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Das Kopernikus-Syndrom

Das Kopernikus-Syndrom

Titel: Das Kopernikus-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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einem Ruck in den Van. Ich fiel neben den immer noch bewusstlosen Damien. Noch zwei Schüsse hallten wider. Als Marc scharf nach rechts fuhr, wurde ich gegen die Karosserie geschleudert. Ich stieß einen Schmerzenslaut aus, krallte mich am Beifahrersitz fest, richtete mich wieder auf und blickte geradeaus. Wir gelangten an einen engen Durchgang. Marc lenkte etwas nach links, um das Fahrzeug wieder zu stabilisieren. Ein Rad stieß gegen die Bordsteinkante. Wieder eine Erschütterung. Dann fuhr der Van auf eine kleine Rampe, die ins Tageslicht führte. Die Fahrbahn bog nach rechts ab. Die Umrisse unserer Verfolger verschwanden hinter der Mauer. Marc fuhr jetzt langsamer.
    »Geht in Deckung«, rief er.
    Wir rutschten auf den Boden, Badji hatte den Arm um Louvels Brust gelegt und hielt ihn fest. Marc schaltete herunter. Ich sah den Schatten einer Schranke neben uns. Noch ein paar Meter graue Mauer, dann endlich blauer Himmel.
    Badji richtete sich langsam wieder auf.
    »Alles in Ordnung?«, erkundigte er sich und legte Marc eine Hand auf die Schulter.
    »Noch nicht. Die Kerle, die mich vorhin reingelassen haben, sind noch in der Nähe. Versteckt euch wieder.«
    Der Van fuhr auf einer schmalen Fahrbahn, die auf beiden Seiten von weißen Mauern begrenzt wurde. Durch die getönten Scheiben erkannte ich Tor 7, vor dem Marc uns abgesetzt hatte. Das Fahrzeug wurde langsamer, blieb fast stehen. Marc öffnete sein Fenster und streckte die Hand hinaus. Es folgte Stille, ein Zögern. Dann sagte eine Stimme: »Gut, weiterfahren.« Marc beschleunigte.
    Ich seufzte erleichtert auf. Endlich war es vorbei! Wir waren dieser Betonhölle entkommen. Aber zu welchem Preis? Greg hatte sein Leben verloren, und Damien war verletzt. Ich hoffte zumindest, dass die Informationen, hinter denen wir her waren, die Mühe lohnten.
    Aber im Grunde genommen stellte sich die Frage, ob es überhaupt eine Wahrheit gab, die es wert war, dass man für sie das Leben ließ?
    Ein paar Meter weiter richtete sich Badji auf.
    »Wie hast du es angestellt, da reinzukommen?«
    »Ich habe ihnen einen Auftragszettel unter die Nase gehalten und behauptet, dass ich Material hinunterbringen müsste. Sie wirkten nicht gerade sehr kompetent. Anscheinend haben sie nicht Alarm geschlagen.«
    »Nun, zumindest nicht diese Männer«, wandte Badji ein. »Sie sind Arbeiter, keine Bullen. Wir hatten noch mal Glück.«
    »Das Wichtigste ist, dass ihr gerettet seid. Jetzt gibt es kein Hindernis mehr.«
    Der große Schwarze drückte freundschaftlich Marcs Schulter.
    »Danke, Marc. Vielen Dank.«
    Dann beugte er sich zu Damien.
    »Er ist wieder zu sich gekommen«, sagte er lächelnd. »Damien, geht es?«
    Louvel nickte.
    »Unter dem Beifahrersitz ist ein Verbandskasten«, erklärte Marc, ohne sich umzudrehen.
    Badji warf mir einen Blick zu, und ich begriff. Ich richtete mich mühsam und erschöpft auf, kramte unter dem Sitz, fand einen kleinen weißen Kasten und gab ihn Badji. Dann lehnte ich mich wieder an die Scheibe des Vans und beobachtete, wie Badji seinen Freund versorgte.
    Die Laute und Farben schienen sich langsam zu verweben. Der Motorenlärm und Stéphanes Worte drangen aus weiter Ferne zu mir. Ich verlor das Zeitgefühl, und die Welt kam mir vor wie ein Traum.
77.
    »Vigo. Ich wollte Ihnen nur sagen, Sie haben sich großartig geschlagen. Damien hat richtig entschieden, dass er Sie mitgenommen hat. Ohne Sie hätten wir es nicht geschafft.«
    Badjis Worte rissen mich aus meiner Benommenheit. Durch die Scheibe sah ich alles verschwommen an mir vorbeigleiten.
    Es war das erste Mal, dass der Leibwächter so mit mir sprach. Seine Stimme klang ganz anders. Ich erkannte Wärme und ein Verständnis, das mich überraschte. Bis jetzt hatte ich ihn nur als gewissenhaften ernsten Leibwächter kennengelernt. Aber jetzt schien der wahre Badji zum Vorschein zu kommen. Der, von dem mir Louvel vorgeschwärmt hatte.
    »Ich … ich weiß nicht«, stotterte ich. »Ihr Freund … Greg …«
    Er schüttelte den Kopf. Ich sah, wie sich seine Hände einen Moment lang verkrampften.
    »Er wusste, dass wir viel riskierten, als wir hier eindrangen. Unser Beruf bringt solche Gefahren mit sich. Leider.«
    Das machte den Tod seines Kollegen nicht erträglicher. Ich hatte große Probleme, ihn zu akzeptieren, weil ich mich dafür verantwortlich fühlte. Und ich erkannte auch, dass Badji im Grunde seines Herzen erschüttert war. Er versuchte lediglich, sich selbst zu trösten, indem er mit mir sprach.
    »Im

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