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Das Kopernikus-Syndrom

Das Kopernikus-Syndrom

Titel: Das Kopernikus-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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gewesen war, konnte sie dieses Mal ihre Besorgnis nicht verbergen. Aber der Hacker beruhigte sie.
    »Ja, ja, es ist nichts Schlimmes. Es wird schon gehen.«
    Wir führten Damien zu einem großen Sessel in einer Ecke des riesigen Kellers, die zu einem kleinen Salon umfunktioniert worden war. Mit einem Aufseufzen nahm er Platz. Er legte die Füße auf einen Beistelltisch und lehnte sich zurück. Dabei verzog er schmerzhaft den Mund.
    Wir setzten uns um ihn herum. Schweigen breitete sich aus, das mir eine Ewigkeit zu dauern erschien. Wir waren alle erschöpft, und die Kühle dieses Steingewölbes strahlte etwas Beruhigendes aus. Louvel und ich standen immer noch unter Schock. Badji war erneut in seine professionelle Schweigsamkeit verfallen. Vermutlich dachte er an seinen Kollegen und wurde sich erst jetzt bewusst, dass er wirklich tot war. Lucie überlegte wohl zu Recht, dass wir diesen Augenblick der Ruhe benötigten, um in die Realität zurückzukehren.
    Ich rieb mir immer wieder die Augen, als ob ich auf diese Weise die Bilder verdrängen könnte, die mich quälten. Ich tauschte Blicke mit Louvel. Ich glaube, wir wussten genau, was der andere fühlte. Hatten wir es richtig gemacht? Hatte es sich gelohnt? Wie konnten wir, er und ich, den Tod von Greg bewältigen? Welche Folgen würde diese unglaubliche Expedition haben? Wir wurden von einer Flut gemeinsamer Empfindungen überrollt, Gewissensbisse, Bedauern, Angst, aber vielleicht auch Hoffnung. Hoffnung, dass uns all das der Wahrheit näher bringen würde. Der Erlösung.
    Als ich die Stille unerträglich fand, verdrängte ich all diese Gedanken und löste langsam den Rucksack von meiner Schulter. Ich holte die beiden Festplatten heraus und reichte sie Lucie.
    »Nun«, sagte ich mit einem Seufzen, »ich hoffe, dass sie nicht beschädigt sind. Das ist alles, was wir ergattern konnten.«
    Die junge Frau nahm sie vorsichtig in die Hand und schenkte mir ein anerkennendes Lächeln.
    »Das ist bereits viel. Wir schauen sie uns an«, sagte sie.
    In dem Moment blickte Louvel zu Stéphane. Sein Blick wirkte leer, seine Züge waren verzerrt.
    »Wisst ihr, was mir jetzt Freude machen würde?«
    Der große Schwarze löste sich aus seinen eigenen Träumereien und grinste breit.
    »Lassen Sie mich raten … Ein kleiner Whisky?«
    Louvel nickte. Seine Miene schien sich ein wenig aufzuhellen.
    »Ich glaube, wir haben noch eine alte Flasche im Schrank«, sagte er und deutete mit einer Kopfbewegung auf die gegenüberliegende Mauer.
    Der Leibwächter tätschelte freundschaftlich Damiens Bein, erhob sich und ging in das angrenzende Zimmer.
    »Gut, Lucie, also erzähl mal … Wie war die Sache mit den Bullen wirklich?«
    Die junge Frau setzte sich auf den Beistelltisch, uns gegenüber. Ihr Blick verriet dieses Leuchten, das ich so oft schon bei ihr gesehen hatte. Es war, als ob diese eine Frage Damiens die Welt um sie herum endlich wieder in Bewegung setzte.
    »Kurz nachdem ich Marc aufgetragen hatte, euch aus dem Parkhaus zu holen, sind sie aufgetaucht. Sie haben die Eingangstür eingeschlagen. Im Nu hatten sie alles mit Beschlag belegt. Vermutlich haben sie bereits eine Weile im Viertel herumgelungert, natürlich gut versteckt.«
    »Das ist sehr gut möglich«, erwiderte Louvel.
    Er schien nachzudenken.
    »Und haben sie einen Grund für ihre Durchsuchung angegeben?«
    »Sie sagten lediglich, sie erfolge im Rahmen der Suche nach einem gewissen Vigo Ravel.«
    Die junge Frau wandte sich mir zu.
    »Vigo, die wissen also, dass wir Sie aufgenommen haben.«
    »Tut mir leid …«
    »Nur keine Panik. Sie wissen es, aber sie haben keinen Beweis. Und ich weiß sowieso nicht, von wem sie reden, denn Vigo Ravel gibt es ja gar nicht, nicht wahr?«
    Ich lächelte. Im Grunde genommen hatte sie recht. Der Mann, den die Polizei suchte, existierte nicht, hatte nie existiert. Und das entbehrte nicht der Komik oder vielmehr der Tragikomik.
    »Sind sie immer noch da?«, wollte Louvel wissen.
    »Ja. Sie haben uns gewissermaßen vor die Tür gesetzt, alles versiegelt und uns erklärt, das bliebe einige Tage so. Diese Bastarde werden alles auf den Kopf stellen. Aber beruhige dich, ich habe das EDV-System noch schnell abgesichert. Die Kerle werden nichts finden. Alles ist jetzt auf einem Rechner in Brasilien.«
    Louvel nickte, aber er schien nicht ganz beruhigt zu sein. In den Büros von SpHiNx gab es bestimmt vieles, das nicht in die Hände der Polizei fallen sollte.
    »Soll ich unseren Anwalt anrufen, damit

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