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Das Kopernikus-Syndrom

Das Kopernikus-Syndrom

Titel: Das Kopernikus-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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schlägst deine Zeit bei den radikalen Linken tot, jeder nach seinem Geschmack. Gut, und was ist nun mit La Défense?«
    Das junge Mädchen grinste breit. Die beiden lagen sich offensichtlich gern in den Haaren.
    »Gut«, fuhr sie fort, »ich erspare euch alle Details der Bauarbeiten, obwohl einige faszinierend sind. Wichtig ist, dass Pompidou als Erster den Wunsch geäußert hat, die historische Achse von Paris zu erweitern, ihr wisst schon, die vom Louvre bis zum Arc de Triomphe, vorbei am Obelisken an der Place de la Concorde.«
    »Ja, der Triumphweg.«
    »Genau. Es ging darum, diese von Le Nôtre im 17. Jahrhundert konzipierte Achse fortzusetzen. Aber erst in der siebenjährigen Präsidentschaft Mitterrands wurde der Bau von La Grande Arche in Angriff genommen, ganz genau 1983. Mitterrand hatte eine Ausschreibung gestartet, und über vierhundert Baupläne wurden eingereicht. Schließlich wurde ein dänischer Architekt ausgewählt.«
    Sie warf einen Blick auf den Bildschirm ihres Laptops.
    »Ein gewisser Johann Otto von Spreckelsen.«
    »Das ist ja hochinteressant, aber worauf willst du hinaus?«
    »Du wirst schon sehen. Eine Sache scheint mir sehr interessant. Ratet mal, in welchem Jahr die Bauarbeiten beendet wurden?«
    »1988?«, schlug ich vor.
    »Ja, rein zufällig. 88. Das ist vielleicht nur ein weiterer Zufall. Zumal die Eröffnung erst im Juli 1989 stattfand, anlässlich der Feiern zum zweihundertsten Jahrestag der Französischen Revolution und des G7-Gipfels. Trotzdem, das ist eigentlich nicht das Interessanteste. Als ich die Details über den Bau der Grande Arche studierte, bin ich auf eine Information gestoßen, die keinen Zweifel lässt.«
    »Und?«, drängelte Louvel.
    »Stellt euch vor, dass die Grande Arche nicht genau nach der Verlängerung der historischen Achse von Paris ausgerichtet ist. Sie steht etwas schräg. Der Architekt hat beschlossen, sie leicht schräg zu platzieren, wie den Louvre, der auch nicht ganz gerade ausgerichtet ist.«
    »Und weiter?«
    Lucie grinste breit.
    »Die Neigung der Grande Arche im Verhältnis zur historischen Achse ergibt einen Winkel von genau … 6,3 Grad.«
    Louvels Gesicht entspannte sich. Der Kreis schloss sich. Reynalds Satz kam mir wieder in den Sinn. »Unsere mörderischen Väter im Bauch, unter 6,3.« Auf seine Art, in der gewundenen Art eines echten Schizophrenen, hatte er den Ort des zweiten Attentats, das er plante, angegeben. Unter 6,3: An einem geheimen Ort unter der Grande Arche in La Défense. Wir hatten uns nicht getäuscht.
    »Es gibt also keinen Zweifel mehr«, pfiff Louvel durch die Zähne. »Aber konntest du herausfinden, wem diese Räume gehören?«
    »Nein. Ich habe die Liste der offiziellen Mieter der gesamten Grande Arche gefunden, und nichts lässt auf die Firma Dermod schließen. Die Nord- und die Südseite beherbergen Regierungsbüros, eine internationale Stiftung der Menschenrechte und das Verkehrsministerium. Im obersten Stock der Arche befinden sich ein Kongress- und Ausstellungszentrum und jede Menge anderer Firmen, aber nichts, was uns zur Firma Dermod führt. Da diese unterirdischen Räume nicht im Grundbuch aufgeführt sind, werden sie vermutlich ganz bewusst geheim gehalten.«
    »Für uns sind sie nicht mehr so geheim«, konterte Louvel. »Wir haben Reynalds Pläne.«
    »Ja, aber das Problem«, seufzte Lucie, »besteht darin herauszufinden, wie man dorthin gelangen kann. Ich kann mir kaum vorstellen, dass wir die Grande Arche betreten und am Empfang fragen, wie wir in geheime unterirdische Räume kommen.«
    Ich sprang auf.
    »Vigo, was tun Sie?«, rief Louvel überrascht.
    »Ich hole uns diese Information.«
    Der Hacker starrte mich an.
    »Warten Sie, seien Sie nicht voreilig. Wir sind noch nicht so weit. Selbst wenn wir herauskriegen, wo sich der Eingang zu diesen unterirdischen Räumen befindet: Der Bereich von La Défense ist infolge des Attentats vollständig abgeriegelt. Wir wissen nicht einmal, ob wir bis dort kommen.«
    Nichts konnte mich mehr aufhalten. Wir hatten lange genug gewartet.
    »Finden Sie eine Möglichkeit«, erwiderte ich und schlüpfte in meine Jacke. »Ich hole jetzt die Information, die uns fehlt.«
    »Ich begleite Sie.«
    »Nein.«
    Der Klang meiner Stimme ließ keinen Zweifel an meiner Entschlossenheit.
    »Lassen Sie mich bitte den Leibwächter anrufen, von dem ich Ihnen erzählt habe. Ich möchte nicht, dass Sie allein da draußen rumlaufen.«
    »Nein, Louvel, Sie brauchen gar nicht darauf zu bestehen.

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