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Das Kopernikus-Syndrom

Das Kopernikus-Syndrom

Titel: Das Kopernikus-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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Name sei Hoffnung. Ich grüble.
    Ich frage mich, ob ja. Ich habe den Eindruck – und denke darüber nach – dass die Zeit – ob ich existiere – sich überschneidet – sterblich – jetzt. Ich – ich – den Eindruck – mich – dass – grüble – die – wenn – Zeit – ich – sich – bin – überschneidet – sterblich – jetzt. Ich habe sterblich jetzt. Mein Name sei Amel. Amalgam. Amel Engel. Was machen Sie noch hier, verdammt noch mal? Sie vermischen sich.
    Wenn ich das nächste Mal den Zeitagenten begegne, muss ich höflicher sein. Vigo? Was machen Sie noch hier, verdammt noch mal? Ich habe den Eindruck, dass die Zeit sich überlappt. Antworten Sie mir, verdammt noch mal. Sie mögen sich vermischen. Vigo!
39.
    Ich weiß weder, wie lange dieser Anfall dauerte, noch wie lange er gedauert hätte, wenn nicht Agnès' wütende Schreie mich aus meiner Benommenheit gerissen hätten.
    »Vigo, was tun Sie denn noch hier? Es war ausgemacht, dass Sie heute morgen wieder verschwinden. Das ist verdammt dreist von Ihnen.«
    Ich verharrte eine Ewigkeit wie betäubt, stumm, völlig verloren. Dann bemerkte ich, wie mit einem Elektroschock aufgeweckt, dass mein Gehirn vermutlich seit längerem verrückt spielte und dass Agnès von der Arbeit heimgekehrt war. Ich saß vollkommen verstört auf dem Sofa und hörte, wie Agnès mich beschimpfte, ohne zu verstehen, was sie sagte.
    »Vigo, Sie sind ein netter Kerl, aber ich habe selbst genug Probleme und kann nicht noch einen Typen wie Sie aufnehmen. Ehrlich, Sie sind ganz schön unverfroren! Ich habe Ihnen freundlich vorgeschlagen, einmal bei mir zu übernachten, aber ich habe Ihnen nicht angeboten, dass Sie sich hier für immer häuslich einrichten können. Hören Sie mir überhaupt zu? Sie könnten mir zumindest antworten!«
    Ich riss mich mühsam zusammen. Agnès' Zorn besaß zumindest den Vorteil, dass er mich zwangsweise auf die Erde zurückholte. Eines war sicher, ich befand mich nicht jenseits der Zeit. Weit entfernt. Ich war ganz und gar im Diesseits.
    »Ich bin verwirrt … Ich glaubte, dass … Ich glaubte, ich sei aus der Zeit gefallen«, murmelte ich.
    »Wie bitte? Was reden Sie da?«
    Sie raste mit wütendem Blick an mir vorbei und riss die Vorhänge auf. Ich zuckte zusammen. Das Augustlicht blendete mich.
    »Ich hätte Ihnen nie anbieten dürfen, über Nacht hierzubleiben. Ich bin wirklich zu naiv.«
    »Tut … tut mir leid, Agnès. Ich hatte ein kleines Problem. Ich glaubte, ich befinde mich jenseits der Zeit. Beruhigen Sie sich, ich werde gleich gehen.«
    Sie starrte mich mit offenem Mund an. Ich hätte nicht sagen können, wie ich ihren Blick deuten sollte – als Wut oder Unverständnis. Eines stand jedoch fest: Ich war nicht besonders stolz auf mich und hatte es sehr eilig wegzukommen.
    Sobald ich dazu fähig war, erhob ich mich vom Sofa, kämpfte gegen den Schwindel, der das Zimmer um mich drehte, und suchte meine Sachen zusammen. Ich sah, wie Agnès sich auf einen Stuhl stützte, mich anstarrte und sich zitternd auf die Lippe biss. Sie beruhigte sich nur allmählich wieder.
    »Tut mir leid, dass ich Sie so angeschrien habe«, sagte sie gefasster, aber laut und deutlich. »Luc hätte heute hier auftauchen können und wäre auf Sie gestoßen. Vigo, Sie hätten mich in eine peinliche Situation gebracht.«
    »Tut mir leid, Agnès.«
    Das entsprach völlig der Wahrheit. Sie hatte recht. Es war nicht sehr schlau von mir gewesen. Ich hatte auch gar kein Interesse daran, auf ihren Mann zu stoßen. Und immerhin hatte ich ihre Gastfreundschaft missbraucht. Ich war wütend auf mich. Aber ich fand nicht die richtigen Worte, mich zu entschuldigen, zu versuchen, ihr den Anfall, den ich durchgemacht hatte, zu erklären. Ich war immer noch viel zu verstört. In meinem Kopf drehte sich immer noch alles, und ich hatte den Eindruck, immer noch in meinem seltsamen Alptraum zu hängen.
    Auf wackeligen Beinen eilte ich zur Tür und trat hinaus.
    »Es tut mir so leid«, wiederholte ich, als ich die Tür hinter mir schloss. Ich ging die Treppe hinunter, immer noch mit weichen Knien, und ich glaube, ich vergoss Tränen.
40.
    Unten angekommen, blieb ich einen Augenblick in der Halle stehen. Außer Atem musste ich mich an die Glastür lehnen, um mein Gleichgewicht nicht zu verlieren. Mit dem Ärmel fuhr ich mir über die Augen und wischte die Tränen ab.
    Außerhalb des Gebäudes herrschte um diese Zeit reges Treiben auf dem Boulevard des Batignolles.

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