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Das Kopernikus-Syndrom

Das Kopernikus-Syndrom

Titel: Das Kopernikus-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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die Schulter und lud seine Pistole. Sein Blick glänzte. Er ging voraus, ganz auf der Hut, trat in die Türöffnung und signalisierte mir weiterzugehen. Ich kam von der anderen Seite. Ich brauchte keinen Blick mehr auf den Plan zu werfen, denn ich hatte ihn im Kopf. Noch drei Räume trennten uns von Raum 15. Mit einer Kopfbewegung bedeutete ich Badji, dass der Weg frei war. Gemeinsam gingen wir weiter und boten uns gegenseitig Deckung. Im zweiten Raum war noch niemand. Von Zeit zu Zeit leuchteten die Wände im Rhythmus des Alarms rot auf. Wir umrundeten vorsichtig die Schreibtische und drangen in den angrenzenden Raum vor. Wieder niemand. Die Typen, die Greg niedergeschossen hatten, waren vermutlich in Nummer 14, zwischen Louvel und uns. Sie hinderten ihn daran zu fliehen.
    Ich drückte auf den Knopf meines Senders.
    »Damien«, flüsterte ich, »wo sind Sie?«
    Keine Antwort. Das Blut gefror mir in den Adern. Ich stieß einen tiefen Seufzer aus. Ich musste ruhig bleiben. Vielleicht hatte Louvel nur seinen Sender ausgeschaltet, damit man ihn nicht ausfindig machen konnte. Ich blickte zu Badji hoch. Er gab mir zu verstehen, dass er nach rechts gehen würde. Zwei Türen führten zu Raum 14. Ich nickte und sah ihm nach. Als er so weit war, ging ich auf die andere Tür zu und kauerte mich gebückt an die Wand.
    Der Leibwächter hob die Hand und legte den Finger an den Abzug. Vier, drei, zwei …
    Mit einem einzigen Stoß öffnete ich die Tür vor mir und rollte ins Innere. Badji tat von seiner Seite aus dasselbe. Wir wurden von einer Salve von Schüssen empfangen. Die Kugeln prallten an Wänden und Schränken ab. Sie kamen aus zwei Richtungen: von einem Kerl, der in der Nähe der Tür zu Raum 15 stand, in dem vermutlich Louvel eingesperrt war, und von einem anderen mitten im Raum, geschützt durch einen breiten Betonpfeiler. Ich ließ mich hinter ein niedriges Möbelstück aus Metall fallen und versuchte, wieder zu Atem zu kommen.
    Der große Raum zeigte noch die Spuren des Kampfes, den Greg ihnen vermutlich geliefert hatte. Ein Schrank war umgestürzt, Stühle lagen umgekippt auf dem Boden, mehrere Glasplatten waren zerbrochen …
    In der Mitte des Raums befand sich ein Sessel aus Leder und Metall auf einem breiten Sockel, der sich drehte wie ein Zahnarztstuhl. Darüber hing am Ende eines beweglichen Arms ein seltsames Gebilde, das einem futuristischen Helm glich … Das Ganze schien aus einem Science-Fiction-Film zu stammen.
    Plötzlich sah ich, wie Badji sich aufrichtete und mehrere Schüsse abfeuerte. Vier, fünf … Er würde bald sein Magazin aufgebraucht haben. Ich begriff sofort. Er gab mir Deckung, damit ich versuchen konnte weiterzugehen. Ohne Zeit zu verlieren, warf ich mich auf den Boden und robbte nach links. Als Badji seinen letzten Schuss abgab, war ich hinter einem Schreibtisch in Sicherheit.
    Der Leibwächter verschwand erneut hinter der Tür, durch die er hereingekommen war, und duckte sich. Ich rührte mich nicht von der Stelle und achtete auf die geringste Bewegung. Aber die Kerle rührten sich ebenfalls nicht. Sie hatten vermutlich unsere Absichten erraten. Mein Atem ging schwer. Nur keine Panik und keinen Laut!
    Plötzlich tauchte Stéphanes Arm hinter der Mauer auf, und er lud ein neues Magazin. Gedeckt durch die Schüsse, robbte ich mich weiter an der linken Wand entlang, in der Hoffnung, unsere Feinde von hinten zu überrumpeln.
    Während ich reglos vor einem Schrank kauerte, hörte ich einen Schmerzensschrei. Dann ein raues Brummen.
    Mein Herzschlag schien auszusetzen. Ich spürte ein kurzes Schwindelgefühl und wieder diesen Schmerz in der Stirn.
    Ich richtete mich leicht auf. Badji?
    Nein. Es war der Kerl hinter dem Pfeiler. Der Unvorsichtige hatte einen Ausfall versucht und dabei einen Schuss in die Brust abbekommen. Er hielt eine Hand auf sein Herz gepresst und hauchte langsam sein Leben aus. Dann fiel er hin und tat seinen letzten Atemzug.
    Ich richtete mich langsam auf. Mein Kopf drehte sich. Ich bekam Sehstörungen. Einen Moment lang verdoppelten sich die Schatten vor mir, wie das ungenaue Bild einer Kamera, die versucht, eine Position zu ermitteln. Ich schloss die Augen und spürte, wie Zorn in mir aufflammte. In diesem entscheidenden Moment konnte ich nicht zulassen, dass mich eine Krise packte. Ich spürte, wie mein Puls schneller schlug und die Migräne langsam in mein Gehirn kroch. Ich schüttelte den Kopf. Nicht jetzt. Ich hob den Blick und versuchte, meinen Atem zu

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