Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Kopernikus-Syndrom

Das Kopernikus-Syndrom

Titel: Das Kopernikus-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
Vom Netzwerk:
tausend Tode erlitten. Ich erkannte diesen Schmerz in meinem Inneren. Sofern das alles keine Lüge war. Eine weitere Dummheit. Meine Dummheit.
    »Los, wir müssen gehen«, mahnte Badji.
    Er bemühte sich, mir ein Lächeln zu schenken, dann wandte er sich dem Raum nebenan zu. Ich blickte ihm nach, immer noch wie erstarrt. Vorsichtig ging er durch die Tür. Ich sah, wie er seine Waffe hob. Es war noch nicht zu Ende. Ich musste mich rühren. Für den Augenblick vergessen. Ich setzte mich in Bewegung, fiebrig, unentschlossen. Folgte ihm, ohne nachzudenken. Badji bewegte sich durch die Dunkelheit von Raum 15.
    »Damien?«
    Im Hintergrund des Zimmers hörte man einen dumpfen Laut, ein Röcheln.
    »Hierher.«
    Es war seine Stimme. Eine schwache, zittrige Stimme.
    »Hierher! Ich hab eine Kugel in die Schulter abgekriegt.«
    Ich sah, wie der Leibwächter auf seinen Freund zueilte, der hinter einem kleinen Tisch lag. Ich ging hinterher, mit zitternden Knien. Louvel hockte auf dem Boden und lehnte sich gegen die Wand. Über seinen Arm und seine Brust rann Blut. Etwas weiter lag Greg, mit dem Gesicht zur Erde. Ich hatte das Gefühl, mich in einem Alptraum zu befinden. Nein, nicht den Eindruck, sondern die Gewissheit.
    »Vigo«, rief Badji und wandte sich mir zu. »Nehmen Sie die Festplatten, ich muss Damien beim Gehen helfen.«
    Er reichte mir den Rucksack mit den beiden Festplatten aus dem Reinraum. Ich blieb wie versteinert stehen, immer noch entsetzt und machtlos. Dann begriff ich, dass es eine Zeit geben würde, es zu verstehen, eine Zeit, es zu akzeptieren, aber dass im Augenblick nur eines zählte: lebend hier rauszukommen. Ich packte den Rucksack und zwang mich zu gehen.
    Der Leibwächter legte sich Louvels Arm über die Schulter und half ihm aufzustehen. Ich nahm Badjis Taschenlampe und zeigte den Weg.
    »Vigo! Nehmen Sie Gregs Sender an sich. Wir können nicht zulassen, dass sie uns hören, wenn sie ihn finden.«
    Ich erstarrte. In dem Zustand, in dem ich mich befand, gefiel mir der Gedanke, eine Leiche zu fleddern, überhaupt nicht. Aber ich durfte keine Sekunde zögern. Schnell atmend kniete ich mich vor den blutigen Körper. Mit zitternden Händen löste ich die Kopfhörer, dann rollte ich den Leibwächter zur Seite, um den Sender aus seiner Tasche zu holen. Ich sah sein Gesicht, seine weit aufgerissenen Augen, erstarrt in einer schmerzvollen Grimasse, sein offener Mund war wie versteinert. Ich fröstelte. Ich griff nach dem Sender und wandte mich von der Leiche ab. Ich sprang auf und ging weiter. Badji warf mir einen aufmunternden Blick zu.
    Im Raum 14 gab er mir ein Zeichen mit der Hand.
    »Ihre Waffe, Vigo, heben Sie sie auf.«
    Ich schluckte schwer.
    »Nein, tut mir leid, ich kann das nicht.«
    Der große Schwarze schüttelte den Kopf. Aber ihm war klar, dass er keine Zeit hatte, mich zu überreden. Also forderte er mich auf weiterzugehen. Und ich setzte mich sofort wieder in Bewegung.
    Wir gingen den ganzen Weg in Gegenrichtung bis in den ersten Raum zurück.
    »Und das Relais?«, fragte ich und deutete auf den Sender, der auf der anderen Seite des Eingangs an der Telefondose klemmte. »Wenn sie es finden, können sie uns eventuell identifizieren.«
    »Nein, alles ist verschlüsselt und die Verbindung zu SpHiNx nicht nachvollziehbar. Machen Sie sich keine Sorgen. Im Übrigen ist es besser, wenn wir es dalassen. Wir sind noch nicht aus dem Parkdeck raus.«
    Natürlich. Leider hatte Badji recht. Wir hatten uns noch nicht aus der Affäre gezogen. Ganz und gar nicht. Die drei Wachleute, die wir niedergeschossen hatten, den ersten beim Betreten des Bereichs und die beiden anderen auf der Suche nach Louvel, hatten genug Zeit gehabt, sich Hilfe von außen zu holen. Vielleicht erwartete man uns bereits oben an der Treppe.
    Das Lichtbündel meiner Taschenlampe glitt über die Leiche des ersten Wachmanns, der vor der Tür lag. Ich wandte den Blick ab, stieg über ihn und blickte nach oben. Niemand. Ich zog die Riemen des Rucksacks auf meinen Schultern fest und stieg die Treppe hinauf, vergewisserte mich bei jedem Schritt, dass Louvel und Badji mir folgten.
    Der Aufstieg war endlos, und meine Angst wuchs mit jedem Schritt. Je näher wir der Tür zum Parkdeck kamen, desto langsamer wurde ich, da ich fürchtete, dass uns auf der anderen Seite ein Empfangskomitee erwartete. Aber als wir oben angelangt waren, sah ich mit einem Blick durch die aufgesprengte Tür, dass das Parkdeck immer noch leer war.
    »Der Weg ist frei«,

Weitere Kostenlose Bücher