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Das Kopernikus-Syndrom

Das Kopernikus-Syndrom

Titel: Das Kopernikus-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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wir Stimmen von unten. Zwischen den Betonwänden hallten Befehle wider.
    »Die sind aber schnell«, flüstere Badji. »Beeilen wir uns.«
    Ich wusste nicht, ob ich mehr körperlich oder seelisch erschöpft war. Meine Beine schienen mich nicht mehr zu tragen. Meine Hände zitterten, und in meinem Kopf wirbelte alles durcheinander. Ich versuchte es vor den beiden anderen zu verbergen. Ich dachte an Damien, der bestimmt viel mehr litt als ich, und an Greg, dessen Leiche wir zurückgelassen hatten. Ich riss mich zusammen und lief einfach weiter. Je mehr wir uns der Oberfläche näherten, desto stärker wurde der ferne Lärm der Aufräumungsarbeiten. Das dumpfe Grollen der Lastwagen und der Kräne klang wie das Versprechen unserer baldigen Befreiung. Wir mussten es schaffen.
    Wir stiegen die Rampe zur Ebene minus drei hoch. Louvel wurde immer schwerer, oder aber meine Kräfte verließen mich immer deutlicher.
    Erneut hörte man vielerlei Geräusche in den unteren Decks, Schreie, die kaum vom Lärm der Baustelle über unseren Köpfen überlagert wurden. Ich seufzte tief. Würde das denn nie enden? Ich verstärkte den Druck meiner Hand auf Louvels Hüfte und beschleunigte meinen Schritt. Badji tat es mir nach. Immer schneller stiegen wir zur letzten Rampe hoch. Stéphane nahm sein Mikro und hielt es sich vor den Mund:
    »Marc, hier Stéphane. Marc, kommst du? Over.«
    Nichts, keine Antwort. Weder von Marc noch von Lucie. Badji fluchte. Wir waren vermutlich zu weit vom Relais im letzten Untergeschoss entfernt. Die Verbindung zu SpHiNx war unterbrochen. Wir waren auf uns selbst gestellt.
    In dem Augenblick wurde Louvels Gewicht plötzlich so übermächtig, dass er durch unsere Arme hindurchglitt. Badji sprang vor, um ihn aufzufangen.
    »Er hat das Bewusstsein verloren«, rief ich entsetzt.
    Hinter uns näherten sich die Stimmen. Der Leibwächter warf sich Damien über die Schulter und begann zu rennen. Ich hinkte schwerfällig hinter ihm her, so erschöpft war ich. Ich hatte zudem Seitenstechen.
    Endlich erreichten wir Ebene minus zwei. Badji blieb mitten im ersten Gang stehen und drehte sich um sich selbst. Nichts, kein Van. Und der Lärm der Arbeiter an der Oberfläche wurde immer lauter. Mit letzter Kraft trat ich zu ihm.
    Wenn Marc nicht kam, mussten wir eine andere Lösung finden. Wieder den Aufzug nehmen? Nein, das war zu riskant. Unseren Verfolgern entgegentreten? Offensichtlich war das Badjis Plan. Er hatte Damien behutsam gegen einen Pfeiler gelehnt und seine Waffe gezogen. Ich trug ja meine nicht mehr. Ich wusste jedoch, dass ich in meiner Verfassung sowieso unfähig war, jemanden zu töten.
    Der bedrohliche Widerhall der Schritte unserer Verfolger war nur noch wenige Meter entfernt. Mein Herzschlag wurde schneller.
    »Marc«, rief Badji in sein Mikro. »Jetzt oder nie. Wir brauchen die Kavallerie.«
    Immer noch nichts. Keine Antwort. Die Typen waren bereits kurz unterhalb der Rampe. Ihre Stimmen wurden immer lauter, vermischten sich mit dem Lärm um uns herum. An der Mauer der Rampe zeichneten sich ihre Schatten ab.
    Als Badji sich in Position stellte, um zu schießen, vernahm ich auf der anderen Seite des Parkdecks direkt hinter uns Motorenlärm, Reifenknirschen. Ich drehte mich um. Im letzten Gang tauchte Marcs weißer Van auf.
    »Verdammt, das wurde aber auch Zeit!«, brüllte Badji und hob Louvels reglosen Körper hoch.
    Ich half ihm, Louvel über seine Schulter zu legen, und wir rannten auf den Van los. Trotz Damiens Gewicht war Stéphane schneller als ich. Die Nummern der Plätze glitten unter meinen Füßen vorbei. 33, 32, 31. Unsere Schritte hallten auf der grauen Oberfläche wider.
    Plötzlich ertönte ein Knall. Eine Kugel zischte an uns vorbei. Dann eine zweite. Der Van stand nur noch wenige Meter entfernt. Ich erkannte Marcs Gesicht hinter der Windschutzscheibe. Er vollführte ein gewagtes Wendemanöver, so dass die Reifen quietschten. Der Van fuhr rückwärts und blieb vor uns stehen. Badji lief um ihn herum. Ich folgte ihm. Eine erneute Explosion. Ein metallenes Geräusch. Eine Kugel war in das Blech gedrungen. Stéphane öffnete die Seitentür und ließ Louvel auf den Rücksitz gleiten. Dann stieg er ein und reichte mir die Hand. Ich warf ihm zuerst den Rucksack mit den beiden Festplatten zu. Er legte ihn zur Seite und gab mir ein Zeichen, mich an seinem Arm festzuhalten.
    »Gib Gas!«, rief Badji dem Fahrer zu.
    Marc startete, und die Räder drehten durch. Badji ergriff meinen Arm und zog mich mit

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