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Das Komplott (German Edition)

Das Komplott (German Edition)

Titel: Das Komplott (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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gehe ich mit Nathan zu den Fenstern und zeige auf die Challenger.
    »Das ist unsere«, erkläre ich stolz. »Zumindest für dieses Wochenende.«
    Während er das Flugzeug anstarrt, kommt Devin auf uns zu. Ich gebe ihm schnell Nathans falschen Pass. Er wirft einen Blick auf das Foto und sieht dann Nathan an, der sich in diesem Augenblick vom Fenster abwendet. Ich stelle ihm Devin vor, der mir den Pass gibt und »Willkommen an Bord« sagt.
    »Kann’s losgehen?«, frage ich.
    »Kommen Sie«, erwidert Devin.
    »Auf an den Strand«, verkünde ich, als wir aus dem Gebäude kommen.
    An Bord nimmt Devin die Adidas-Sporttasche und verstaut sie im Frachtraum, während sich Nathan in einen der Ledersessel fallen lässt und bewundernd seine Umgebung mustert. Ich stehe in der Bordküche und schenke die erste Runde Bier aus – eins mit Sprit für Nathan, ein alkoholfreies für mich. In den eiskalten Gläsern ist der Unterschied nicht zu erkennen. Ich blödele mit Devin herum, als er die Sicherheitsmaßnahmen erklärt, weil ich verhindern will, dass er unser Ziel erwähnt. Das tut er nicht. Als er sich ins Cockpit zurückzieht und sich anschnallt, hole ich tief Luft. Er und Will recken die Daumen nach oben und lassen die Triebwerke an.
    »Prost«, sage ich zu Nathan, wir stoßen an und trinken einen Schluck. Ich klappe den Mahagonitisch zwischen uns auf.
    »Mögen Sie Tequila?«, frage ich, als der Jet zu rollen beginnt.
    »Logisch«, sagt er, ganz auf Party eingestellt.
    Ich springe auf, gehe in die Bordküche, hole eine Flasche Cuervo Gold und zwei Schnapsgläser und stelle sie auf den Tisch. Ich gieße uns zwei Kurze ein, die wir auf einmal kippen. Nachgespült wird mit noch mehr Bier. Bis wir starten, habe ich bereits einen Schwips. Als das Anschnallzeichen erlischt, hole ich die nächste Runde Bier, und wir trinken noch mehr Schnaps. Schnaps und Bier, Schnaps und Bier. Ich fülle die Gesprächslücken mit Geschwafel über den Film und darüber, wie begeistert unsere Financiers im Moment sind. Nathan fängt schnell an, sich zu langweilen, daher erzähle ich ihm, dass uns ein spätes Abendessen mit Damengesellschaft erwartet, weil eine unserer Mitarbeiterinnen eine der heißesten Frauen von South Beach kennt. Die hat einen Teil unseres Filmmaterials gesehen und will jetzt Nathan kennenlernen.
    »Haben Sie eine lange Hose dabei?«, frage ich.
    »Ja, ich hab alles eingepackt«, lallt er mit schwerer Zunge.
    Als die Cuervo-Flasche halb leer ist, werfe ich einen Blick auf die Navigationskarte auf dem Monitor. »Nur noch eine Stunde bis Miami. Trinken Sie aus.«
    Wir kippen jeder noch einen Schnaps, dann leere ich mein Alkoholfreies. Ich wiege fast fünfzehn Kilo mehr als Nathan, jeder zweite meiner Drinks war alkoholfrei, und trotzdem sehe ich nur noch verschwommen, als wir in einer Höhe von zwölftausend Metern Savannah überfliegen. Nathan muss sturzbetrunken sein.
    Ich schenke immer weiter nach, aber er hält sich eisern. Über meinem alten Jagdgrund Neptune Beach bereite ich die letzte Runde vor. In Nathans Bierglas löse ich zwei Tabletten Chlorhydrat mit je fünfhundert Milligramm auf.
    »Weg mit dem Zeug!«, sage ich und knalle die Gläser auf den Tisch, die wir auf einen Zug leeren. Ich gehe es langsam an, und Nathan gewinnt den Wettbewerb. Eine halbe Stunde später ist er komplett weggetreten.
    Ich verfolge unseren Weg auf dem Bildschirm neben der Bordküche. Wir fliegen jetzt in einer Höhe von dreizehntausend Metern. Miami ist in Sicht, aber wir halten die Höhe. Ich ziehe Nathan aus seinem Stuhl und schleppe ihn zu dem Sofa, wo ich ihn ausstrecke und seinen Puls fühle. Ich gieße mir eine Tasse Kaffee ein und beobachte, wie Miami unter uns entschwindet.
    Kurz darauf liegt Kuba ebenfalls hinter uns, und Jamaika taucht am unteren Bildschirmrand auf. Die Triebwerke schalten eine Stufe zurück, und wir beginnen unseren langen Sinkflug. Ich trinke Unmengen Kaffee, um einen klaren Kopf zu bekommen. Die nächsten zwanzig Minuten sind entscheidend und werden chaotisch werden. Ich habe zwar einen Plan, aber es gibt vieles, was ich nicht kontrollieren kann.
    Nathan atmet langsam und schwer. Ich schüttele ihn, doch er ist bewusstlos. Aus der rechten Tasche seiner zu engen abgeschnittenen Jeans hole ich seinen Schlüsselbund. Neben dem Schlüssel für den Pick-up hängen dort noch sechs andere in verschiedenen Größen und Formen. Ich bin sicher, dass einige davon zu den Türen und Sicherheitsriegeln in seinem Haus passen.

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