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Das Krähenweib

Das Krähenweib

Titel: Das Krähenweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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wünschen und weiterreiten, denn es lag ihr fern, eine Belohnung zu verlangen.
    Doch Heinrich hielt sie zurück. »Kommt doch ein Weilchen ins Haus«, sagte er und deutete mit einer einladenden Bewegung auf die Tür. »Meine Frau schläft noch, sie hat die ganze Nacht am Bett unseres Sohnes gewacht. Aber ich will versuchen, Euch zu bewirten.«
    Annalena wollte schon ablehnen, als ihr Magen sie daran erinnerte, dass sie nicht wusste, wann sie die nächste Mahlzeit bekam. Sie nickte ihm zu, saß ab und band das Pferd neben dem Haus fest.
    Die Familie wohnte in bescheidenen aber nicht ärmlichen Verhältnissen. Der Geruch von Rauch und Kräutern hing in der Luft. Auf dem Küchentisch stand eine Schüssel, über deren Rand ein mit Blutflecken übersätes Tuch hing. Anscheinend hatte diese Schüssel dem Arzt gedient, um seine Hände darin zu waschen.
    Im gleichen Moment, als sie ihrer ansichtig wurde, bemerkte auch Heinrich, dass er das Behältnis vergessen hatte, und nahm es schnell weg. »Wundert Euch nicht über die Unordnung, der gestrige Tag hat mein Weib ziemlich mitgenommen. Martin ist ihr Ein und Alles.«
    Dass es dem Mann auch nicht anders ging, war ihm deutlich anzusehen.
    »Es stört mich nicht«, entgegnete Annalena. »Ich möchte Euch keine Umstände machen.«
    »Seid versichert, die macht Ihr nicht«, versicherte ihr Gastgeber. »Ihr seht mir so aus, als könntet Ihr ein Morgenmahl vertragen, nicht wahr?«
    »Das könnte ich, vielen Dank.« Annalena setzte sich auf den Stuhl, den Heinrich vom Küchentisch abzog.
    Aus der Speisekammer holte er einen Kanten Brot und ein Stück Speck, das er auf einem groben, mit zahlreichen Kerben und Einschnitten versehenen Brett hereintrug.
    »Ich nehme an, dass Ihr nicht von hier seid. Habt Ihr Verwandte in der Stadt? Oder seid Ihr nur auf der Durchreise?«, fragte Heinrich, während er sich daran versuchte, eine Scheibe von dem Brot zu schneiden. So ungelenk, wie er sich anstellte, fürchtete Annalena um seine Finger. Am liebsten hätte sie ihm den Kanten aus der Hand genommen, doch dann schaffte er es, eine Scheibe abzuschneiden, ohne seinen Daumen dabei einzubüßen.
    »Nein, ich bin eher zufällig nach Dresden gekommen. Ich habe eigentlich kein bestimmtes Ziel«, antwortete Annalena, nachdem sie kurz überlegt hatte, wie viel sie preisgeben wollte. »Vielleicht werde ich mir hier eine Anstellung suchen. Sicher gibt es Schenken, die eine Magd brauchen.«
    Heinrich sagte dazu nichts, stattdessen fragte er: »Woher kommt Ihr?«
    Immer diese Frage nach dem Woher, dachte Annalena. »Ich komme aus Berlin. Ich habe dort als Magd bei einem Krämer gearbeitet, doch dann hat es mich fortgezogen. Ich kann nicht lange an einem Ort sein.« Ohne Ärger zu bekommen, fügte sie im Stillen hinzu. Immer gibt es etwas, das es mir unmöglich macht, zu bleiben.
    »Ihr seid ein Wandervogel, nicht wahr?« Heinrich blickte sie an. Es schien, als wollte ein Lächeln auf sein Gesicht treten, doch seine Züge blieben ernst.
    »Nicht immer«, antwortete Annalena. »Wenn es mir an einem Ort gefällt, dann bleibe ich auch länger oder vielleicht für immer.«
    »Also hat es Euch in Berlin nicht gefallen?«
    »Doch, mein Weggang hatte andere Gründe.«
    »Seid Ihr der Liebe gefolgt?«, fragte Heinrich und schnitt ein zweites Stück von dem Kanten ab. Seinen Daumen verfehlte er glücklicherweise auch diesmal.
    »So in etwa. Doch er ist nicht mehr bei mir.« Annalenas Blick wurde abwesend, als die Sorge um Johann sich in ihre Gedanken drängte. Ob Kunckel bereits auf dem Weg zu ihm ist?, fragte sie sich.
    Heinrich zeigte eine betroffene Miene. Dachte er, dass ihr Freund tot war? »Wenn Ihr wirklich vorhabt, eine Weile hierzubleiben, könnte ich Euch eine Anstellung im Schloss verschaffen. Dort werden immer Mägde gebraucht. Es ist anzunehmen, dass der Kurfürst in den nächsten Wochen oder Monaten nach Dresden zurückkehrt. Dann gibt es noch mehr Arbeit als jetzt, wo nur der Statthalter und der Hofstaat versorgt werden müssen. Es wäre gewiss ein Leichtes, euch dort unterzubringen. Es ist das Mindeste, das ich für Euch tun kann, nachdem Ihr meinen Sohn gerettet habt. Zumindest, wenn Ihr das wollt.«
    Annalena wusste im ersten Moment nicht, was sie dazu sagen sollte. Mit solch einem Angebot hatte sie nicht gerechnet. Sie hatte sich vielmehr darauf eingerichtet, wie schon in Berlin mühsam sämtliche Schenken abzuklappern und nachzufragen, ob eine helfende Hand gebraucht wurde.
    »Ihr müsst Euch nicht

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