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Das Kopernikus-Syndrom

Das Kopernikus-Syndrom

Titel: Das Kopernikus-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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Ich werde mich allein zurechtfinden.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Aber Sie gehen kein Risiko ein?«
    »Nein, versprochen.«
    »Und wie wollen Sie es anstellen? Sagen Sie uns zumindest, wohin Sie gehen.«
    »Ich gehe noch mal zum Pressechef der EPAD. Eines weiß ich genau: Er kennt die Antwort, die wir suchen. Und dieses Mal lasse ich ihn nicht davonkommen.«
    Als ich das Büro verließ, schauten mir Lucie und Damien verdutzt hinterher.
73.
    Wie erwartet, befand sich Monsieur Morrain trotz der späten Stunde noch im Büro des Gemeinderats von Hauts-de-Seine. Ich überzeugte mich davon, indem ich bei ihm anrief, mich aber nicht meldete. Sicher hatte er durch das Attentat viel zu tun. Es musste ungefähr 21 Uhr sein, als ich sah, wie er das Gebäude von Nanterre durch den Haupteingang verließ.
    Ich folgte ihm aus sicherer Entfernung, gebeugt wie ein alter Privatdetektiv. Er steuerte auf eine Bushaltestelle zu. Als ich glaubte, dass wir uns weit genug von dem Gebäude entfernt hatten, beschleunigte ich meine Schritte, um ihn einzuholen.
    »Monsieur Morrain!«
    Der Mann im schwarzen Anzug zuckte zusammen. Ich sah Verärgerung in seinem Gesicht, als er mich erkannte.
    »Was ist? Was wollen Sie noch von mir?«
    »Monsieur Morrain, ich weiß, dass Sie uns etwas verschweigen. Sie wissen ganz genau, was es mit diesen Räumen auf sich hat.«
    Er stieß einen Seufzer aus. Er wirkte verkrampft und unruhig. Vor ein paar Stunden in seinem Büro hatte ich kaum den Mund aufgebracht, und jetzt sprach ich in einem drohenden Ton mit ihm, der mich selbst überraschte.
    »Sie sind ganz schön dreist.«
    »Monsieur Morrain, ich muss es wissen.«
    Er runzelte die Stirn und musterte mich.
    »Sie sind kein Journalist, nicht wahr?«
    Ich war unschlüssig. Wenn es eine Chance gab, den Kerl zum Reden zu bringen, dann musste ich mit offenen Karten spielen. Ich war bereit, alles zu versuchen.
    »Nein. Ich bin, genau wie Sie, Monsieur Morrain, ein Opfer des Attentats. Sie haben bei der Explosion viele Ihnen nahestehende Menschen verloren. Ich hätte beinahe mein Leben verloren. Und ich möchte die Wahrheit wissen. Ich glaube, das Attentat steht in Zusammenhang mit den Plänen, die wir Ihnen vorhin gezeigt haben. Ich muss Klarheit haben. Ich weiß, Sie denken genauso. Warum also reden Sie nicht?«
    Ein paar endlose Sekunden schwieg er unentschlossen. Dann blickte er sich um, wie um sich davon zu überzeugen, dass man uns nicht beobachtete.
    »Diese Räume unterstehen nicht der EPAD«, sagte er schließlich verlegen.
    »Ja, das haben wir begriffen. Sie haben es uns ja tausendmal gesagt. Wir wissen jedoch, dass sie in La Défense unter der Grande Arche liegen. Warum wollen Sie uns nicht mehr verraten?«
    Er schüttelte den Kopf und schlug seinen Mantelkragen hoch, als wolle er sein Gesicht verbergen.
    »Folgen Sie mir.«
    Unwillkürlich lächelte ich erleichtert. Es war die richtige Entscheidung, allein hierherzukommen. Auf die eine oder andere Art hatte ich die Gewissheit gewonnen, dass es diesen Kerl danach drängte, sein Geheimnis loszuwerden.
    Schnell führte er mich zu einer alten Kneipe in einer kleinen Querstraße zum großen Boulevard, an dem der Gemeinderat residierte. Ich folgte ihm, und wir gingen auf einen Tisch im Hintergrund der Bar zu.
    Er zündete sich eine Zigarette an, fuhr sich über die Stirn und fühlte sich offenbar unwohl. Ständig blickte er gehetzt nach draußen und zog nervös an seiner Zigarette.
    »Ich weiß nicht, wie Sie an die Pläne gekommen sind, Monsieur, ich selbst habe sie nur einmal gesehen. Das war vor fünf Jahren, als es in den unterirdischen Räumen der Grande Arche eine Überschwemmung gab.«
    »Diese Pläne gehörten zu den Sachen des Kerls, dem vorgeworfen wird, die Bombe gelegt zu haben«, erwiderte ich.
    Meine Ehrlichkeit hatte sich bisher ausgezahlt, und ich hatte keinen Grund, ihn zu belügen. Das weckte sein Vertrauen.
    »Ich würde jetzt gern wissen, wozu sie gehören«, fügte ich hinzu.
    Er antwortete nicht sofort, sondern sah mich lange an und rauchte seine Zigarette. Dann drückte er sie energisch im Aschenbecher aus, mit einer Geste, die eine gewisse Feindseligkeit verriet. Wem gegenüber? Das war mir noch nicht ganz klar.
    »Alles, was ich Ihnen sagen kann«, stieß er schließlich hervor, »ist, dass diese Räume 1988 zu einer geheimen Staatsangelegenheit erklärt wurden. Noch bevor die Grande Arche offiziell eröffnet wurde.«
    »Achtundachtzig?«
    »Ja. Meines Wissens besaß noch nie ein

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