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Das Komplott (German Edition)

Das Komplott (German Edition)

Titel: Das Komplott (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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aufgefüllt und fahre jetzt nach Miami. Wir haben dreihundertachtzig der fünfhundertsiebzig Minibarren sicher untergebracht. Das ist ein gutes Gefühl, aber wir stehen nach wie vor unter Druck. Das FBI kann und wird unter den richtigen – und möglicherweise auch den falschen – Umständen alle Vermögenswerte beschlagnahmen, daher darf ich kein Risiko eingehen. Ich muss das Gold außer Landes schaffen.
    Vermutlich weiß das FBI nicht, dass ich mit Vanessa zusammenarbeite. Meine Verbindung zu Nathan Coley werden sie auch noch nicht kennen. Das sind jedoch nur Annahmen, und ich habe keine Ahnung, ob sie richtig sind.

39
    Während ich in der Nähe von Fort Lauderdale an einer Baustelle im Stau stehe, gebe ich die Nummer von Mr. Rashford Watley in Montego Bay ein. Er antwortet mit einem herzlichen Lachen, als wären wir seit Jahrzehnten befreundet. Ich erkläre ihm, dass ich wieder in den USA bin und mich des Lebens freue. Vor achtundvierzig Stunden musste ich noch klammheimlich Jamaika verlassen, nachdem ich von Nathan und Rashford Abschied genommen hatte, und ständig befürchten, von Uniformierten aufgehalten zu werden, bevor ich an Bord der Maschine nach Puerto Rico gehen konnte. Die Ereignisse überschlagen sich derart, dass ich kaum mitkomme. Immer wieder ermahne ich mich, nicht den Überblick zu verlieren und einen Schritt nach dem anderen zu machen.
    Rashford hat dem Gefängnis seit Sonntag keinen Besuch mehr abgestattet. Ich erkläre ihm, dass Nathan einen Plan ausgeheckt hat, die Verantwortlichen in Jamaika zu bestechen, und sich einbildet, ich würde mit einem Sack voll Geld zurückkommen. Ich hätte ein wenig herumtelefoniert, und der Junge habe schon seit Längerem Probleme mit Kokain, aber ich könne immer noch nicht glauben, dass er so blöd gewesen sei, vier Kilo einschmuggeln zu wollen, und für die Waffe hätte ich schon gar keine Erklärung. Ein Schwachkopf.
    Rashford stimmt mir zu und berichtet, er habe gestern, am Montag, mit dem Staatsanwalt geredet. Wenn alles nach Plan laufe, bekomme unser Mann »rund« zwanzig Jahre in einem jamaikanischen Gefängnis. Ehrlich gesagt, glaubt Rashford nicht, dass Nathaniel dort lange überlebt. So wie er in den ersten beiden Nächten im Gefängnis misshandelt worden sei, könne er sich glücklich schätzen, wenn er eine volle Woche überstehe.
    Wir vereinbaren, dass Rashford Nathaniel am Nachmittag im Gefängnis besucht, um nach ihm zu sehen. Er soll ihm ausrichten, dass ich intensiv an seiner Freilassung arbeite, dass wir bei ihm zu Hause waren und alles nach Plan läuft.
    »Wie Sie wünschen«, sagt Rashford. Ich habe sein Honorar bezahlt, also arbeitet er technisch gesehen immer noch für mich.
    Ich hoffe, das ist unser letztes Gespräch miteinander.
    Vanessa fährt noch einmal die dreieinhalb Stunden von Richmond nach Roanoke und trifft pünktlich zu ihrer für vierzehn Uhr angesetzten Besprechung mit Dusty Shiver, Quinn Ruckers Anwalt, ein. Bei der Terminvereinbarung hat sie ihm Beweise versprochen, die das Verfahren entscheiden könnten. Shiver war sehr interessiert und versuchte, telefonisch mehr in Erfahrung zu bringen, aber sie bestand auf einem persönlichen Treffen.
    Sie ist modisch gekleidet, mit einem Rock, der kurz genug ist, um Aufmerksamkeit zu erregen, und trägt einen eleganten Lederaktenkoffer bei sich. Shiver springt auf, als sie sein Büro betritt, und bietet ihr einen Stuhl an. Eine Sekretärin bringt Kaffee, und die beiden machen Small Talk, bis sich die Tür endgültig geschlossen hat.
    »Ich will gleich zum Thema kommen, Mr. Shiver«, sagt sie. »Quinn Rucker ist mein Bruder, und ich kann beweisen, dass er unschuldig ist.«
    Shiver muss das erst einmal verdauen und lässt die Worte nachklingen. Er weiß, dass Quinn zwei Brüder – Dee Ray und Tall Man – sowie eine Schwester namens Lucinda hat. Alle sind im Familienunternehmen aktiv. Jetzt fällt ihm wieder ein, dass es noch eine zweite Schwester gibt, die sich herausgehalten hat und nie erwähnt wurde.
    »Quinn ist Ihr Bruder«, wiederholt er und flüstert dabei fast.
    »Ja. Ich bin vor einigen Jahren aus Washington weggezogen und auf Distanz geblieben.«
    »Okay. Ich höre. Was haben Sie für mich?«
    Vanessa schlägt die Beine übereinander, und Shiver hält den Blickkontakt. »Etwa eine Woche nachdem Quinn aus Frostburg abgehauen war, nahm er in Washington eine nahezu tödliche Dosis Kokain. Wir, die Familie, wussten, dass er sich mit dem Zeug irgendwann umbringen würde –

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