Das Komplott (German Edition)
bleibe oder den Rest meines Lebens auf der Flucht verbringe. Wie auch immer, ich werde das Gold haben.
Während ich Kilometer um Kilometer zurücklege und mich peinlich genau an die Geschwindigkeitsbegrenzung halte, was gar nicht so einfach ist, wenn ich nicht von den Sattelzügen überrollt werden will, muss ich an Bo denken. Ich bin jetzt seit vier Monaten aus dem Gefängnis und bemühe mich jeden Tag, den Gedanken an meinen Sohn zu verdrängen. Die Vorstellung, dass ich ihn vielleicht nie wiedersehe, ist unerträglich schmerzhaft, aber als eine Woche nach der anderen vergeht, akzeptiere ich es allmählich als Realität. Eine Wiedervereinigung mit ihm, wie auch immer die aussehen könnte, wäre der erste große Schritt auf dem Weg zur Normalität, aber mein Leben wird alles andere als normal sein. Wir könnten nie wieder als Vater und Sohn unter einem Dach leben, und ich weiß nicht, was es Bo bringen soll, wenn ich plötzlich aus der Versenkung auftauche und zweimal im Monat mit ihm Eis essen gehe. Bestimmt erinnert er sich noch an mich, aber die Erinnerung wird zunehmend verblassen. Dionne ist eine kluge, liebevolle Frau, und sie und ihr zweiter Ehemann sorgen sicher dafür, dass Bo ein glückliches Leben hat. Warum sollte ich, der ich für den Jungen praktisch ein Fremder bin, dessen Gesicht er nicht mehr erkennen würde, in ihre Welt einbrechen und alles durcheinanderbringen? Selbst falls ich Bo davon überzeuge, dass ich wirklich sein Vater bin, wie soll ich eine Beziehung zum Leben erwecken, die seit fünf Jahren tot ist?
Um dieser Qual ein Ende zu setzen, versuche ich, mich auf die nächsten Stunden und Tage zu konzentrieren. Wichtige Entscheidungen stehen an, und ein Fehler könnte mich ein Vermögen kosten und mich möglicherweise sogar wieder ins Gefängnis bringen.
In Savannah tanke ich und kaufe mir am Automaten ein Sandwich, zweieinhalb Stunden später bin ich in Neptune Beach, meiner früheren zeitweiligen Heimat. In einem Geschäft für Bürobedarf erwerbe ich einen soliden, dicken Aktenkoffer und fahre damit zu einem öffentlichen Parkplatz am Strand. Es gibt weder Überwachungskameras noch Fußgänger. Hastig öffne ich den Kofferraum, nehme zwei Zigarrenkisten heraus und verstaue sie im Aktenkoffer. Der wiegt jetzt fast achtzehn Kilo, und als ich um das Auto herumgehe, merke ich, dass er zu schwer ist. Ich nehme einen Behälter wieder heraus und lege ihn zurück in den Kofferraum.
Vier Straßen weiter parke ich vor dem First Coast Trust und schlendere zum Eingang. Das digitale Thermometer an der rotierenden Anzeigetafel der Bank zeigt fünfunddreißig Grad. Der Aktenkoffer scheint mit jedem Schritt schwerer zu werden, und ich muss mich sehr bemühen, so zu tun, als würde er nur wichtige Dokumente enthalten. Neun Kilo ist nicht sehr viel, aber viel zu viel für einen Aktenkoffer, so groß er auch sein mag. Jeder Schritt wird auf Video aufgezeichnet, und ich will auf keinen Fall Bilder von mir, wie ich schwere Lasten in die Bank schleppe. Ich mache mir Sorgen um Vanessa, die mit diesem Gewicht an ihre Schließfächer in Richmond muss.
Trotz meiner erstaunlich schweren Last muss ich unwillkürlich lächeln, wenn ich daran denke, dass es sich um reines Gold handelt.
Drinnen warte ich geduldig, bis die zuständige Sachbearbeiterin mit einem anderen Kunden fertig ist. Als ich an der Reihe bin, händige ich ihr meinen in Florida ausgestellten Führerschein aus und unterschreibe mit meinem Namen. Sie vergleicht Gesicht und Handschrift, ist zufrieden und bringt mich in den Tresorraum hinten in der Bank. Sie schließt mit dem Schlüssel der Bank auf, ich mit meinem eigenen. Die Verriegelung klickt vielversprechend, die Kassette wird freigegeben, ich marschiere damit in ein enges Kabuff und schließe die Tür hinter mir. Die Sachbearbeiterin wartet draußen im zentralen Tresorraum auf mich.
Die Kassette ist fünfzehn Zentimeter breit, fünfzehn Zentimeter hoch und fünfundvierzig Zentimeter lang. Es war die größte, die frei war, als ich das Fach vor einem Monat zu dreihundert Dollar für ein Jahr gemietet habe. Ich lege die Zigarrenkiste hinein. Vanessa und ich haben jede Kiste mit der genauen Zahl der Minibarren beschriftet. Diese hier enthält dreiunddreißig, das sind dreihundertdreißig Unzen, etwa fünfhunderttausend Dollar. Ich schließe die Kassette, betrachte sie andächtig, warte ein paar Minuten, öffne dann die Tür und melde mich bei der Sachbearbeiterin. Es gehört zu ihrem Job, selbst
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