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Das Kopernikus-Syndrom

Das Kopernikus-Syndrom

Titel: Das Kopernikus-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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Mitglied der EPAD die erforderliche Berechtigung, das Motiv für diese Staatsangelegenheit erklärt zu bekommen. Man wollte weder mir noch sonst einem Verantwortlichen der EPAD verraten, was in diesen berühmten Räumen untergebracht ist. Büros des Nachrichtendienstes? Des Verteidigungsministeriums? Des Innenministeriums? Des Auslandsgeheimdienstes? Ich habe nicht die geringste Ahnung. Ich weiß nur Folgendes: Als ich letzte Woche bei der Staatsanwaltschaft in Nanterre angerufen habe, um den Staatsanwalt zu fragen, ob es eine Verbindung zwischen diesen Räumen und dem Attentat gebe, wurde ich ganz besonders unfreundlich behandelt.«
    »Das heißt?«
    »Der Staatsanwalt persönlich hat mir befohlen, nie wieder die Existenz dieser Räume zu erwähnen.«
    »Der Staatsanwalt?«, wiederholte ich ungläubig.
    »Ja. Ich glaubte erst, er mache sich über mich lustig. Aber er meinte es sehr ernst. Er sagte, diese Räume hätten nichts mit dem Attentat zu tun, und wenn ich meinen Job behalten wolle, sollte ich kein Interesse daran haben, Informationen preiszugeben, die als geheime Staatsangelegenheit klassifiziert wurden. Er fügte sogar noch hinzu, dass jede Enthüllung von Informationen dieser Art sieben Jahre Gefängnis und hunderttausend Euro Geldstrafe nach sich ziehen würde.«
    Morrain redete schnell, und seine Stimme verriet immer mehr Zorn. Einen Zorn der Enttäuschung, der sich ein Ventil suchte. Wie erwartet, schien er erleichtert zu sein, dass er endlich reden konnte.
    »Und das hat Sie … geärgert?«
    »Das ist sehr harmlos ausgedrückt!«, rief er. »Ich habe bei diesem Attentat fast alle Kollegen verloren. Leute, mit denen ich seit mehr als zehn Jahren zusammengearbeitet habe. Meine Sekretärin … Das Mindeste, was ich heute erwarte, ist Transparenz.«
    »Aber warum waren Sie dann bereit zu schweigen?«
    Er zuckte die Schultern.
    »Ich war dumm, ich habe mir eingeredet, dass mich die Sache vermutlich überforderte. Dass der Staatsanwalt vielleicht gute Gründe hat, das Vorhandensein dieser Räume nicht überall zu verbreiten …«
    »Und jetzt denken Sie, genau wie ich, dass diese Räume vielleicht einen Zusammenhang mit dem Attentat haben?«
    »Die Reaktion des Staatsanwalts ließ mich vermuten, dass es so sein könnte. Als Sie mir heute die Pläne zeigten, war ich mir ganz sicher. Ich bin fast enttäuscht, dass Sie kein Journalist sind. Ich würde es gern sehen, dass die Presse informiert wird. Aber ich kann es nicht selbst tun, ich riskiere zu viel!«
    Ich nickte, um ihm zu signalisieren, dass ich ihn verstand.
    »Monsieur Morrain, wir beide haben das gleiche Ziel. Wir wollen die Wahrheit herausfinden. Ich gebe nicht auf, bis ich weiß, wer wirklich für das Attentat verantwortlich ist und warum er es getan hat. Ich verspreche Ihnen, dass ich die Presse unverzüglich informieren werde. Aber im Augenblick muss ich die Räume finden. Ich bin überzeugt, dass es da unten Antworten gibt. Sagen Sie mir einfach, wie ich dorthin gelange. Um mehr bitte ich Sie nicht. Wissen Sie, wo sich der Zugang befindet?«
    Fassungslos hob er die Augenbrauen.
    »Machen Sie Witze? Sie kommen nicht in diese Räume, nicht einmal nach La Défense, weil der ganze Bereich abgesperrt ist. Nicht mal ich konnte seit dem Attentat dorthin zurückkehren. Und selbst wenn Sie nach La Défense gelangen, nützt Ihnen das nichts. Sie können sich bestimmt vorstellen, dass die Sicherheitsvorkehrungen für ein Gebäude mit einer geheimen Staatsangelegenheit besonders hoch sind. Ich habe noch nie jemanden gesehen, der dort hineingegangen ist. Ich weiß nicht einmal, ob dort überhaupt Leute sind. Nach dem Attentat sind die Räume vielleicht leer, aber es muss dort Alarmanlangen an allen Ecken und Enden geben.«
    »Darum kümmere ich mich schon. Sagen Sie mir nur, wo der Zugang ist.«
    Monsieur Morrain schüttelte den Kopf. Er hielt mich sicher für nicht ganz zurechnungsfähig.
    »Wenn ich es Ihnen verrate, riskiere ich meinen Job.«
    »Sie und ich, wir haben bei diesem Attentat sehr viel mehr verloren.«
    Er deutete ein resigniertes Lächeln an, musterte mich kurz, als suche er einen letzten Beweis meiner Aufrichtigkeit. Dann beugte er sich zu mir.
    »Es gibt sicher mehrere Zugänge, aber ich kenne nur einen. Den an der verlassenen Metrostation unter dem letzten unterirdischen Parkdeck.«
74.
    Moleskin-Notizbuch, Anmerkung Nr. 199:
Auszug aus einer E-Mail von Gérard Reynald
    Transkranielle Augen, ob ihr für oder gegen mich seid, ich weiß,

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