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Das Kopernikus-Syndrom

Das Kopernikus-Syndrom

Titel: Das Kopernikus-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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wir müssen mehr darüber erfahren. Konzentrieren wir unsere Recherchen auf diesen Ort, und wenn das Grundbuch nichts hergibt, suchen wir anderswo.«
    Lucie schaltete den Rechner ein.
    »Wir könnten uns erst mal im Internet kundig machen«, schlug sie vor. »Während ihr bei Monsieur Morrain wart, haben Sak und ich ein paar Quellen ausfindig gemacht, aber wir haben uns nicht speziell auf die Arche in La Défense konzentriert. Das dürfte unser Untersuchungsfeld eingrenzen.«
    Damien und ich nahmen neben Lucie Platz. Ich erkannte das Serverportal von SpHiNx, das ich zum ersten Mal auf hacktiviste.com entdeckt hatte. Offensichtlich war ihr gesamtes EDV-System damit verschaltet. Lucie hatte ein System ausgetüftelt, das in einem einzigen Block die wichtigsten Suchmaschinen der Welt vereinte, mit Kriterien, die sie vermutlich individuell gestaltete. An der Art, wie ihre Finger über die Tasten huschten, sah man, dass sie in ihrem Element war. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich genau begriff, was sie machte. Ich sah ganze Seiten, Texte, Fotos, Pläne vorbeihuschen … Sie las mit beeindruckender Geschwindigkeit, wählte Informationen aus, die sie interessierten, und schickte sie auf den internen Server. Nachdem sie eine Zeitlang gesucht hatte, nahm sie den Telefonhörer ab.
    »Offenbar gibt es im Internet keinen Plan von den unterirdischen Räumen unter der Grande Arche«, erklärte sie uns und drückte sich mit der Schulter den Hörer ans Ohr. »Ich werde Sak trotzdem bitten, alles zu sortieren und uns eine Zusammenfassung zu machen.«
    Lucie wählte eine Nummer.
    »Sak? Ich bin's. Ich habe dir ein paar Unterlagen ins Netz gestellt, damit du sie untersuchst. Wenn du was Interessantes findest, schickst du es uns. Wir versuchen eine Verbindung zwischen Reynalds Architekturplänen und der Grande Arche herzustellen.«
    Sie legte den Hörer auf und fing wieder an, auf ihre Tastatur einzuhämmern.
    »Vigo, wir können im Augenblick hier nichts tun«, erklärte Louvel und stand auf. »Lassen wir die jungen Leute mal schuften und trinken inzwischen ein Glas. Lucie, in einer Stunde sind wir zurück. Ist das in Ordnung?«
    »In Ordnung«, erwiderte sie, ohne vom Bildschirm aufzublicken. »Ich habe euch drei Mails von Reynald ausgedruckt, sie liegen dort auf dem Tisch. Ihr könnt ja mal einen Blick darauf werfen. Bis später.«
    Ich nahm die drei Blätter und steckte sie in die Tasche. Dann ging ich mit Louvel in ein Café in der Nähe, und wir tranken ein Bier. Die vielen Gäste boten uns eine angenehme Anonymität. Ich spürte, dass der Hacker mir etwas sagen wollte, und begriff schnell, worum es sich handelte.
    »Vigo, haben Sie noch häufig … Anfälle, wie vorhin in Morrains Büro?«
    Wie ich gedacht hatte, war ihm mein Unbehagen während unseres Gesprächs sehr wohl aufgefallen. Und ganz offensichtlich bereitete ihm das einiges Kopfzerbrechen. Von seiner Seite aus war es durchaus legitim. Ich konnte mir gut vorstellen, dass es nicht beruhigend war, mit einem Schizophrenen umherzuziehen, der unkontrollierbare psychotische Anfälle bekam.
    »Ich hatte heute Nachmittag einen zweiten. Aber das ist mir schon lange nicht mehr passiert. Es gibt keine Regel dafür. Es kann plötzlich auftreten.«
    »Nehmen Sie keine Medikamente mehr?«
    »Nein, und ich fühle mich deswegen nicht schlechter«, erwiderte ich ohne Zögern.
    Er nickte.
    »Vigo, tut mir leid, dass ich Ihnen diese Fragen stelle, aber Sie müssen verstehen … Ich mache mir ein bisschen Sorgen. Diese Nachforschungen erfordern viel Energie. Ich möchte nicht, dass Ihnen irgendwas zustößt.«
    Er sorgte sich also nicht seinetwegen, sondern meinetwegen. Ich musste ihn unbedingt beruhigen. Immerhin lebte ich schon jahrelang mit diesen Symptomen.
    »Damien, machen Sie sich keine Sorgen um mich. Ich habe es Ihnen gesagt: Noch nie habe ich mich so sicher gefühlt wie mit Ihnen.«
    »Vielleicht. Aber es gefiel mir nicht, dass wir uns vorhin getrennt haben, um diese Bürgermeisterämter aufzusuchen. Wenn ich mir vorstelle, dass Ihnen dort etwas zugestoßen wäre …«
    »Damien, ich verspreche Ihnen, ich halte durch. Sie wissen doch jetzt, dass ich meine Krisen im Griff habe.«
    Es schien ihn nicht zu überzeugen.
    »Es gibt da … einen Typen, mit dem wir regelmäßig arbeiten, seit ich zu SpHiNx gehöre. Er leitet ein Unternehmen für Leibwächter, eine Art Sicherheitsagentur wie die, von denen wir Ihnen gestern erzählt haben. Aber keine Firma Dermod. Der Mann ist

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