Das Komplott (German Edition)
einer der größten Erfolge des FBI überhaupt. Der Mann stand im Fadenkreuz, war hochgefährdet. Wir brachten ihn weit weg, versteckten ihn, und ein paar Jahre vergingen. Der Mann war Hilfssheriff in einer Stadt mit fünfzigtausend Einwohnern, die perfekte Tarnung, aber er war und blieb ein Krimineller. Der geborene Verbrecher, er schaffte es einfach nicht, sauber zu bleiben. Erst eröffnete er einen Gebrauchtwagenhandel, dann noch einen. Er betätigte sich als Pfandleiher und vertickte gestohlene Waren, bis er schließlich im Marihuanageschäft landete. Wir wussten, wer er war, aber das FBI nicht. Als Anklage gegen ihn erhoben wurde, rief er seinen Betreuer, damit der ihn aus dem Gefängnis holte. Der Betreuer geriet in Panik, wie jeder in der Hierarchie, bis hin zum Chef des FBI . In einer Nacht-und-Nebel-Aktion wurde der Mann aus dem Gefängnis geholt und an einen anderen Ort verlegt. Nachdem die Verantwortlichen verschiedenen Leuten mit dem Verlust ihres Amtes gedroht, Absprachen getroffen und mit Engelszungen auf die Richter eingeredet hatten, wurden die Vorwürfe fallen gelassen. Aber es war knapp. Also fangen Sie nicht wieder mit der Geldwäsche an.«
Die letzte Bemerkung ist witzig gemeint.
»Ich habe noch nie Geld gewaschen«, sage ich, ohne zu lächeln.
»Entschuldigung.«
Wir essen unser Dessert auf und fahren zu meiner neuen Wohnung. Sie befindet sich im sechsten Stock eines Hochhauses, das mit drei anderen in einer Reihe am Strand liegt; unter mir sehe ich Tennisplätze und Pools. Surhoff erklärt mir, dass die meisten Wohnungen an Feriengäste vermietet werden, manche aber auch dauerhaft bewohnt sind. Ich bin hier für sechs Monate untergebracht, wie es dann weitergeht, liegt bei mir. Es handelt sich um ein Ein-Zimmer-Apartment mit Wohnküche und einer netten Sitzgruppe, nicht gerade luxuriös, aber bestimmt nicht billig. Als Surhoff weg ist, stelle ich mich auf meinen kleinen Balkon und betrachte den Mond über dem Meer. Ich atme die Salzluft ein und lausche auf die Wellen, die sanft an den Strand rollen.
Die Freiheit ist ein berauschendes, unbeschreibliches Gefühl.
Ich habe vergessen, die Vorhänge zu schließen, und wache von der grellen Sonne geblendet auf. Es ist mein erster Morgen, an dem ich wirklich frei und unbeobachtet bin, und ich kann es gar nicht erwarten, den Sand zwischen den Zehen zu spüren. Am Strand sind schon ein paar Frühaufsteher unterwegs, und ich beeile mich, nach unten zu kommen, das Gesicht teilweise durch Kappe und Sonnenbrille versteckt. Niemand nimmt das zur Kenntnis, niemand interessiert sich für mich. Die Menschen, die ziellos einen Strand auf und ab wandern, hängen ihren eigenen Gedanken nach, und mir geht es sehr schnell genauso. Ich habe keine Familie, keinen Job, keine Verantwortung und keine Vergangenheit. Max beginnt ein völlig neues Leben.
Gegen zwölf Uhr holt mich Pat Surhoff ab, und wir essen ein Sandwich. Dann fährt er mich zum Marinestützpunkt Mayport, wo ich einen Termin bei einem Arzt habe, der eingeweiht ist. Die Operation ist ein voller Erfolg, keinerlei Komplikationen. In zwei Wochen muss ich wieder zur Nachuntersuchung kommen.
Wir fahren zu der Filiale der SunCoast Bank bei meiner Wohnung, und unterwegs bereitet Surhoff mich auf das vor, was mich erwartet. Er wird nicht mitkommen, weil es wichtig ist, dass ich das Konto selbst eröffne. In der Bank weiß niemand über mich Bescheid, alles läuft streng nach Vorschrift. Für den Augenblick ist Max Baldwin halb im Ruhestand, arbeitet nicht und denkt daran, sich in der Gegend niederzulassen. Er will ein ganz normales Girokonto ohne Schnickschnack und zahlt zunächst einmal tausend Dollar in bar ein. Wenn das Konto endgültig eröffnet ist, wird er sich in der Filiale die Daten für eine Überweisung geben lassen. In der Bank werde ich an die liebliche Gretchen Hilcher verwiesen, eine blondierte Dame um die vierzig, die viel zu lange in der Sonne war. Sie sitzt an einem kleinen Schreibtisch in einer engen Nische und trägt keinen Ehering. Natürlich ahnt sie nicht, dass sie die erste Frau ist, mit der ich seit fünf Jahren allein bin. Obwohl ich mir alle Mühe gebe, geht meine schmutzige Fantasie mit mir durch. Vielleicht ist das aber ganz normal. Gretchen ist eine Quasselstrippe, und im Augenblick bin ich selbst auch sehr gesprächig. Der Papierkram ist schnell erledigt, und ich gebe stolz meine Adresse an. Dann zahle ich tausend Dollar in bar ein. Sie händigt mir ein paar vorläufige
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