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Das Kopernikus-Syndrom

Das Kopernikus-Syndrom

Titel: Das Kopernikus-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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er verlangt, bei der Durchsuchung anwesend zu sein?«, fragte Lucie, als ob sie seine Gedanken erraten hätte.
    »Nein, nein, das lohnt sich nicht, wenn du sicher bist, dass sie nichts finden werden.«
    »Auf jeden Fall nichts Wichtiges.«
    »Man kann sie nicht daran hindern. Im Rahmen einer Ermittlung über Terrorakte haben sie freie Bahn.«
    Badji tauchte wieder im Salon auf und servierte jedem von uns einen Whisky, ohne vorher ausdrücklich zu fragen.
    »Ich glaube, wir haben alle eine Aufmunterung nötig.«
    Damien führte mühsam das Glas an die Lippen. Den linken Arm konnte er nicht mehr bewegen.
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte Lucie, als wir einen Schluck getrunken hatten.
    »Ich glaube, mein Arm muss genäht werden«, seufzte Louvel. »So kann es nicht bleiben. Badji, würden Sie mich bitte in die Klinik von Doktor Daffas bringen?«
    »Natürlich.«
    »Müssten Sie nicht … Sollte man nicht … Ich meine, Gregs Familie …«
    »Greg hatte keine Familie«, erwiderte der Leibwächter. »Keiner meiner Männer hat Familie.«
    »Ich verstehe.«
    »Damien, machen Sie sich keine Sorgen, ich fahre Sie in die Klinik.«
    »Wir kommen mit«, schlug Lucie vor.
    »Nein, das bringt doch nichts. Und es ist besser, wenn Vigo nicht gesehen wird. Eigentlich können die Bullen die Ställe nicht kennen, aber man weiß ja nie … Vielleicht überwachen sie das Viertel. Lucie, mir wäre lieber, wenn du herausfinden würdest, was auf diesen verdammten Festplatten ist. Damit nicht alles umsonst war.«
    Die junge Frau fügte sich.
    »Okay. Geht in Ordnung.«
    »Hier gibt es noch ein paar alte Rechner, du müsstest damit zurechtkommen.«
    Damien leerte ein zweites Glas, dann erhob er sich mühsam.
    »Los, Stéphane, ich möchte so schnell wie möglich zurück sein.«
    Badji reichte ihm den Arm, und sie betraten den kleinen gepflasterten Weg zum Hof.
    »Wir halten euch auf dem Laufenden. Lucie, wir zählen auf dich. Finde was!«, rief Louvel, bevor er die Tür hinter sich schloss.
    Das Zuschlagen der Tür hallte in dem Steingewölbe wider. Ich gönnte mir ein zweites Glas Whisky und zündete mir eine Zigarette an. Die erste seit langem.
    »Und wie geht es Ihnen, Vigo?«, fragte mich Lucie besorgt.
    Sie hatte neben mir Platz genommen. Ich zuckte die Schultern. »Nun, geht schon … Im Grunde nicht so gut.«
    »Ich …«
    Sie hielt inne, zögerte. Dann setzte sie von neuem an.
    »Vigo, ich kenne Sie noch nicht lange, aber ich möchte Ihnen sagen, dass ich Sie sehr … mutig finde. Vielleicht hört es sich lächerlich an, aber ich wollte es Ihnen einfach sagen. Und ich bin nicht die Einzige in unserer Gruppe, die das findet.«
    Ich grinste.
    »Danke. Das ist sehr liebenswürdig. Aber weißt du, Lucie, ich befürchte, du verwechselst Mut und Verzweiflung. Mein Vorteil ist, dass ich nicht viel zu verlieren habe. Eigentlich gar nichts. Nicht einmal einen Namen.«
    »Tatsächlich?«, sagte sie und krauste die Stirn, was sie skeptisch und schelmisch zugleich aussehen ließ. »Da war doch diese Frau, die Polizistin an der Place Clichy …«
    Ich senkte den Kopf und fühlte mich überrumpelt.
    »Ich weiß nicht.«
    »Vigo, mir brauchen Sie nichts vorzumachen: Sie sind verliebt.«
    Ich schaute sie ziemlich verdutzt an. Darauf war ich nicht gefasst gewesen. Aber das war ganz Lucies Art. Ich fing an, sie ein wenig kennenzulernen. Sie war immer geradeaus.
    »Verliebt?«, verteidigte ich mich. »Ich weiß nicht einmal, was das bedeutet.«
    Sie lachte.
    »Ich werde es Ihnen nicht beibringen, denn ich bin mindestens fünfzehn Jahre jünger als Sie.«
    »Na und? Im Grunde genommen frage ich mich, ob die Youngster sich nicht am besten damit auskennen«, sagte ich und grinste. Ich musterte sie kurz, dann beschloss ich, mich zu revanchieren. »Bist du denn nicht verliebt?«
    »Ich?«, rief sie. »Sie scherzen wohl? Als ob ich Zeit dafür hätte! Und wissen Sie, ein Computerfreak wie ich jagt den Männern Angst ein.«
    »Ich versichere dir, Schizophrenie ist auch nicht von Pappe …«
    Sie lachte wieder herzlich.
    Ich wurde mir bewusst, dass die unterschwellige Angst, die mich seit La Défense nicht mehr losgelassen hatte, sich allmählich auflöste. Es tat gut, so mit der jungen Frau zu reden. Ich liebte die Leichtigkeit unseres Gesprächs, diese Lässigkeit, die mir so sehr fehlte.
    Ich sah mich in den Ställen um. Ich sagte mir, dass eine fast belustigende Diskrepanz zwischen der Ernsthaftigkeit einer Gruppe wie SpHiNx und Lucies Jugend

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