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Das Kopernikus-Syndrom

Das Kopernikus-Syndrom

Titel: Das Kopernikus-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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wurde einige Meter weit weggeschleudert. Ich versuchte, ihm ein Bein zu stellen, aber er ließ sich auf mich fallen und umklammerte meinen Hals.
    Ich erinnerte mich an die Abwehrgesten. Ich griff mit den Armen unter seine, und meine Knie blockierten seine Brust. Aber er leistete Widerstand, und seine Finger würgten mich. Seine Daumen drückten immer brutaler gegen meine Halsschlagader. Ich erkannte, dass ich das Unmögliche wagen musste. Fünf Sekunden. Trotz meiner Amnesie schärfte diese klare Erinnerung meinen Überlebensinstinkt. Es genügen fünf Sekunden, damit ein Würgegriff einen kraftlos macht, bevor man ins Koma fällt und anschließend stirbt.
    Ich ging ein großes Risiko ein, ein tödliches. Aber hatte ich denn die Wahl? Ich musste den Tod für den Tod riskieren. Statt Widerstand zu leisten, mich darauf zu versteifen, seine Hände, die meine Kehle umklammerten, abzuwehren, ließ ich ruckartig los und umklammerte mit beiden Händen seinen Kopf. Es funktionierte. Mein Angreifer stieß einen Schmerzensschrei aus. Der Druck an meinem Hals lockerte sich, und ich konnte mich auf die Seite rollen.
    Ich zog mich etwas zurück und erhob mich schneller als mein Gegner. Das genügte für einen kräftigen Fußtritt in seinen Leib. Ich nahm all meine Kräfte zusammen. Er flog einen Meter weit weg.
    Aber jetzt beging ich einen fatalen Fehler. Einen Fehler, den ich vielleicht vor Jahren nicht begangen hätte, damals, als der Nahkampf mit Fäusten vermutlich zu meinem täglichen Trainingsprogramm gehört hatte. Ich hätte mich auf ihn stürzen müssen, als er noch auf dem Boden lag, und ihn fertig machen müssen. Auf die eine oder andere Weise. Aber ich traf eine andere Wahl.
    Ich war erschöpft, keuchte, mir tat alles weh, mehrere Rippen waren gebrochen, und die Luftröhre schien in einem erbärmlichen Zustand zu sein. Ich bestand nur noch aus Schmerzen. Und ich hatte schon seit langem meinen Kampfgeist verloren. Die Gier nach Blut.
    Also beschloss ich zu fliehen, ganz einfach, mich ein für alle Mal diesem Kampf auf Leben und Tod zu entziehen.
    Ohne ihn noch eines Blickes zu würdigen, rannte ich in die Gegenrichtung. Ich rannte so schnell ich konnte an den großen Bäumen vorbei. Ich hoffte, dass er genug hatte, dass ich weit weg wäre, bis er sich wieder aufraffte, und dass mich der Wald so lange schützen würde, bis man mich endlich holte, mich rettete.
    Ich täuschte mich.
    Denn plötzlich kam alles zum Stillstand.
    Der Schmerz war intensiv, durchdringend, unerträglich.
    Die Kugel war in meinen Rücken gedrungen, zwischen den Schulterblättern, und trat nirgendwo heraus.
    Der Himmel drehte sich um mich, wie ein Ballett von Sternschnuppen, dann gaben meine Beine nach, und ich brach zusammen. Mein Kopf schlug auf den Boden, aber ich spürte nichts mehr. Weder den Schmerz noch die Zeit. Die Laute, ja der Lärm der Welt, waren mit meinem letzten Herzschlag verstummt. Von überall her entfloh das Leben. Aus meinem Herzen, meiner Seele und meiner Lust.
    Und dann, wie im Traum, sah ich langsam, wie sich über mir das Gesicht eines Engels abzeichnete. Eines schwarzen Engels. Badji. Alles in Ordnung, Vigo, es ist vorbei. Aber seine Worte erstarben, und mein kleiner blauer Planet entfernte sich langsam.
    Mein Geist ging im unendlichen Raum auf.
87.
    Moleskin-Notizbuch, Anmerkung Nr. 233:
eschatologische Angst, Revision
    In dem Augenblick, in dem mein Kopf auf den Boden aufgeschlagen ist, habe ich, wie ich glaube, die Antwort gefunden, Agnès, und ich hätte es dir gern gesagt.
    Ich glaube, es hätte dir gefallen.
    Erinnerst du dich? Ich hatte dieses merkwürdige Gefühl, dass der Homo sapiens am Aussterben ist. Ich erkannte die Logik dieser Sache, ihre Offensichtlichkeit. Und ich sagte mir, dass unser Geschlecht langsam seinem eigenen Ende entgegenging. Dass der Mensch gelernt hatte, sich gegen die Welt zu wehren, es aber nicht verstand, sich gegen sich selbst zu wehren. Und dass er deshalb aussterben würde, das Superraubtier für die anderen und sich selbst. Oder etwas in der Art.
    Ich glaube jetzt, dass ich mich getäuscht habe.
    Agnès, ich glaube nicht, dass der Homo sapiens aussterben wird. Aber ich möchte daran glauben, dass er sich ändern kann.
    Die Lösung ist vielleicht in meinem Kopf. In unseren Köpfen. In diesen winzigen Magnetitkristallen.
    Sie sind so klein, so unendlich klein und so geheimnisvoll …
    Die Dermod-Leute haben sich getäuscht, weil sie tricksen wollten. Nicht die Maschinen tragen zu

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