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Das Kopernikus-Syndrom

Das Kopernikus-Syndrom

Titel: Das Kopernikus-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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beruhigend.
    Ich grüble.
    Verdammter Videorecorder.
    Guten Tag, so wie Sie mich hier sehen, stehe ich außerhalb der Zeit. Es muss ein vollständig erklärbares physisches Phänomen sein. Eine Art Überquellen, ein Gleiten. Sicher sehr selten. Aber ich kann nicht behaupten, dass mich das erstaunt, nach all dem Seltsamen, das geschehen ist. Es musste eine rationale Erklärung dafür geben. Einen guten Grund. Und jetzt weiß ich zumindest, was mir geschieht. Ich bin ganz einfach aus der Zeit gefallen. Und bin nicht schizophren, sondern nur jenseits der Zeit.
    Im Übrigen kann ich es überprüfen.
    Eins, zwei, drei.
    Aha, keine Sekunde ist verstrichen. Meine Armbanduhr und der Videorecorder zeigen immer noch dieselbe Zeit an: 88:88.
    Ich bin vermutlich der Einzige, der sie sieht, die Uhrzeit, die nicht existiert. Ich frage mich, ob ich sterblich bin.
    Ich hätte es von Anfang an ahnen müssen. Ich hätte meiner Uhr vertrauen sollen. 88:88. Eine Hamilton! Sie konnte mich nicht belügen. Ich sollte den Uhren mehr Achtung entgegenbringen. Schließlich wissen sie viel mehr von den Fragen der Zeit als wir. Sie können die Zeit messen, die ein Cäsium-Isotop 133 braucht, um einen Lichtstrahl zu absorbieren, der mehr als neun Milliarden Mal schwingt. Nämlich eine Sekunde. Uhren sind wirklich stark.
    Ich weiß nicht, weshalb ich so stur war. Ich muss Agnès benachrichtigen. Sie soll sich keine Sorgen mehr um mich machen. Ich riskiere nichts mehr, es genügt, dass ich mich daran gewöhne.
    Ich muss nur damit aufhören, in die Zeit der anderen zurückkehren zu wollen. Ich muss aufhören, mich daran zu klammern. Das ist sicher gefährlich. Vielleicht sollte ich sogar aufhören, mit ihr Kontakt zu haben. Mit ihnen. Mit jenen, die in der Zeit geblieben sind. Sie können mich bestimmt nicht verstehen. Und ich laufe Gefahr, ihre Zeit entgleisen zu lassen. Dieses Risiko kann ich nicht eingehen. Das ist extrem egoistisch von mir.
    Ich frage mich, ob ich sterblich bin.
    Vielleicht wollten die beiden Kerle im grauen Trainingsanzug mich warnen? Warum nicht? Das klingt einleuchtend, wenn ich es so bedenke. Viel glaubwürdiger als das kleine paranoide Szenario, das ich mir ausgedacht habe. Ich kann mir nämlich gar nicht vorstellen, was Killer in meiner Geschichte zu suchen haben sollten. Ich habe noch nie einer Fliege etwas zuleide getan. Nein, sie sind eher, ja sicher, Zeitagenten. Typen, die über das, was mit mir geschieht, Bescheid wissen. Das würde alles erklären.
    Die Kerle in Grau sind Zeitagenten.
    Im Übrigen wollen sie mir nichts Böses. De Telême hatte recht. Diese Männer wollten mir nichts Böses. Ich hätte zulassen sollen, dass sie es mir erklären. Dann hätte ich es leichter verstanden. Bah, das ist nicht schlimm. Ich brauche sie jetzt nicht mehr. Denn jetzt weiß ich Bescheid. Ich habe von ganz allein alles begriffen. Ich bin in einer Außer-Zeit-Schleife und ich bin nicht schizophren.
    Im Grunde ist es sogar noch einfacher als das, ich bin jenseits der Zeit.
    Und das erklärt bestimmt, weshalb ich den Eindruck habe, ich würde die Gedanken der Menschen hören. Das muss ein physisches Phänomen sein. Weil wir uns nicht in derselben Zeit bewegen, weiß ich bereits, was sie sagen werden, noch bevor sie es ausgesprochen haben, und auf einmal habe ich den Eindruck, ihre Gedanken zu hören. Oder so ähnlich.
    Ich frage mich, ob ich sterblich bin.
    Wird Agnès mir glauben, das ist die Frage. Und wenn sie mir glaubt, werden wir uns dann weiterhin treffen?
    Noch eine Hypothese. Vielleicht bin ich nicht wirklich, nicht im wahrsten Sinne des Wortes aus der Zeit geraten. Vielleicht bin ich ganz einfach an ihrem Ende angelangt. Das wäre ein Vorzeichen für das Ende des Homo sapiens. Ich wäre dann einer der Ersten, die am Ende der Zeit angelangt wären. Denn ich habe begriffen, vielleicht. Ich habe begriffen, dass wir aussterben werden. Ich hatte von Anfang an recht, ich bin jetzt also ganz allein am Ende der Zeitschleife. Im Übrigen bin ich vielleicht nicht der Einzige. Vielleicht gibt es noch andere. Weitere Menschen jenseits der Zeit, wie ich, oder wie die Agenten im grauen Trainingsanzug, die durch die Welt eilen, um die verlorenen Schafe der Zeit zu retten.
    Ich frage mich, ob ich sterblich bin.
    Auf jeden Fall steht fest, dass ich am Ende der Zeit angekommen bin.
    Ich spüre es.
    Ich frage mich, ob ich überhaupt existiere. Es ist seltsam. Ich habe den Eindruck, dass die Zeit sich überschneidet, sich vermischt. Und mein

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