Das Komplott (German Edition)
Schecks aus und will mir später mit der Post mehr schicken. Als der geschäftliche Teil erledigt ist, reden wir weiter. Sie gibt mir ihre Karte und erklärt sich bereit, mir bei allem behilflich zu sein. Ich verspreche, mich zu melden, sobald ich ein Handy habe; die Bank braucht eine Telefonnummer von mir. Fast lade ich sie zum Abendessen ein, hauptsächlich weil sie bestimmt Ja sagen würde, verzichte aber klugerweise darauf. Dafür ist später noch genug Zeit, wenn ich selbstsicherer gewor den bin und mein Gesicht – hoffentlich – angenehmer an zusehen ist.
Ich machte Dionne einen Antrag, als ich vierundzwanzig war, und war von diesem Tag an bis zu meiner Verurteilung und Inhaftierung nie untreu. Einmal wäre es fast passiert, mit der Frau eines Bekannten, aber wir merkten beide, dass das nicht gut ausgehen würde. Als Kleinstadtanwalt erlebte ich viele Scheidungen und wunderte mich immer wieder, wie Männer ihr eigenes Leben und das ihrer Familie ruinierten, nur weil sie der Versuchung nicht widerstehen konnten. Erst ein Quickie, dann eine kurze Affäre, dann etwas Ernsteres, und es dauerte nicht lange, bis sie vor Gericht in der Luft zerfetzt wurden, ihre Kinder und ihr Geld verloren. Tatsächlich liebte ich meine Frau und bekam zu Hause allen Sex, den ich brauchte. Außerdem war ich einfach kein Frauenheld.
Vor Dionne hatte ich Freundinnen gehabt und meine Junggesellenzeit genossen, aber ich war nie einfach von einem Bett ins andere gehüpft. Jetzt, als dreiundvierzigjähriger Single, ahne ich, dass viele Frauen in meinem Alter Gesellschaft suchen. Ich fühle den Drang, weiß aber, dass ich jeden Schritt genau abwägen muss.
Als ich aus der Bank komme, habe ich das Gefühl, wirklich etwas geschafft zu haben. Ich habe soeben die erste kleine Aufgabe in meinem Leben im Untergrund erledigt.
Surhoff hat im Auto gewartet. »Und?«, fragt er, als ich einsteige.
»Alles bestens.«
»Und wieso hat es so lange gedauert?«
»Meine Kundenbetreuerin sieht nicht schlecht aus und konnte mir nicht widerstehen.«
»Hatten Sie damit immer schon Probleme?«
»Ich würde das nicht gerade als Problem bezeichnen, aber Frauen finden mich tatsächlich attraktiv. Ich konnte mich ihrer immer kaum erwehren.«
»Bleiben Sie standhaft. Das hat schon viele Männer zu Fall gebracht.«
»Sie kennen sich wohl mit Frauen aus?«
»Ganz bestimmt nicht. Wohin geht es jetzt?«
»Einkaufen. Ich brauche was Anständiges zum Anziehen.«
Wir fahren zu einem Herrenausstatter, und ich peppe für achthundert Dollar meine Garderobe auf. Surhoff wartet wieder im Auto. Wir sind uns darüber einig, dass zwei Männer Anfang vierzig, einer weiß, der andere schwarz, die gemeinsam einkaufen gehen, Aufsehen erregen könnten. Das will ich tunlichst vermeiden. Dann setzt er mich an einem Telefonladen ab, wo ich einen Vertrag unterschreibe und mir ein iPhone kaufe. Mit dem Smartphone in der Tasche fühle ich mich wie ein echter Amerikaner. Immer erreichbar.
Wir verbringen die nächsten beiden Tage mit Besorgungen und etablieren Max endgültig. Ich stelle meinen ersten Scheck auf eine Leasingfirma aus und fahre in einem gebrauchten Audi A4 Cabrio davon, der mir für vierhundert Dollar im Monat einschließlich Vollkaskoversicherung ein Jahr lang gehört. Jetzt, wo ich mobil bin und Surhoff und ich uns allmählich auf die Nerven gehen, spricht er davon, sich abzusetzen. Ich bin bereit für ein unabhängiges Leben, und er will nach Hause.
Ich statte Gretchen einen zweiten Besuch ab, um die Kontoangaben für Überweisungen zu überprüfen, und informiere sie darüber, dass ein hoher Betrag ins Haus steht. Surhoff klärt das mit seinen Vorgesetzten, und die Belohnung wird von irgendeinem Geheimkonto an die SunCoast Bank weitergeleitet. Ich gehe davon aus, dass alle an der Überweisung Beteiligten die routinemäßigen Vorsichtsmaßnahmen einhalten.
Ich weiß natürlich nicht, ob die Überweisung zurückverfolgt werden kann.
22
Dusty Shivers Antrag, das Geständnis nicht zuzulassen, kam keineswegs unerwartet. Er war ausführlich, gut formuliert, überzeugend begründet und wurde durch eine dreißigseitige, von Quinn Rucker unterzeichnete eidesstattliche Erklärung gestützt, in der dieser sein Geständnis in vollem Umfang widerrief. Drei Tage nachdem er den Antrag gestellt hatte, trafen sich Victor Westlake und zwei seiner Beamten mit Stanley Mumphrey und zwei ihm unterstellten Staatsanwälten. Ihr Ziel war es, den Antrag durchzuarbeiten und eine
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