Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Kopernikus-Syndrom

Das Kopernikus-Syndrom

Titel: Das Kopernikus-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
Vom Netzwerk:
Gang. Die beiden Leibwächter schalteten die Taschenlampen ein. Die Lichtbündel glitten über Betonwände. Nach einigen Metern führten Stufen noch tiefer in die Unterwelt von La Défense, nach Nordwesten, senkrecht zur Grande Arche. Wir liefen hinter Badji her, der die Stufen hinunterkletterte. Unser Weg schien mir endlos. Bei jedem Schritt spürte ich das Gewicht des Werkzeugkastens in meiner linken Hand und den Druck in meiner Brust, der immer stärker wurde.
    Plötzlich, als wir die letzten Stufen in Angriff nahmen, hörten wir einen dumpfen Laut vor uns. Ich erstarrte und blieb stehen, Louvel hinter mir ebenfalls.
    Unten an der Treppe ging eine Tür ging auf. Ich sah nur flüchtig die Umrisse eines Mannes in Uniform, dann blitzte ein Lichtstrahl auf – eine Explosion krachte. Ich ließ den Werkzeugkasten fallen, drängte mich an die Wand, packte Louvel am Arm und zwang ihn, sich zu ducken. Ich hörte einen zweiten Schuss, sah einen Flash und hörte dann den dumpfen Laut eines Körpers, der zusammenbrach.
    Ich spürte, wie mir übel wurde und ein Schmerz meine Stirn durchzuckte. Wie ein elektrischer Schlag. Aber ich wusste genau, worum es sich handelte. Es waren die ersten Zeichen einer Krise. Sie würde nicht mehr lange auf sich warten lassen.
    Ich hob wieder den Kopf. Badji vor mir rührte sich nicht. Er hielt den Arm ausgestreckt, die Waffe in der Hand.
    »Niemand getroffen?«, flüsterte er.
    »Nein, alles in Ordnung«, erwiderte sein Kollege, nachdem er uns in Augenschein genommen hatte.
    Ich bückte mich, direkt neben mir war eine Kugel in die Mauer eingedrungen.
    Es entstand ein kurzes Schweigen. Dann machte uns Badji ein Zeichen, dass wir uns nicht mehr bewegen sollten, und ging langsam die letzten Stufen hinunter. Greg folgte ihm Schritt für Schritt, gab ihm Deckung. Ich blickte mich immer wieder um, warf einen Blick die Treppe hinauf.
    Unten angelangt verlangsamten sie ihre Schritte, stiegen über den leblosen Körper hinweg, der zu ihren Füßen ausgestreckt lag, und gingen dann gemeinsam auf der anderen Seite der Tür weiter.
    Ich spürte Louvels Hand, unbeweglich und verkrampft auf meinem Arm. Sein Blick verriet Angst und Entsetzen. Ich nickte ihm beruhigend zu und deutete mit dem Finger auf seine Innentasche. Er begriff und zog zur gleichen Zeit wie ich die Pistole heraus.
    Unten wollte Badji, dass wir ihnen folgten. Ich hob den Werkzeugkasten hoch und ging voraus. Mir war mulmig zumute, als ich über den Wachmann am Fuß der Treppe stieg. Ich spürte einen Kloß im Hals. Aber es war nicht der richtige Augenblick, um schwach zu werden.
    Wir gelangten in einen großen Raum, der im Halbschatten lag. Lediglich das blaue Licht der Bildschirme von drei Rechnern erhellte die Mauern und die Decke. Hier sah es aus wie in den Büroräumen von SpHiNx, aber viel luxuriöser und besser aufgeräumt. Hightechausrüstung, Metallschränke, Schreibtische … Das Innere war menschenleer, und es war totenstill. Ich ließ den Blick über die Architektur des Raums schweifen. Dieser Raum hier konnte dem ersten in Reynalds Plänen entsprechen.
    Badji legte den Zeigefinger auf den Mund, damit wir still blieben, und deutete auf seinen Palm. Er bat Louvel, Greg nach rechts zu folgen, und forderte mich auf, hinter ihm her zur anderen Seite zu gehen. Wie verabredet, würden wir uns trennen, um die Räume zu erkunden. Jeder wusste, was er zu tun hatte. Ich lief gebückt hinter Badji her. Wir umrundeten den ersten Schreibtisch. Der Leibwächter gab mir ein Zeichen zu warten, griff nach dem Werkzeugkasten und kniete an einer Mauer nieder, an der er eine Telefondose entdeckt hatte. Er installierte das bewegliche Relais für unser Funksprechnetz. Wie Lucie erklärt hatte, sollte uns die Festnetzunterstützung ermöglichen, mit den Büros von SpHiNx in Verbindung zu treten. Ich nutzte die Gelegenheit, um einen Blick auf den Computer neben mir zu werfen. Der Bildschirm war eingeschaltet. Ein großes blaues dreidimensionales ›D‹ drehte sich langsam in der Mitte. Ich tippte zufällig auf eine beliebige Taste. Der Bildschirm leuchtete auf, ein Fenster öffnete sich und verlangte ein Passwort. Genau, das wäre zu leicht gewesen. Doch ich las interessiert das Copyright unterhalb des Fensters. ›© Dermod Inc.‹ Kein Zweifel mehr! Wir waren da, wohin wir gewollt hatten.
    Ich hörte Badjis Stimme in meinem Kopfhörer. Ich drehte mich um und sah, wie er in das kleine Mikro seines Walkie-Talkie sprach. Er hatte Kontakt mit Sak und

Weitere Kostenlose Bücher