Das Komplott (German Edition)
Erwiderung vorzubereiten. Weder Mumphrey noch sonst jemand bei der Staatsanwaltschaft wusste von Pankovits’ und Delockes Vernehmungstaktik und ahnte, dass Westlake und vier seiner Leute den zehnstündigen Marathon über Video beobachtet und aufgezeichnet hatten. Diese Informationen sollten dem Bundesanwalt – und damit auch der Verteidigung, dem Richter und allen anderen – vorenthalten bleiben.
Mumphrey war von seinen Staatsanwälten umfassend informiert worden und übernahm die Leitung der Besprechung.
»Der erste und wichtigste Punkt ist die Behauptung, dass der Angeklagte einen Anwalt sprechen wollte«, begann er.
Westlake nickte einem Beamten zu, der mehrere Papiere zückte.
»Wir haben hier eidesstattliche Erklärungen der Beamten Pankovits und Delocke, die die Vernehmung geführt haben. Darin äußern sie sich zu den Vorwürfen. Wie Sie sehen werden, sagen die beiden aus, dass der Angeklagte zwar einige Male einen Anwalt erwähnt, diesen aber nie ausdrücklich verlangt hat. Er hat die Vernehmung nie abgebrochen. Er wollte reden.«
Mumphrey und seine Leute überflogen die eidesstattlichen Erklärungen. »Gut, dann zu Punkt zwei«, sagte Mumphrey. »Der Angeklagte behauptet, ihm sei mehrfach von beiden Beamten mit der Todesstrafe gedroht worden. Sollte das der Wahrheit entsprechen, wäre das natürlich absolut unzulässig und würde das Geständnis vermutlich entwerten.«
Westlake schüttelte den Kopf. »Sehen Sie sich Seite sieben der beiden Erklärungen an. Die Beamten versichern eidesstattlich, keinerlei Drohungen geäußert zu haben. Es handelt sich um sehr erfahrene Leute, denen die Vorschriften durchaus bekannt sind.«
Mumphrey und seine Leute blätterten zu Seite sieben und lasen den Text. Perfekt. Was auch immer Rucker in seiner eidesstattlichen Erklärung behauptete, zwei FBI -Beamte waren bereit, die Ereignisse so zu schildern, wie sie sich wirklich zugetragen hatten.
»Sieht gut aus«, stellte Mumphrey fest. »Drittens sollen die Beamten dem Angeklagten zugesichert haben, er würde nicht wegen Mordes vor Gericht gestellt werden.«
»Seite neun«, erwiderte Westlake. »Unsere Beamten wissen, dass sie nicht bevollmächtigt sind, Absprachen zu treffen. Das kann nur der Bundesanwalt. Ehrlich gesagt, finde ich diese Behauptungen absurd. Rucker ist ein Berufsverbrecher. Er muss wissen, dass Absprachen mit der Staatsanwaltschaft getroffen werden, nicht mit dem FBI .«
»Ganz Ihrer Meinung«, pflichtete Mumphrey ihm bei. »Der nächste Vorwurf ist, die FBI -Beamten hätten damit gedroht, gegen Ruckers Familie vorzugehen.«
»Sagen sie das nicht alle? Erst legen sie aus freien Stücken und ohne Zwang ein Geständnis ab, dann wollen sie nichts mehr davon wissen und behaupten, sie wären bedroht worden. Sie haben das doch selbst oft genug erlebt.«
Das hatte Mumphrey zwar nicht, aber er bestätigte es trotzdem.
»Obwohl es keine schlechte Idee wäre, alle Ruckers zusammenzutreiben und in die Todeskammer zu schicken«, fuhr Westlake fort.
Seine Leute lachten. Mumphreys Leute lachten. Die Stimmung war bombig.
»Und was ist mit dem Vorwurf, die Beamten hätten den Angeklagten bis zur völligen Erschöpfung ausgequetscht?«
»Tatsächlich«, sagte Westlake, »haben die Beamten Rucker mehrfach gefragt, ob er eine Pause einlegen möchte. Das lehnte er ab, weil er die Nacht nicht im Bezirksgefängnis verbringen wollte. Auf Nachfrage hatte sich herausgestellt, dass das Gefängnis völlig überfüllt war. Als Rucker das hörte, wollte er dort nicht hin.«
Das fand Mumphrey völlig plausibel. »Gut, die nächsten drei Punkte müssen geklärt werden, aber ich glaube nicht, dass wir uns in unserer Antwort ausführlich dazu äußern werden. Die FBI -Beamten sollen fälschlicherweise behauptet haben, ihnen liege ein Ballistikgutachten vor, das den beim Angeklagten beschlagnahmten Smith & Wesson mit den Morden in Verbindung bringe. Unglücklicherweise wissen wir inzwischen, dass diese Waffe aufgrund der Ballistik ausgeschlossen werden kann.«
»Lügen sind bei einer Vernehmung auf dieser Ebene zulässig«, verkündete Westlake mit der Weisheit der Erfahrung.
»Schon klar, aber nur aus Neugier – haben Ihre Beamten tatsächlich gelogen?«
»Natürlich nicht. Nein, definitiv nicht. Seite zwölf der eidesstattlichen Erklärungen.«
»Das hatte ich mir schon gedacht. Was ist mit dem nächsten Vorwurf – Ihre Beamten sollen angedeutet haben, es gebe am Tatort einen Stiefelabdruck, der zu den dem
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