Das Komplott (German Edition)
»Unsere Piloten« haben eine defekte Warnleuchte gemeldet. Kein großes Problem, aber »unsere Techniker« müssen das erst beheben, sodass wir gegen sieben Uhr abends starten dürften.
Die Charterfirma mailt mir eine Kopie unseres Flugplans, dem zufolge die Challenger um fünfzehn Uhr in Roanoke bereitgestellt werden soll. Punkt drei landet die Maschine und rollt zum Terminal. Das bevorstehende Abenteuer macht mich nervös, aber gleichzeitig freue ich mich darauf. Ich warte eine halbe Stunde, bis ich die Charterfirma in Raleigh anrufe und erkläre, dass ich aufgehalten wurde und voraussichtlich erst gegen neunzehn Uhr eintreffe.
Die Stunden vergehen, und ich kämpfe gegen die Langeweile. Um achtzehn Uhr schlendere ich in das Terminalgebäude, frage mich durch und stelle mich einem der Piloten – Devin – vor. Ich versprühe meinen Charme und quatsche mit Devin, als wären wir alte Freunde. Ich erkläre ihm, dass der zweite Passagier, Nathan, die Hauptrolle in einem meiner Filme spielt und dass wir uns ein paar Tage am Strand erholen wollen. Allerdings kenne ich den jungen Mann kaum. Devin fragt nach meinem Pass, den ich ihm gebe. Unauffällig vergleicht er mein Gesicht mit dem Foto, alles in Ordnung. Ich frage ihn, ob ich mir das Flugzeug ansehen kann.
Will, der andere Pilot, liest im Cockpit Zeitung, als ich zum ersten Mal in meinem Leben einen Privatjet betrete. Ich schüttele ihm die Hand wie ein Politiker und bewundere das eindrucksvolle Arsenal von Monitoren, Schaltern, Instrumenten, Uhren, Messgeräten und Ähnlichem. Devin führt mich herum. Hinter dem Cockpit befindet sich die kleine Bordküche mit Mikrowelle, einer Spüle mit warmem und kaltem Wasser, Getränken aller Art, Schubladen mit Geschirr und Besteck und einer großen Kühlbox, in der das Bier schon wartet. Ich frage ausdrücklich nach zwei Marken und nehme ein Bier mit Alkohol und eines ohne. Hinter einer Tür liegen Snacks bereit, falls wir hungrig werden. Es wird kein Essen serviert, weil ich keine Stewardess an Bord haben will. Die Charterfirma wollte sich zuerst nicht darauf einlassen, weil der Eigentümer den Einsatz eines Flugbegleiters vorgeschrieben hatte, aber ich drohte damit, den Auftrag zu stornieren. Daraufhin knickten sie ein, und so werde ich auf dem Flug in den Süden mit Nathan allein sein.
Die Kabine ist mit sechs großen Ledersesseln und einem kleinen Sofa ausgestattet. Die Einrichtung ist in sanften Erdtönen gehalten und sehr geschmackvoll. Der dicke Teppich ist makellos sauber. Es gibt mindestens drei Bildschirme für Filme und, wie Devin mir stolz erklärt, ein Surroundsystem. Von der Kabine geht es zu den Toiletten, dann zum Frachtraum. Ich reise mit leichtem Gepäck, und Devin nimmt mir meine Reisetasche ab. Ich zögere, als hätte ich etwas vergessen.
»Ich habe ein paar DVDs in der Tasche, die ich vielleicht brauche«, erkläre ich. »Kann ich mir die während des Flugs noch holen?«
»Natürlich, kein Problem. Der Frachtraum ist auch als Druckkabine ausgeführt, den können Sie also betreten«, sagt Devin.
»Sehr gut.«
Ich sehe mir eine halbe Stunde lang die Maschine an, dann blicke ich immer wieder auf die Uhr, als würde ich mich über Cooleys Unpünktlichkeit ärgern.
»Der Junge kommt aus den Bergen«, erkläre ich Devin, während wir in der Kabine sitzen. »Ich glaube, der ist noch nie geflogen. Ist noch etwas ungehobelt.«
»Was für ein Film wird das?«, fragt Devin.
»Ein Dokumentarfilm. Über das Meth-Geschäft in den Appalachen.«
Devin und ich gehen wieder zum Terminal und warten. Ich habe angeblich etwas im Auto vergessen und verlasse das Gebäude. Minuten später sehe ich Cooleys Pick-up auf den Parkplatz fahren. Er stellt ihn eilig ab und springt aufgeregt aus dem Auto. Er trägt abgeschnittene Jeansshorts, weiße Nike-Laufschuhe ohne Socken, eine Truckerkappe mit geradem Schirm und als Krönung ein Hawaiihemd mit Blumendruck in Rosa und Orange, an dem die obersten beiden Knöpfe geöffnet sind. Er holt eine vollgestopfte Adidas-Sporttasche hinten von dem Pick-up und eilt mit federndem Schritt zum Terminal. Ich fange ihn ab, und wir schütteln uns die Hand. Ich habe verschiedene Papiere dabei.
»Tut mir leid wegen der Verspätung«, sage ich. »Aber jetzt ist die Maschine hier und startklar.«
»Macht nichts.« Seine Augen sind glasig, und mir steigt ein Hauch von abgestandenem Bier in die Nase.
Ich führe ihn ins Gebäude und zum Empfang, wo Devin mit der Rezeptionistin flirtet. Dann
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