Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Kopernikus-Syndrom

Das Kopernikus-Syndrom

Titel: Das Kopernikus-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
Vom Netzwerk:
Badji in den Gang.
    »Go, go, go«, rief er und gab mir ein Zeichen mit dem Kopf.
    Wir bewegten uns im Halbdunkel schnell voran, überholten uns immer wieder. Das schrille Alarmsignal unterstrich das Gefühl der Dringlichkeit. In meinem Kopf hämmerte es so regelmäßig wie die Sekunden bei einem fiktiven Countdown. Irgendjemand beobachtete irgendwo unsere Bewegungen über die Überwachungskamera.
    Badji war am Ende des Flurs angelangt. Die letzte Tür war gepanzert. Von der anderen Seite hörte man das Summen einer Klimaanlage und einiger Ventilatoren. Es war eindeutig ein Reinraum. Stéphane versuchte es mit der Klinke. Geschlossen. Die Sekunden verstrichen und brachten uns unweigerlich dem Auftauchen irgendwelcher Sicherheitsbeamter näher. Die Zeit, es auf die feine Art zu tun, war vorbei. Badji versetzte der Tür einen kräftigen Fußtritt, aber sie widerstand.
    Unverzüglich holte er einen Semtex-Würfel aus der Tasche, klebte ihn auf das Schloss und drückte einen kleinen elektronischen Zünder hinein. Ich brachte mich in Sicherheit. Die Explosion riss ein ganzes Metallstück heraus, das Funken sprühte. Die Tür öffnete sich langsam.
    Badji stürzte mit einer Rolle vorwärts hinein. Ich folgte ihm. Wir hatten richtig vermutet. Der Boden war leicht erhöht. Hier verlief ein ganzes Netz von Kabeln, die man unter den gemusterten Steinfliesen ahnte. Helles Kliniklicht überflutete den ganzen Raum. Drei Reihen Computertische füllten den klimatisierten staubfreien Raum. Zig Server, Router und anderes EDV-Zubehör blinkte in allen Etagen. Badji durchquerte den Raum im Laufschritt und untersuchte alles.
    »Lucie, hier Stéphane. Wir sind im Reinraum. Was soll ich mitnehmen? Over.«
    »Du musst den Datenträger finden, auf dem sie ihre externen Sicherheitskopien machen. Schau, ob du so was wie große Laufwerke entdeckst, sie exportieren vielleicht auf Bänder.«
    Badji machte erneut eine Runde an den Computertischen entlang.
    »Nein, sehe ich nicht.«
    »Okay. Was genau siehst du?«
    »Ich weiß nicht! Viele Dinge! Jede Menge Computer. Vor mir sind zwei große Apparate, ich glaube, es sind zwei Server, auf einem kleinen Etikett steht Raid 5. Aber die kann man nie und nimmer abtransportieren. Over.«
    Ich versuchte ebenfalls, mir alles einzuprägen, was ich sah.
    »Vielleicht gibt es irgendwo einen Sicherungsserver. Der würde vermutlich etwas abseits stehen. Hast du nicht irgendwo einen einzelnen MP3 gesehen?«
    »Nein, nicht wirklich. Vielleicht, aber ich kann es schwer sagen, überall sind MP3-Player. Over.«
    Badji wurde immer nervöser.
    »Okay, beruhige dich. Such mal, ob du einen findest, auf dem rsync steht.«
    Ich war sicher, diese Aufschrift auf einem Etikett gesehen zu haben. Ich machte kehrt.
    »Badji, hier«, rief ich.
    Er kam schnell zu mir.
    »Okay. Lucie, ich sehe zwei schwarze flache Maschinen, unter denen rsync steht. Over.«
    »Genial! Nehmt sie mit! Nehmt sie mit und macht, dass ihr da wegkommt.«
    »Okay. Over.«
    Badji ließ das Kabel seines Senders los und riss mit einer heftigen Geste den ersten MP3-Player heraus. Die Kabel, an denen er angeschlossen war, lösten sich sofort. Aus dem Werkzeugkasten nahm er einen zusammengeklappten Rucksack und verstaute darin die Festplatte.
    In selben Moment knisterte Louvels Stimme in unseren Kopfhörern. »Stéphane, verdammt noch mal. Sie schießen auf uns! Scheiße!«
    Man hörte einen Schuss, dann wurde die Verbindung unterbrochen. Ich drückte auf den Schalter an meinem Hals und antwortete Louvel. »Wir kommen!«
    Ich warf dem Leibwächter einen fragenden Blick zu. Schweigen. Ein Knistern. Dann wieder Louvels Stimme, voller Entsetzen.
    »Greg wurde niedergeschossen! Verdammt. Ich komm nicht raus. Raum 15.«
    Es folgte ein erneuter Schuss, dann noch einer. Ich sah, wie Badji die zweite Festplatte herausriss, und ohne noch eine Sekunde zu warten, rannte ich auf den Flur. Louvels Worte hallten in meinem Kopf. Greg wurde niedergeschossen.
    Ich rannte in den Warteraum zurück. Hinter mir hörte ich Badjis Schritte. In der Ferne krachte wieder ein Schuss. Ich warf mich gegen die Tür, durch die Louvel und Greg gegangen waren.
    »Warten Sie«, rief mir der Leibwächter zu.
    Ich wandte mich um. Er legte mir eine Hand auf die Schulter und sah mich durchdringend an.
    »Seien wir vorsichtig. Es hat keinen Sinn, wenn wir alle niedergeschossen werden.«
    Ich nickte atemlos. Er stellte den Werkzeugkasten auf den Boden, warf sich den Rucksack mit den Festplatten über

Weitere Kostenlose Bücher