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Das Kopernikus-Syndrom

Das Kopernikus-Syndrom

Titel: Das Kopernikus-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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er es nämlich für mich. Ich vermutete allerdings, dass ich bestimmt auch nicht besonders selbstsicher wirkte …
    Endlich erreichten wir die riesigen Parkdecks, und die Metalltüren des Aufzugs öffneten sich. Weit und breit kein einziges Auto. Sicher waren alle evakuiert worden. Die langen fahlen Neonlampen warfen große Schatten hinter die Betonpfeiler. Man vernahm das Knistern der Glühlampen, das Summen eines riesigen Ventilators und aus der Ferne den wirren Lärm der Arbeiten. Doch hier rührte sich nichts mehr, hier war alles ausgestorben.
    Wir traten aus dem Aufzug. Wieder ging Louvel voraus. Er holte den Palm aus der Tasche und suchte nach der geheimen Stelle, die Monsieur Morrain mir verraten hatte. Seiner Meinung nach befand sich der Zugang, den wir suchten, hinter dem Stellplatz mit der Nummer 65. Wir durchquerten die leeren Gänge, und bald entdeckte ich an dem vermuteten Ort eine breite gepanzerte Tür. Sofort wies Badji Louvel mit einer Handbewegung darauf hin, dass direkt oberhalb dieser Tür eine Überwachungskamera angebracht war.
    »Nicht stehen bleiben. Gehen wir noch ein bisschen weiter«, murmelte Damien, ohne sich umzudrehen.
    Als wir den Sichtbereich der Kamera verlassen hatten, stellte Louvel seinen Werkzeugkasten auf den Boden.
    »Die erste Schwierigkeit«, flüsterte er.
    »Wir haben keine Wahl«, erwiderte Badji.
    »Wir sollten den Schaltkasten finden«, schlug der Hacker vor.
    Der große Schwarze schüttelte den Kopf.
    »Nein. Es hat keinen Sinn, den Strom zu unterbrechen, das Sicherheitssystem läuft über ein eigenes Hilfsnetz. Wir müssen die Kamera zerstören.«
    Louvel machte große Augen.
    »Stéphane, das ist doch nicht Ihr Ernst?«
    »Doch. Damien, wir haben keinen Zugang zu ihrem Sicherheitssystem. Entweder wir zerstören sie oder wir riskieren, dass sie uns kommen sehen. Es ist im Übrigen stark anzunehmen, dass diese Räume seit dem Attentat verwaist sind.«
    »Vielleicht, aber Risiken einzugehen führt zu gar nichts.«
    »Schlimmstenfalls vermuten sie als Erstes, dass es sich um eine Panne handelt, und schicken jemanden los, um es zu überprüfen. Das ist immer noch besser, als das Alarmsystem auszulösen.«
    »Und wenn wir das Licht im Parkdeck ausmachen, dann könnten sie uns doch nicht sehen?«
    »Damien, das ist unmöglich, man kann das Licht nicht komplett ausmachen. Die Lampen an den Notausgängen laufen ebenfalls über ein Hilfsnetz. Und diese Tür können wir auch nicht im Dunkeln öffnen.«
    Louvel stimmte zu.
    »Gut, Badji, Sie sind der Profi. Dann los.«
    Badji holte seine GLOCK 26 aus der Tasche, ging auf die Kamera zu und nahm sie ins Visier. Mit ausgestrecktem Arm und sicherer Hand schoss er. Der Schuss hallte im ganzen Parkdeck wider. Um die Kamera herum schwirrten Glassplitter und Plastikteile durch die Luft.
    »Los«, sagte er mit tiefer, trockener Stimme. »Auf geht's.«
    Er trat auf die Metalltür zu.
    In meinen Schläfen pochte es. Ich spürte, wie es in meinen Beinen und meinen Händen kribbelte. Ich hatte ein Gefühl, das ich nicht richtig deuten konnte. Panik oder Aufregung. Vermutlich ein Adrenalinstoß. Ich ging den drei anderen hinterher. Vor der Tür traf Greg Vorbereitungen, das Schloss zu sprengen. Nach mehreren Versuchen gab er es auf. Er kramte erneut im Werkzeugkasten und holte einen kleinen orangefarbenen Gummiwürfel heraus, den er auf die Tür klebte. Ich wusste sofort, worum es sich handelte. Um Semtex, einen Sprengstoff mit großer Wirkung, ideal, um eine Metalltür zu öffnen. Wieder so eine Erinnerung.
    Louvel schüttelte den Kopf. Aber er wusste, dass wir keine andere Wahl hatten. Lucie hatte es gesagt. Wir waren hier, um in die Räume vorzudringen, egal wie.
    »Tretet zurück«, befahl Badji.
    Greg steckte den Zünder in den Sprengstoffriegel, dann trat er einige Meter zurück und rollte die Zündschnur ab. Er gab uns ein Zeichen, in Deckung zu gehen, und drückte auf den Auslöser.
    Der Knall der Explosion war lauter, als ich mir vorgestellt hatte. Das Echo hallte lange im ganzen Untergeschoss wider. Wenn sich jemand hinter der Tür befand, hatte bestimmt die Alarmanlage angeschlagen. Wir durften keine Sekunde verlieren.
    Badji ging als Erster auf die Tür zu. Er holte einen kleinen Nagelzieher aus dem Werkzeugkasten, und mit einem einzigen Griff gelang es ihm, die große Metalltür aufzuschieben.
    »Nichts wie los«, sagte er und drang ins Innere ein. »Vigo, nehmen Sie den Werkzeugkasten.«
    Wir betraten einen langen düsteren

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