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Das Krähenweib

Das Krähenweib

Titel: Das Krähenweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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sich. Wolf Dietrich wäre nur zu gern in Dresden geblieben, um mit dem Goldmacher zu sprechen, aber August hielt es für besser, wenn der Junge sich erst einmal mit dem Schloss und seinem Bewacher vertraut machen konnte.
    Hüttenmeister Pabst, Böttgers offizieller Bewacher, weilte seit gestern in dem für beide vorgesehenen Quartier. Ein Jammer war es nur, dass die Habe Böttgers noch immer in Wittenberg ruhte, und es wohl noch Tage dauern würde, bis sie hier eintraf. Der Kurfürst war von Neugierde und Ungeduld erfüllt, was die Vorführung betraf, nur ein kleiner Teil in ihm zweifelte daran, dass es dem Jungen gelingen würde. Er glaubte fest daran, dass der Bursche ihm Gold machen konnte. So viel, dass er davon eine Armee aufstellen würde, die dem kleinen Schweden das Fürchten lehrte.
    In seiner Phantasie malte er sich bereits aus, wie er siegreich in Riga einziehen würde und Karl XII. ihm demütig die Hand küsste. Vielleicht würde es ihm sein neuer Reichtum sogar erlauben, dem Schwedenkönig Teile seines Landes abzunehmen. Auf jeden Fall würde er diesen vorwitzigen Jüngling dorthin zurücktreiben, wo er hingehörte: in die Kinderstube seines Schlosses Tre Kroner in Stockholm.
    Dieser Gedanke beseelte ihn mit derart guter Laune, dass er sich sogleich an Beichlingen wandte, dessen Gedanken ebenso wie sein Blick ziellos durch den beginnenden Abend schweiften. »Was haltet Ihr davon, zur Zerstreuung eine Jagd zu veranstalten? Gleich morgen früh. Ich denke, meine Falken könnten mal wieder etwas Wind unter ihren Schwingen gebrauchen.«
    Beichlingen zwang sich zu einem Lächeln. »Das ist eine glänzende Idee«, antwortete er, obwohl ihm anzusehen war, dass er lieber einer Demonstration des Goldmachers beigewohnt hätte. Als der Kurfürst ihm erzählt hatte, dass Böttgers Habseligkeiten noch im Gewölbe des Wittenberger Schlosses ruhten, hatte er sich sogleich erboten, loszureiten und sie zu holen. Doch August hatte ihn an seiner Seite haben wollen, und sosehr ihm das auch schmeichelte, die Ankündigung einer Jagd konnte ihn nicht so recht vertrösten.
    Allerdings hatte Beichlingen auch nicht vor, seinen Status als Favorit des Kurfürsten aufs Spiel zu setzen. Ihm war bewusst, dass es viele, darunter Statthalter von Fürstenberg, gab, die ihm seine Position und seinen Einfluss neideten. Fürstenberg war es in den letzten Monaten gelungen, Jacob Graf von Flemming, einen einflussreichen Günstling Augusts, für sich einzunehmen. Diese Männer waren ebenso mächtig wie gefährlich und nur der Umstand, dass Beichlingen August immer wieder seiner Freundschaft versichern konnte, rettete ihm seine jetzige Stellung. Eigenmächtigkeiten und Übereifer im Falle des Goldmachers konnten Fürstenberg und seinen anderen Feinden genug Pulver liefern, um ihn wie ein fettes Rebhuhn abzuschießen. Als er sich darauf besann, verlieh er seiner Miene sogleich wieder einen fröhlichen Ausdruck, denn er wusste, dass sein Herr ein scharfes Auge besaß, was die Stimmungen seiner Höflinge betraf. Auf keinen Fall durfte August seine Loyalität in Zweifel ziehen.
    »Nun denn, Ihr werdet meinen Falknern und meinen Jagdleuten Bescheid geben, dass für morgen alles bereit sein soll. Es wäre doch gelacht, wenn es mir nicht gelänge, einen Hirsch zu erlegen, dessen Geweih noch prachtvoller ist als die im Steinsaal meines Großvaters!« Mit diesen Worten trieb der Kurfürst lachend sein Pferd an, so dass der Schnee von seinen Hufen nur so aufstob.
    Gold und eine schöne Frau, ging es Beichlingen durch den Kopf, als er versuchte, ihn einzuholen. Es gibt kein besseres Lebenselixier für einen Mann.

    Dass Annalena als Letzte in die Gesindekutsche eingestiegen war, hatte seine Vorteile, denn nun genoss sie das Privileg eines Fensterplatzes.
    Außer ihr waren noch die anderen drei Mägde und zwei niedere Kammerfräulein in der Kutsche, die quietschte und ächzte, als würde sie jeden Augenblick ihre Räder verlieren.
    »Ich werde froh sein, wenn diese Tortur vorüber ist«, stöhnte eine der Kammerzofen, die mit den Mägden reisen musste. Wahrscheinlich hätte sie sich nicht beschwert, wenn sie in der herrschaftlichen Kutsche gesessen hätte, mit der Fatime und ihre Gesellschafterinnen reisten. Aber in die gut gepolsterte Kutsche passte nur eine begrenzte Anzahl an Personen, und so hatten die beiden Zofen, von denen eine ihr Schicksal ziemlich gelassen nahm, das Nachsehen.
    Annalena achtete nicht auf ihre Unmutsbekundungen. Unberührt vom

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