster seines Büros am Augusta Boulevard, in einer Gegend Chicagos mit dem sinnigen Namen Empty Bottle. Er hatte diese quirlige Anwältin aus der ve r hassten Hauptstadt erst drei- oder viermal gesehen und mit ihr schon mehr erlebt als in den zwei Jahren, die er mit Anna zusammen war. Im Nachhinein erschien es ihm wie ein Geschenk des Himmels, dass seine Verlobte es war, die der Beziehung ein jähes Ende gesetzt hatte. Er war ihr ehrlich dankbar, denn selbst hätte er den Mut wohl bis heute nicht aufgebracht.
     
    »Was meinst du?«, fragte sein Mitarbeiter Russ, als er zu ihm ans Fenster trat, die Wasse r flasche in der Linken, die zu ihm gehörte wie das verschämte Bäuchlein unter dem grauen T-Shirt.
     
    »Wie bitte?« Er hatte nicht hingehört.
     
    »Welche ist es denn diesmal?«, grinste Russ. Russell Taylor war eigentlich Physiker, Mete o rologe, aber in Lees kleiner Firma arbeitete er als Computerspezialist. Tag und Nacht hockte er vor seinen vier Bildschirmen, bewegte sich kaum und schraubte an den Programmen zur Visualisierung und Simulation der Prozesse, die in den Anlagen abliefen, die seine Kollegen bauten. Es war also kein Wunder, dass er allmählich Fett ansetzte, aber sein treuherziger Blick und die ausgeglichene Zufriedenheit, die er ausstrahlte, machten die sportlichen Defi z ite bei weitem wieder wett.
     
    Auch, oder gerade weil Lees Mitarbeiter keine Details kannten, spekulierten sie eifrig über die unbekannte junge Frau, mit der ihr Chef zweimal innerhalb weniger Wochen in den Süden reiste, kurz nachdem seine Verlobte ihn verlassen hatte.
     
    »Was meinst du?«, fragte Lee albern.
     
    »Komm schon. Rück endlich mit den pikanten Einzelheiten heraus. Ich will alles wi s sen über die Frau, für die du die hinreißende Tochter des Senators fallen gelassen hast.«
     
    »Red keinen Blödsinn, Russ. Liest du zu viele Schundromane in deiner Freizeit?«
     
    »Welche Freizeit?«
     
    Lees Telefon summte. Er schaute auf das Display und brummte: »Die Anwältin.«
     
    »Wenn man vom Teufel

Weitere Kostenlose Bücher